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Wahnsinn, der das Herz zerfrisst

Wahnsinn, der das Herz zerfrisst

Titel: Wahnsinn, der das Herz zerfrisst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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Erzählen meiner eigenen Geschichte, sein - aber wirklich & wahrhaftig - sie traf keine Schuld - nicht den tausendsten Teil im Vergleich zu mir - sie war sich ihrer eigenen Gefahr nicht bewußt - bis es zu spät war - und ich kann mir ihre spätere »Hingabe« nur durch eine Beobachtung erklären, die ich nicht für ungerecht halte - nämlich daß Frauen weitaus anhänglicher sind als Männer - wenn man ihnen nur irgendwie Aufrichtigkeit und Zärtlichkeit entgegenbringt,
    Was Ihre A betrifft - weiß ich nicht, was ich von ihr halten soll; - ich lege ihren vorletzten Brief bei - und den vorletzten von meiner A - damit Sie Ihre eigenen Schlüsse aus beiden ziehen können; - ich glaube, Sie müssen der meinen einräumen - daß sie in puncto Begabung eine sehr außergewöhnliche Person ist - aber ich will nicht mehr sagen.«
     
    Als er diesen Brief schrieb, war Byron schon in Aston. Er hatte noch lange mit Lady Melbourne gesprochen, zuletzt in einem wahren Rausch von Erleichterung; endlich mit jemandem über Augusta reden zu können. Doch aus irgendeinem Grund, auf den er nicht kam, schien sie seiner Schwester die Schuld geben zu wollen. Wie dem auch sei, er hatte ihren Rat befolgt und nahm an der Hochzeit James Wedderburn Websters teil. Er war nicht eigentlich mit dem »kühnen Webster«, wie er ihn seiner Streitlust und seiner ständigen Frauengeschichten wegen nannte, befreundet, aber er kannte ihn eben gut. Webster schien wirklich in seine Braut, eine gewisse Lady Frances, verliebt zu sein. Er verbreitete den ganzen Tag Lobeshymnen über sie und handelte sich eine von Byrons boshaften Attacken ein, als er erklärte, Frances sei in allen Eigenschaften, menschlich und moralisch, nur Christus zu vergleichen. Byron schrieb an Lady Melbourne, er persönlich hielte die Jungfrau Maria für ein angemesseneres Sinnbild. »Ich werde ein paar komische Jagoismen mit unserem kleinen Othello haben; - ich selber hätte keine Chance bei seiner Desdemona.« In Webster fanden sich nämlich zwei häufig einander bedingende Eigenschaften vereint: brennende Eifersucht und ein notorischer Hang zu anderen Frauen.
    Byron fand Lady Frances tatsächlich reizend. Sie trug ihr Haar kurzgeschnitten wie Caroline, war auch blond, aber mit einem stark rötlichen Schimmer. In ihrer graziösen Erscheinung erinnerte sie ihn etwas an Mary Chaworth.
    Am zweiten Tag seines Aufenthalts in Aston fühlte Byron sich so einsam, daß er den eigentlichen Zweck seiner Reise vergaß, an Augusta schrieb und sie bat, hierherzukommen. Sie lehnte ab. Er erhielt ihren Brief genau an Websters Hochzeitsabend, betrank sich und faßte einen Entschluß. »Nein, ich bin nicht ärgerlich«, antwortete er auf ihre nächste Epistel, »aber Du weißt nicht, wovor Deine Anwesenheit hier mich bewahrt hätte.« Er hatte beschlossen, Lady Frances zu verführen.
    Die Zeit dazu war ziemlich knapp bemessen, denn die Sitte verlangte, daß die Hochzeitsgäste ungefähr eine Woche nach dem Fest wieder abreisten. Er spielte Frances Billets zu, sah sie erröten, in seine Richtung schauen und den rotgelockten Kopf wieder abwenden, nur um das Spiel nach einiger Zeit zu wiederholen. Als er sie beim Dinner zum zehnten Mal dabei ertappte, wie sie ihn anstarrte, kam er zu der Überzeugung, er könne den nächsten Schritt wagen.
    Er arrangierte ein zufälliges Treffen an einem ungestörten Ort.
    Dort machte er Frances eine offizielle Liebeserklärung und entdeckte zu seiner Überraschung, daß sie völlig unerfahren war.
    Vielleicht hielt ihn diese Einsicht davon ab, ihr mehr als ein paar Küsse zu geben. Er überlegte schon, ob er die Angelegenheit nicht ganz fahren lassen sollte, als er in seinem Zimmer einen leidenschaftlichen Liebesbrief von Frances fand, der jedoch mit der Versicherung schloß, sie könne ihrem Gatten niemals untreu werden. Nun gut. Man würde sehen. Er verlängerte seinen Aufenthalt.
    Lady Melbourne, der er schriftlich Bericht erstattete, zeigte sich hocherfreut über diese Wendung der Dinge. Aber als er wieder abreiste, war er immer noch nicht weiter gekommen. Der kühne Webster lud ihn zwar ein, noch ein wenig länger zu bleiben, doch Byron lehnte ab. Er hatte nämlich entdeckt, daß im benachbarten Doncaster die Rennen stattfinden würden, und mit George Leigh zusammenzutreffen, konnte er in dieser Situation nicht ertragen. Also kehrte er zurück, nicht nach London, sondern nach Newstead Abbey.
    Dort entstand innerhalb von wenigen Tagen ein neues Versepos, »Die Braut

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