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Wainwood House - Rachels Geheimnis

Wainwood House - Rachels Geheimnis

Titel: Wainwood House - Rachels Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Stoffers
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mit der Ermahnung, dass Lärm schlechten Manieren den Weg ins Haus ebnen würde und somit tunlichst zu vermeiden sei. Doch auch mit diesem Leitfaden guten Betragens vor Augen musste Jane bald erkennen, dass es noch weit mehr ungeschriebene Regeln gab und dass es ihr spielend gelang, jede einzelne davon zu brechen.
    Zum Frühstück hatten sich auch an diesem Morgen wieder rund zwei Dutzend Männer und Frauen um die lange Tafel versammelt, während die ranghöheren Dienstboten in einem angrenzenden Salon speisten. Die gesellige Atmosphäre in der Gesindekammer hätte Jane gefallen können, wenn sie nur Teil der Gemeinschaft gewesen wäre. Doch während unter den übrigen Dienstboten abgegriffene Zeitschriften, Klatsch und Ratschläge zu allen Lebenslagen umgingen, schien niemand von ihrer Gegenwart Notiz zu nehmen. Immerhin war das Essen reichlich, und wenn Jane nicht zu spät kam, blieb ihr wenigstens eine halbe Stunde Pause, bevor sie hinauf musste, um die Schlafzimmer in Angriff zu nehmen.
    Janes Platz am Rande des Gesindes und die ewig gleiche Arbeit gaben ihr die Gelegenheit, das komplizierte Geflecht der Dienerschaft wie das Verhalten eines fremden Eingeborenenstammes zu studieren. Jeder einzelne von ihnen schien sich über seinen Platz in diesem Gefüge im Klaren zu sein, und über alle damit verbundenen Pflichten und Vorrechte. Das spanische Hofzeremoniell hätte nicht anspruchsvoller sein können. Und doch schien es unter diesem eisernen Ritus noch eine zweite, verborgene Ebene des täglichen Miteinanders zu geben.
    So führte Mrs Chambers zwar einen erbitterten Kleinkrieg um ihre Befehlsgewalt im Hoheitsgebiet der französischen Küchenchefin, suchte aber regelmäßig einen Vorwand, um mit ihr eine Tasse Tee zu trinken. Und gleichwohl der erste Hausdiener August im Rang über seinem Gehilfen Samuel Kingston stand, schien beide eine Art stillschweigende Kameradschaft zu verbinden. Beatrices Gefolgschaft unter den Hausmädchen hingegen fußte auf Furcht. Sie wurde durch einvernehmliche Gehässigkeiten gegen die jüngeren Mägde zusammengehalten. Es schien eine Reihe geheimer Pakte zu geben, die genauso sorgfältig gepflegt wurden wie die erbitterten Kämpfe um den eigenen Aufstieg innerhalb des Machtgefüges im Gesindetrakt. Alle gemeinsam bildeten eine eingeschworene Gesellschaft, die geschlossen gegen jedweden fremden Einfluss auf dem Anwesen stand, das sie als ihr Zuhause betrachteten.
    Noch während Jane an ihrer Tasse nippte, den warmen Haferkuchen vor sich auf dem Teller zur Hälfte verzehrt, stob Samuel zur Tür herein. Er mäßigte seine Schritte gerade noch rechtzeitig, um nicht in Jane hineinzustolpern, und schenkte der Tischrunde ein strahlendes Lächeln, als er bemerkte, dass jeder im Raum zu ihm aufsah. Schnellen Schrittes eilte er zu dem angrenzenden Salon, in dem sich der Butler zusammen mit Mrs Chambers und den ranghöchsten Dienstboten zum Frühstück niedergelassen hatte. Die Hausmädchen sahen gerade lange genug von ihren Tellern auf, um jede von Samuels Bewegungen mit bewundernden Blicken zu verfolgen. Es war Beatrice, die ihm auf sein Klopfen hin öffnete. Nachdem der zweite Hausdiener eingetreten war, hielt sie die Tür gerade lange genug offen, um ihren Blick prüfend die Gesindetafel hinabschweifen zu lassen. Mehrere Mädchenköpfe neigten sich prompt tiefer über ihre Teller. Geschäftig wurde Tee nachgeschenkt und Butter herumgereicht. Die Einzige, die nicht schnell genug weggesehen hatte, war Jane am unteren Ende der Tafel. Als Beatrice’ Augen bei ihr angekommen waren, bekam ihr Lächeln eine gehässige Note, und Jane zweifelte keine Sekunde daran, dass Hanna bereits zu dem Aufruhr in der letzten Nacht befragt worden war.
    Ihr Verdacht wurde zur Gewissheit, als Mrs Chambers sie nach dem Frühstück zur Seite nahm. »Auf ein Wort, Jane!« Die Hauswirtschafterin verfügte über das Geschick, eine höfliche Bitte wie einen militärischen Befehl klingen zu lassen. Während die anderen Dienstboten aus dem Raum strömten, blieb Jane mit Mrs Chambers zurück.
    »Sie sind nun schon fast einen Monat bei uns, und ich habe mich gefragt, wie Sie sich wohl in Wainwood House zurechtfinden«, begann die Hausdame das mit Höflichkeit getarnte Verhör.
    August und Samuel waren an ihnen vorbeigetreten, Seite an Seite, einer der Zwilling des anderen. Als sie hinausgingen, stand die Tür für einen Moment lang offen, sodass Jane einen Blick auf Abby und Hanna werfen konnte, die sich gerade mit einem

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