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Wahnsinn, der das Herz zerfrisst

Wahnsinn, der das Herz zerfrisst

Titel: Wahnsinn, der das Herz zerfrisst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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harmonisierte… Albé - der liebe, kapriziöse, faszinierende Albé - hat diese öde Welt verlassen! Gott gebe, daß ich jung sterbe!« Mary starb als erfolgreiche Schriftstellerin fast dreißig Jahre später, 1851, im selben Jahr wie Augusta Leigh.
    Für Augusta waren die Jahre nach Byrons Tod eine schwere Zeit. Schon die Beerdigung des nach England überführten Leichnams gestaltete sich grotesk. Lady Byron und ihre Tochter zogen es vor, nicht zu erscheinen. Augusta mußte damit die Rolle der Hauptleidtragenden übernehmen. Der gesamte britische Adel, immer noch nicht sicher, ob er in dem Verstorbenen einen Freiheitshelden oder einen amoralischen Teufel sehen sollte, schickte schwarzbezogene Kutschen, doch sämtliche Karossen waren leer.
    Da der Dekan von Westminster Abbey die Beisetzung in der berühmten »Dichterecke« verweigert hatte, setzte Augusta fest, daß ihr Bruder in der Familiengruft in Hucknall Torekard begraben würde. Auf dem Weg dorthin begegnete der gespenstische Trauerzug Lady Caroline Lamb, die beim Anblick von Byrons Sarg in schrille Schreie ausbrach, Caroline starb wenige Jahre später in geistiger Umnachtung.
    Augusta war zwar in Byrons Testament als Haupterbe eingesetzt worden. Doch der größte Teil seines Vermögens war in den griechischen Freiheitskampf geflossen. Was übrig blieb, machten ihr Captain George Byron, nunmehr siebter Lord Byron, und Annabella streitig, die darin den Lohn der Sünde sah.
    Der Captain lehnte die Rente, die ihm Augusta anbot, ab und konnte nur durch eine außergerichtliche Einigung vom Prozessieren abgehalten werden.
    Annabellas Methode war wesentlich subtiler. Laut einer Klausel im Testament ihres Onkels mußten alle weiblichen Erben seiner Hinterlassenschaft einen Treuhänder für ihr Vermögen einsetzen. Lady Byron verlangte, daß kein anderer als ihr Anwalt Lushington zu Augustas Treuhänder gemacht würde. Dies war die letzte Erpressung, der Augusta sich beugte. Danach brach sie jeden Kontakt mit ihrer Schwägerin ab.
    Es gelang Augusta, Six Mile Bottom zu verkaufen, wodurch ihre sieben Kinder trotz der Eskapaden ihres Vaters in einer Atmosphäre relativer Sicherheit aufwuchsen. Als Augustas älteste Tochter Georgiana sich in einen entfernten Verwandten namens Henry Trevanion verliebte und George Leigh seine Erlaubnis verweigerte, erinnerte ihn Augusta freundlich daran, daß nicht er die Entscheidungen über diese Familie traf. Georgiana heiratete Henry Trevanion und bekam zwei Kinder. Doch auch diese Ehe sollte im Unglück enden.
    Theresa, unzweifelhaft die mit ihrem Schicksal zufriedenste von Byrons Mätressen, hatte ein zweites Mal geheiratet. Auf einer Reise nach England stellte ihr Mann sie überall stolz als
    »die Geliebte von Lord Byron« vor. Es kam zu einer langen Begegnung von Theresa und Augusta. Schon vorher hatte ein loser Kontakt zwischen ihnen bestanden, und Augusta hatte Theresa nach Byrons Tod ein Porträt von ihm geschickt. Die beiden mochten einander sehr.
    In ihren viel später verfaßten Memoiren, in denen sie ein idealistisches Bild von Byron zeichnete, sprach Theresa in tiefer Freundschaft über Augusta. »Sie ist eine große Verehrerin Deiner Person«, schrieb Byron einst an seine Schwester.
     
     
     
    Als Augustas dritte Tochter Elizabeth Medora, von der Familie Libby genannt, fünfzehn Jahre alt war, machte sie ihrer Schwester Georgiana eines längeren Besuch, Bei dieser Gelegenheit wurde sie von Georgianas Ehemann Henry Trevanion verführt.
    Bald stellte sich heraus, daß sie ein Kind erwartete. Georgiana hielt mit ihrem Entsetzen und ihrer Wut nicht zurück. In ihrem Zorn schleuderte sie Libby an den Kopf, daß sie im Inzest und Ehebruch gezeugt sei. Diese Vermutung leitete Georgiana sowohl aus ihren eigenen Kindheitserinnerungen als auch aus dem allgemeinen Gerede ab.
    Libby war zunächst entsetzt. Doch dann kam sie zu dem Schluß, daß es wesentlich romantischer sei, die natürliche Tochter des berühmten Lord Byron als die legitime des Versagers George Leigh zu sein. Sie änderte ihren Namen und wollte fortan nur noch Medora gerufen werden.
    Georgiana und Henry Trevanion beschlossen, Augusta nichts von der ganzen Affäre zu erzählen und Medora bei sich zu behalten, bis sie ihr Kind geboren hatte, das daraufhin heimlich zur Adoption freigegeben wurde.
    Medora blieb jedoch noch länger, trotz der mittlerweile erstaunten und fragenden Briefe ihrer Mutter, und sah sich bald zum zweiten Mal schwanger.
    George Leigh, der

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