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Wahnsinn, der das Herz zerfrisst

Wahnsinn, der das Herz zerfrisst

Titel: Wahnsinn, der das Herz zerfrisst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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Southey attackierte ins Vorwort seiner »Vision des Gerichtes« auch noch die »Schule des Satans« zweier in Italien ansässiger Dichter und nannte als kennzeichnendes Produkt dieser teuflischen Vereinigung den noch nicht einmal beendeten
    »Don Juan«. Das war zuviel. Byron, der ihm außerdem noch das niederträchtige Gerücht vom »Bund des Inzests« heimzahlen wollte, verfaßte eine Parodie auf Southeys Epos. Er nannte sie ebenfalls »Die Vision des Gerichts«.
    Sie begann mit einer Schilderung des verödeten Himmels, dem es in der letzten Zeit an Neuzugängen fehlt. Lediglich die für die Todeseintragungen zuständigen Engel sind überlastet (Waterloo!). Petrus reagiert dennoch alles andere als enthusiastisch, als endlich ein Anwärter für die ewige Seligkeit erscheint:
     
    »Nein«, sprach der Cherub, »man bringt George den Dritten.«
     
    Und Petrus drauf: »Was ist das für ein Mann?
    George was? und Dritter was?«
    »Monarch der Briten.« -
    »Na, viel Kollegen trifft er hier nicht an.
    Er trägt doch seinen Kopf? nicht abgeschnitten?
    Hier war vor ein’ger Zeit ein Grobian,
    Der Einlaß forderte. Ich wollte nicht;
    Da warf er seinen Kopf mir ins Gesicht.
     
    König von Frankreich, glaub ich, nannt er sich,
    Und dieser Kopf, der nicht mal seine Krone
    Festhalten konnte, schrie - ich bitte dich! -
    Nach Märtyrkronen, gleichsam mir zum Hohne.
    Hätt ich mein Schwert gehabt, mit welchem ich
    Einst Ohren abschnitt, würd ich dem Patrone…
    Indes, da ich nur meinen Schlüssel fand,
    So schlug ich bloß den Kopf ihm aus der Hand.«
     
    Soweit Petrus. Man bringt den alten König, dessen Einlaß in das Himmelreich durch den Protest Satans zunächst verhindert wird. Satan argumentiert, daß dieser Monarch nicht nur ein schlechter Regent, sondern auch stets ein Feind der menschlichen Freiheit gewesen sei. Nicht nur habe er die Amerikaner durch seine ungerechten Gesetze zur Rebellion getrieben, SONdern auch fleißig allen feudalen Tyrannen Europas freigiebig Geld gespendet, die Iren im besonderen und die Katholiken im allgemeinen auf beispiellose Art und Weise unterdrückt; hier horcht Petrus, als erster Papst, auf.
    Satan bringt Zeugen. Dann schleppt sein Helfer Asmodeus auch Southey herein, den er beim Schreiben von irgendwelchem wilden Zeug über Könige, Engel und Gerichte ertappt hatte.
    Southey beginnt, aus seinen eigenen Werken vorzulesen, worauf die ganze Versammlung, Engel wie Dämonen, in Schmerzgeheul ausbricht und das Weite sucht. Petrus befördert Southey in seinen heimatlichen See zurück, und George III.
    schlüpft in dem ganzen Wirrwarr unbemerkt in den Himmel.
    Diese Revanche wurde in der Zeitschrift The Liberal abgedruckt, die Shelleys Freund Leigh Hunt im Exil neu gegründet hatte. Es sollte eine demokratische Literaturzeitschrift werden, und Byron und Shelley versprachen, Hunt Artikel zu liefern.
    In Ravenna kam Byron in wachsende Bedrängnis. Theresa wollte ihre Ehe kirchlich annullieren lassen und bekam schließlich das päpstliche Dekret. Doch der erzürnte Graf Guiccioli hatte dafür gesorgt, daß sie laut allerhöchster Anordnung nach Auflösung ihrer Ehe in einem Kloster leben mußte.
    Nach zähem Ringen mit den kirchlichen Autoritäten erwirkte Theresas Familie schließlich den Zusatz »oder unter dem Dache ihres Vaters«. Das Dach ihres Vaters in Ravenna allerdings konnte es bald nicht mehr sein, weil dieser zusammen mit Byron und seinem Sohn Pietro in einen ernsthaften Konflikt mit der österreichischen Polizei geriet und aus der Stadt verbannt wurde. So beschloß Byron, mit Theresa und ihrer Familie nach Pisa zu den Shelleys zu ziehen.
     
    Seine Tochter Allegra brachte er in einem nahegelegenen Kloster unter. Er liebte Aflegra zwar und es machte ihm Spaß, sie zu verwöhnen, aber andererseits konnte er sich nicht wirklich um sie kümmern. Also schien ihm ein Kloster, wo er sie besuchen konnte, die beste Lösung. Der Gedanke an Allegra brachte ihn immer wieder auf Ada, seine andere Tochter, über die er sich ständig durch Augusta berichten ließ. Er hatte sich ein Porträt schicken lassen, das auf seinem Schreibtisch stand, und fragte immer wieder nach Adas speziellen Eigenschaften und Charakterzügen.
    Byron ahnte nicht, daß er dadurch Annabellas Furcht stets wach hielt. Sie gestattete Augusta nicht, Ada zu sehen oder ihr zu schreiben; »ich will nicht, daß ihr dumme Gedanken in den Kopf gesetzt werden«, sagte sie einmal zu Mrs. Villiers. So mußte Augusta alle Erzählungen

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