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Wainwood House - Rachels Geheimnis

Wainwood House - Rachels Geheimnis

Titel: Wainwood House - Rachels Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Stoffers
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anstarrte, als wäre er für alles Übel der Welt verantwortlich. Der rote Kater der Mädchen hatte sich schon wieder in den Salon geschlichen. Er harrte stoisch auf seinem Platz neben Penelopes Stuhl aus, in dem unverrückbaren Bewusstsein, dass er sie nur lange genug anstarren musste, um einen Happen von den gebratenen Nieren zu ergattern. Der verführerische Duft von geräuchertem Fisch und zartem Fleisch lockte den Kater Bonifacius jeden Morgen aufs Neue an ihre Tafel. Die größte Herausforderung seiner Tage auf Erden bestand darin, hinter dem Rücken des gestrengen Butlers in den Salon zu schlüpfen. Ein Kunststück, das die Kinder seit Jahren gespannt verfolgten und auf das beständig Wetten abgeschlossen wurden. Bisher lag sein Rekord bei fünf aufeinander folgenden Tagen, ohne dass Mr Frost ihn rechtzeitig bemerkt hatte. Gelegentlich nahm der Butler grausame Rache, indem er den Kater zu Benjamin ins Kinderzimmer sperrte, wo er das Fell gekämmt bekam und ihm Schleifen um den dicken Hals gebunden wurden. Oder aber er wurde im Dienstbotentrakt eingeschlossen, wo die Köchin ihn mit Schimpftiraden bedachte und ständig jemand über ihn zu stolpern drohte. Doch auch diese mannigfaltigen Gefahren hatten ihn bisher nicht von seiner Mission abbringen können und so leistete er der Familie immer wieder aufs Neue beim Frühstück Gesellschaft.
    Nachdem Lord Derrington äußerst gewissenhaft die Times studiert hatte, überflog er die Korrespondenz auf dem silbernen Tablett mit lapidarer Nachlässigkeit. Er befand, dass nichts davon sofort nach seiner Aufmerksamkeit, geschweige denn einer Antwort verlangte. »Wäre das dann alles, Frost?«, erkundigte er sich mit einer Freundlichkeit, die seinem Butler gänzlich abging.
    »Leider nicht, Mylord.«
    Lord Derrington kannte die Grabesstimme seines Butlers gut genug, um in den feinen Nuancen seiner Verstimmung lesen zu können.
    »So schlimm?«, erkundigte er sich liebenswürdig.
    Maxwell Frosts Blick bedeutete ihm wortlos, dass es kaum ärger hätte kommen können. Nicht einmal dann, wenn der König zur Schlacht um England an die Waffen gerufen hätte. »Unten wartet ein Mädchen mit einem Brief auf Sie, Mylord. Jane Swain. Offenbar wurde sie von Colonel Feltham aus Ägypten zu Ihnen geschickt«, erklärte er seinem Dienstherrn mit jenem Maß an Zurückhaltung und Selbstbeherrschung, das ihm den Ruf eingebracht hatte, ein steinernes Herz zu besitzen.
    »Den ganzen Weg bis nach England?«, erkundigte sich Lord Derrington. »Nun, dann sollten wir sie nicht noch länger warten lassen, nicht wahr?« Er hatte bereits eine halbe Kanne Tee geleert und ein großzügig bemessenes Frühstück verspeist, sodass es ihm gelang, das Unwohlsein zu überspielen, das der Name Feltham bei ihm ausgelöst hatte.
    Inzwischen weckte der Wortwechsel auch das Interesse der Kinder. Das geflüsterte Gespräch von Julian und Penelope verstummte. Selbst Claire sah unwillig von ihrem Teller auf. Es war kein Besteckklappern mehr zu hören und die Tassen standen still. Allein unter dem Tisch war ein vorwurfsvolles Maunzen zu hören, dass kaum dazu angetan sein konnte, die Stimmung des Butlers zu heben.
    »Gewiss, Mylord«, bemerkte Frost ausdruckslos. Die nun folgende wohl pointierte Pause hallte so gekonnt zwischen den Silben hervor wie der einstudierte Kunstkniff eines Bühnenschauspielers und sicherte ihm die ungeteilte Aufmerksamkeit. »Möglicherweise werden Sie allerdings feststellen, dass Miss Swain sich nicht durch das Betragen einer Dame auszeichnet.« Nun verstummte sogar Bonifacius, denn ein solches Ausmaß an Redseligkeit war niemand von Mr Frost gewöhnt.
    »Danke, Frost«, beendete der Hausherr das Gespräch. »Wenn Sie Miss Swain dann bitte in die Bibliothek führen würden? Das wäre dann alles.«
    Mr Frost deutete eine steife Verbeugung an und verließ das Zimmer. Als wäre dies das Signal gewesen, wandte Claire sich endlich wieder ihrem Marmeladentoast zu. Julian tauschte einen bedeutungsschweren Blick mit Penelope aus und Bonifacius konnte sich unter dem Tisch endlich über ein Stück gebratene Niere hermachen.
    Jane wartete zu diesem Zeitpunkt bereits seit zwei Stunden zwischen den glatt gemangelten Laken und schneeweißen Tischdecken. Der Geruch von Seifen lauge hatte sich bereits vor Jahrhunderten in den Wänden der Kammer abgesetzt und auch die getrockneten Lavendelsträußchen unter der Decke vermochte nichts mehr dagegen auszurichten. Quer durch den Raum gespannt, verliefen

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