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Wagner und Cordes 05 - Mord im Nebel

Wagner und Cordes 05 - Mord im Nebel

Titel: Wagner und Cordes 05 - Mord im Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Franke
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der Nase ziehen«, polterte Manssen verärgert.
    »Tu ich ja gar nicht. Aber du machst hier derart einen auf oberwichtig, das kann man ja nicht aushalten. Lemke und ich arbeiten schließlich ebenso an dem Fall.«
    »Nun mach dir mal nicht ins Hemd, ich wollt’s Christine und Oda einfach nur selbst sagen. Aber wenn sie nicht da sind …«
    »Wenn du meinst, dass ich nicht kompetent genug bin, dann leg auf.« Nieksteit spürte, wie er anfing zu kochen.
    »Mensch, nun stell dich nicht so an. Also. Wir haben die Spuren in Baumanns Zimmer ausgewertet, und wie ich schon vermutet hab, war da Cannabis. Aber es gab auch Reste von Psilos.«
    »Psilos.« Nieksteit, der sich immer über die ziemlich angespannte Beziehung zwischen Oda und dem Rechtsmediziner Krüger amüsiert hatte, bekam schlagartig einen Eindruck davon, wie Oda sich fühlte, wenn Krüger mit seinem Fachchinesisch um sich warf.
    »Psilos sind psilocybinhaltige Pilze«, erklärte Manssen. »Eine bewusstseinserweiternde Droge. Wirkt wie ein Vulkan, der aufbricht. Dagegen ist jeder andere Trip höchstens ein Maulwurfhäufchen.«
    »Also früher war so’n Zeug beim Bund verboten«, sagte Nieksteit nüchtern. »Wehe, wenn einer damit erwischt worden wäre.«
    »Das ist heute immer noch so«, bestätigte Manssen. »Und Baumanns Vater ist Kapitän zur See. Ich denke, da wird es auch zu Hause strenge Regeln gegeben haben.«
    »Sicher hat er das Zeug außerhalb seiner Dienstzeiten und Einsätze genommen und gehofft, das kriegt keiner mit.« Nieksteit fiel es relativ leicht, sich das schwerelose Wohlbefinden vorzustellen, das durch den Körper des jungen Mannes geströmt sein musste, wenn der einen Joint geraucht hatte. Das hatte Nieksteit früher auch getan. Obwohl er keinen Militärzwängen und auch keinem strengen Vater hatte entfliehen müssen. Irgendwie hatte es in seiner Clique dazugehört, billigen Rotwein zu trinken und einen Joint zu rauchen. Alle waren damals ökomäßig angehaucht gewesen: selbst gedrehte Zigaretten, selbst gestrickte Pullover und Socken. Und es war egal gewesen, ob sie das Gras zu Hause oder in Discos und Kneipen geraucht hatten. Die Sofas im »Palazzo« und den anderen Szenekneipen waren verschlissen gewesen, die Beleuchtung schummrig, der Fußboden verklebt von verschüttetem Bier oder Cola oder was auch immer. Der Qualm unzähliger Zigaretten war wie Nebel durch die Räume gewabert. Joints hatten zum Lebensgefühl gehört, zu einer Generation, die anders hatte sein wollen als die Eltern mit ihren strengen Normen. War auch Fabian Baumann einer derjenigen gewesen, für die bewusstseinserweiternde Drogen eine kurze Flucht aus dem soldatischen Berufsalltag bedeuteten? Die Ansprüche an ihn waren bei einem Marineangehörigen als Vater sicher auch von Haus aus hoch gewesen. Oder gehörte der Konsum dieser Drogen lediglich zu einer der aktuellen Modeerscheinungen?
    Manssens Antwort riss Nieksteit aus seinen Gedanken.
    »Ja, davon gehe ich auch aus«, sagte er. »Zumindest die Eltern werden keine Ahnung gehabt haben. Aber es wäre sicher interessant, sie damit zu konfrontieren und herauszufinden, was Baumanns Freunde zu den Drogen sagen. Ob sie überhaupt davon gewusst haben.«
    * * *
    Volker Wilken saß in der PUO -Messe, vor sich einen Becher Kaffee, der längst nicht mehr dampfte. An den übrigen Tischen, die um diese Zeit nicht voll besetzt waren, verliefen die Unterhaltungen anders als gewöhnlich. Die Nachricht von Fabians Tod hatte sich wie ein Lauffeuer an Bord herumgesprochen und überschattete die Vorfreude auf ihren nächsten Einsatz. Wie hatten sie sich darauf gefreut, er, Malte und Fabian genau wie die anderen Kameraden. Denn so schwer es einerseits fiel, sich für mehrere Monate von Freunden, Frauen und Familien zu trennen, so sehr freuten sie sich auf das Teamerlebnis, die Auslandshäfen und waren natürlich auch von Abenteuerlust und Ehrgeiz getrieben. Das Bewusstsein, dass der Einsatz in der Bevölkerung ein fast ungeteiltes positives Echo genoss – im Gegensatz zu den Einsätzen in Afghanistan und im Kosovo –, trug natürlich ebenfalls zur Motivation bei. Und nicht zuletzt spielte auch die finanzielle Seite bei diesen Einsätzen eine beflügelnde Rolle.
    Volker hatte am Horn von Afrika viele Situationen erlebt, deren emotionale Wirkung er seinen hiesigen Freunden nie würde begreifbar machen können. Niemand konnte sich vorstellen, was es bedeutete, tagelang Vorbereitungen für die Befreiung eines Schiffes zu treffen, um dann

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