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Wainwood House - Rachels Geheimnis

Wainwood House - Rachels Geheimnis

Titel: Wainwood House - Rachels Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Stoffers
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mitgebracht.« Auf dem Teller lag ein großes Stück von der Hackpastete, die es zum Abendessen der Dienstboten gegeben hatte, dazu kalte Kartoffeln und Apfelbrot. Der Anblick weckte Lady Penelope nach Wochen voller Suppe und Pudding endgültig auf.
    »Mein Gott, Jane!«, sagte sie mit einer Inbrunst, die keinen Zweifel an ihrer Dankbarkeit offenließ. Sie setzte sich in den Kissen auf und nahm den Teller auf ihren Schoß. Für eine geraume Weile waren von Penny nur selige Kaugeräusche zu hören. Jane zog währenddessen die Papierbögen hervor und breitete sie nebeneinander auf der Bettdecke aus.
    »Sie waren im Einband versteckt, zwischen der Pappe und dem Leinen«, erklärte Jane und fügte dann sicherheitshalber hinzu: »Das Buch hat jetzt einen neuen Einband. Pastellrosa mit weißen Streifen.« Annabell hatte sich im Laufe des Abends noch ein wenig künstlerisch verausgabt. Doch der Einband des Buches war Penelopes geringste Sorge. Mit einem Stück Hackpastete in der Hand beugte sie sich über die Papierbögen. Stumm kauend, völlig in das Studium der Listen versunken, las sie die Schriftzüge ihrer verstorbenen Tante.
    »Ich kenne keinen dieser Namen. Ein paar stammen aus England, andere aus Frankreich und die hier kommen mir völlig fremd vor.«
    »Das sind arabische Namen«, ergänzte Jane, die Pennys Zeigefinger über die Blätter gefolgt war.
    »Was haben die Zahlen zu bedeuten?«, überlegte Penelope laut weiter. »Es steht keine Währung dahinter und keine andere Maßeinheit. Auch geografische Längen- und Breitengrade können wir ausschließen. Die Summen sind aufgerundet. Es könnte um Geld gehen.«
    Wenn das der Fall war, musste es sich um ein Vermögen handeln, dachte Jane, während sie die nicht endenden Zahlenreihen lasen. Hinter einigen Namen stand als zusätzlicher Vermerk in Klammern eine Jahreszahl. Auf dem letzten Blatt waren unter den Namen noch ein weiterer Vermerk und eine lange Ziffernfolge zu lesen. Penelope pickte sich einen heraus. »Das hier ist ein Bankhaus in England und der Rest klingt ähnlich. Vielleicht stehen die Zahlen für Konten oder Aktienanteile, aber damit kenne ich mich nicht aus.« Mit einem äußerst frustrierten Gesichtsausdruck richtete sie sich auf und ging zum Apfelbrot über.
    »Also können wir im Augenblick nichts damit anfangen?«, schlussfolgerte Jane und wusste nicht, ob sie erleichtert oder enttäuscht sein sollte. Sie sah gerade noch rechtzeitig auf, um Penelopes schuldbewussten Blick zu bemerken, die voller Interesse die Krümel auf der Bettdecke musterte.
    »Wir nicht, aber Jules schon, ich meine, Mr Rushforth«, sagte Penny betont beiläufig.
    Jane erinnerte sich plötzlich wieder daran, dass die beiden in jener Nacht zusammen auf dem Boden und auf dem Glockenturm gewesen waren. Und daran, dass Julian Rushforth den Colonel nach London beglei tet hatte. Wo, wenn nicht in der Hauptstadt des Britischen Weltreiches, hätte der junge Mann weitere Nachforschungen anstellen können? Jane verschränkte die Arme vor der Brust und musterte Lady Penelope streng: »Was hat er herausgefunden?«, fragte sie.
    Penny gab sich die größte Mühe, nicht breit zu grinsen, doch besonders zerknirscht sah sie auch nicht aus. »Jules war einen Nachmittag lang im Zeitungsarchiv der Times. Er kennt ja Rachels Sterbedatum. Er fand einen kleinen Artikel, in dem stand, dass sie in einem verwüsteten Hotelzimmer in Kairo erstochen aufgefunden worden war. Außerdem half ihm ein Mitarbeiter des Britischen Museums, etwas über die erste Ausgrabung in Amuth Beli herauszufinden. Leider war es nicht besonders viel. Es lässt sich wohl nicht bestreiten, dass in Ägypten mehr Schatzjäger und Glücksritter unterwegs sind als ernsthafte Wissenschaftler. Und längst nicht alle Entdeckungen werden gemeldet und dokumentiert.«
    Jane nickte stumm, denn daran erinnerte sie sich noch sehr gut. Oft genug waren wertvolle Kunstschätze aus den Gräbern außer Landes gebracht worden, ohne dass darüber die Behörden informiert wurden. Angefangen von den Mumien und kostbarem Goldschmuck bis hin zu ganzen Sarkophagen. Niemand schien sich viel dabei zu denken. Ihr Vater hatte oft darüber geflucht, dass unersetzbare historische Entdeckungen vor lauter Goldgier im Staub der Gräber zertrampelt wurden.
    »Zumindest konnte der Altertumsforscher aus dem Britischen Museum in Erfahrung bringen, dass es eine erste Ausgrabung mit einigen Funden gegeben hatte, die allesamt nicht besonders spektakulär gewesen

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