Wahrheit Meines Vaters, Die: Roman
es Papd guapol Sieht Papa nicht toll aus!«
Als mein Name aufgerufen wird, führt mich ein kräftiger Aufseher durch einen Metalldetektor und öffnet dann mit einem Schlüssel, den er mit zig anderen an einem Ring am Gürtel trägt, eine Tür zu einer engen
Luftschleuse. Von einem Kontrollraum aus wird die innere Tür geöffnet, und wir betreten die eigentliche Haftanstalt.
Mit einem Aufzug fahren wir zum Besucherbereich im dritten Stock. Ein weiterer Aufseher wacht über eine kleine Schar von Insassen. Einige sprechen in kleinen abgeschlossenen Räumen mit ihren Anwälten. In der Mitte des Raumes sind ein Dutzend Besucherkabinen mit Trennscheibe. Ein Insasse ist an einen Hocker gekettet und hält einen Telefonhörer in der Hand. Ihm gegenüber auf der anderen Seite der Scheibe sitzt eine weinende Frau.
»Warten Sie hier«, sagt der Aufseher. »Wir holen Ihren Mandanten.«
»Hier« ist ein Nebenraum mit einer Neonröhre, die zischt und faucht wie eine nasse Katze. Von hier aus kann ich zwar den Insassen nicht mehr sehen, aber immer noch seine Besucherin. Sie hat sich jetzt vorgebeugt und küßt die Glasscheibe.
Nach einer Weile blicke ich auf die Uhr. Zwanzig Minuten sind vergangen. Ich stehe auf und halte Ausschau nach dem Aufseher. Er sitzt auf der anderen Seite des Besucherraumes und liest den Sportteil des Arizona Republic. »Entschuldigung«, sage ich. »Ich warte immer noch auf meinen Mandanten. Andrew Hopkins.«
Der Mann blickt mich ausdruckslos an, doch er geht durch den Raum zu einem Telefon. Er spricht eine Minute und kommt dann zu mir zurück. »Die haben gedacht, es würde jemand herkommen und Ihnen Bescheid sagen. Ihr Mandant wird nebenan bereits dem Richter vorgeführt.«
Ich rufe Chris Hamilton vom Handy aus an, während ich im Gerichtsgebäude Ost die Treppe hinaufsprinte. »Wie schnell kannst du hier sein?« frage ich. Als mein Bürgschaftsanwalt muß er im Gerichtssaal anwesend sein, auch wenn mein Antrag auf Zulassung für diesen Fall bewilligt wurde. Ich habe keine Zeit, Delia anzurufen, und ich weiß, sie wird mich dafür umbringen. Aber es sieht so aus, als würde Andrew ohne mich einem Richter vorgeführt - einem Richter, dem gegenüber er sich schuldig bekennen will.
Das Gerichtsgebäude ist zehnmal größer als jedes Gericht in New Hampshire. Ein Wachmann bedient am Eingang einen Metalldetektor; eine Frau hat einen kleinen Jungen an der Hand, während sie ihre Handtasche auf das Fließband stellt. Anwälte stehen in der Lobby zusammen und verhandeln mit einem Becher Kaffee in der Hand. Auf Stühlen sitzen wartende Zeugen in ihren kratzigen Anzügen und Kinder mit Malbüchern und Jugendliche in ausgebeulten Hosen.
Ich frage herum, auf welchem der neun Stockwerke und in welchem der zwanzig Säle Andrew zu finden ist, aber keiner, den ich anspreche, kann mir helfen. Also haste ich zum Büro des Sheriffs innerhalb des Gebäudes, zu den Zellen, wo die Insassen warten, bis sie zu ihrem Termin geführt werden. Der Deputy dort hat einen Doc-Holliday-Schnurrbart und einen Buddha-Bauch. »Tja, Pech gehabt«, sagt er, »wenn Sie zu einem Anklageeröffnungsverfahren wollen, sind Sie im falschen Gericht.«
Ich renne hinüber zu dem zentralen Gericht, als ich Chris entdecke, der ebenfalls auf das Gebäude zuhastet. Dieses hat dreizehn Stockwerke mit jeweils fünf Sälen. Ein Blick auf die Warteschlange vor den Aufzügen, und ich folge ihm eine Treppe hinauf. Wir kommen keuchend im fünften Stock an und stürmen zusammen in Gerichtssaal 501 wie ein Duo in einem Comic-Heft, die Rettung in letzter Minute.
Ich wünschte, ich könnte sagen, daß ich voller Zuversicht bin, als ich den Saal betrete, aber meine allgemeine Erfolgsbilanz ist nicht gerade berauschend. Für die Anwaltszulassung brauchte ich zwei Anläufe. Bei den Anonymen Alkoholikern habe ich mich nach dem dritten Anlauf noch einmal bis zur Besinnungslosigkeit betrunken. Ich habe also keinen Grund zu der Annahme, daß diese aktuelle Herausforderung ein besseres Ergebnis bringen wird.
Der Richter ist von allen Vertretern seiner Zunft, mit denen ich bisher das Vergnügen hatte, der imposanteste. Er dürfte mindestens 130 Kilo auf die Waage bringen, hat wallendes graues Haar und gewaltige Fäuste. Auf einem Namensschild wird er als DER EHRENWERTE CAESAR T. NOBLE vorgestellt. »Ach du Schande«, flüstert Chris mir zu. »Mit dem ist nicht zu spaßen.«
Der Häftling, der allein am Tisch der Verteidigung sitzt, erhebt sich, und die Ketten an
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