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Wahnsinn, der das Herz zerfrisst

Wahnsinn, der das Herz zerfrisst

Titel: Wahnsinn, der das Herz zerfrisst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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zu »Don Juan«. die wenig schmeichelhafte Bezeichnung »geistiger Eunuch« einbrachte.
    Durch Pietro Gamba bot sich Byron nun Gelegenheit, etwas mehr zu tun, als nur beißende Angriffe auf Politiker zu verfassen. Er nutzte seine Immunität als Ausländer schamlos aus und versteckte für die »Carbonari«, wie sie sich nannten, Waffen und Munition, gelegentlich auch einen Verwundeten.
    Und trotzdem hätte er Theresa, Widerstand und Italien sofort verlassen, wenn sich eine Möglichkeit geboten hätte, irgendwo mit Augusta zu leben:
     
    … ich habe niemals auch nur einen Augenblick lang aufgehört, noch kann ich aufhören, diese vollkommene & grenzenlose Verzückung zu empfinden, die mich an Dich band & bindet - die mich wirklicher Liebe für irgendein anderes menschliches Wesen gänzlich unfähig macht - denn was können sie mir nach Dir bedeuten? Meine einzige - wir haben vielleicht sehr unrecht gehandelt - aber ich bereue nichts, außer dieser verfluchten Heirat - Deiner Weigerung, mich weiterhin so zu lieben, wie Du mich geliebt hattest - ich kann Dir diese kostbare Bekehrung weder vergessen noch ganz vergeben; - doch ich kann nie ein anderer sein, als ich gewesen bin - und wann auch immer ich etwas liebe, ist es, weil es mich auf die eine oder andere Weise an Dich erinnert…
    Wenn Du mir schreibst, sprich mir von Dir selbst - sag, daß Du mich liebst - sag nichts von den alltäglichen Menschen & Dingen - die in keiner Weise interessant sein können - für mich, der ich in England nur das Land sehe, das Dich umschließt - und rings um es herum nur das Meer, das uns trennt. - Man sagt, Abwesenheit vernichte alle schwachen Leidenschaften - schüre die starken… meine für Dich ist die Vereinigung aller Leidenschaften & aller Zuneigung…
     
    Das Bewußtsein, Theresa, die ihn unzweifelhaft liebte, immer hinter diese absolute Liebe hintanzustellen, machte Byron ihr gegenüber nachgiebig. Er verlegte seinen Wohnsitz zu ihr nach Ravenna und wurde ihr »Cavaliere Servente«, was er seinen englischen Freunden als »akkreditierter Liebhaber« übersetzte.
    Der Cavaliere Servente war eine feste Institution der italienischen Gesellschaft, die er schon in »Beppo« geschildert hatte, eigentlich unentbehrlich für jede verheiratete Dame. Theresas Gatte, Graf Guiccioli, bat nur, ihm doch die Würde eines englischen Konsuls zu vermitteln. Ihre Familie nahm ihn ohne jede Ablehnung auf, und Theresa kümmerte sich rührend um seine Tochter Allegra.
     
    1820 starb in England George III. Aus dem dicken leichtlebigen Prinzregenten wurde König George IV. Eine Ära ging damit zu Ende und zog manche Veränderung nach sich.
    Hobhouse beispielsweise entschied sich nun endgültig, in die Politik zu gehen. Er hatte schon im Vorjahr für einen Sitz im Unterhaus kandidiert und nach seiner Niederlage ein äußerst kritisches Pamphlet über den Zustand des Parlaments verfaßt.
    Es fiel so scharf aus, daß Hobhouse, der seine Autorschaft zugegeben hatte, um den Drucker zu schonen, ins Gefängnis von Newgate wanderte. Byron konnte sich des Kommentars nicht enthalten: »Brummel - in Calais - Scrope in Brügge - Buonaparte auf St. Helena - Du in - Deinen neuen Gemächern - und ich in Ravenna - denk nur, so viele große Männer!« Doch nun, mit der Auflösung des Parlaments, die dem Tod des Königs folgte, kam Hobhouse frei und stürzte sich in eine neue Kandidatur.
     
    »… zieh also aus Mr. Burns Gemächern aus - und zieh ein ins Unterhaus - und beschimpfe es dann so sehr, wie es Dir gefällt, und ich will rüberkommen und Dich anhören. Ernsthaft - ich habe nicht ›gelacht‹, wie Du es von mir vermutet hast - Fletcher ebenso wenig - sondern wir haben beide so feierlich dreingesehen, als ob wir für Dich Bürgschaft leisten müßten…«
    Ausgerechnet der zurückhaltende, stets vorsichtige Hobhouse wurde zum politischen Hitzkopf! Byron wünschte ihm alles Glück zum neuen Wahlkampf. Diesmal trat Hobhouse gegen keinen anderen als den Ehrenwerten George Lamb, Carolines Schwager, an!
    Hobhouse verfaßte Pamphlete und Robert Southey Lobeshymnen. Der Seepoet schrieb eine Glorifizierung des verstorbenen Königs, die ihresgleichen suchte: Einen seit vielen Jahren geistig Umnachteten, der sich seinen Platz in der Geschichte hauptsächlich durch einen Krieg mit den amerikanischen Kolonien nach deren Unabhängigkeitserklärung erworben hatte, als umsichtigen Landesvater und Heiligen auf Erden zu preisen, grenzte wahrlich ans Lächerliche.
    Doch

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