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Wainwood House - Rachels Geheimnis

Wainwood House - Rachels Geheimnis

Titel: Wainwood House - Rachels Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Stoffers
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die her?«, wollte sie wissen, als sie das Papier aufriss.
    Samuels Stutzen entging Jane, als ihr der dunkle, süßliche Duft entgegenschlug. »Von einem Freund«, erklärte er zögernd.
    Jane schob sich ein einzelnes Stück zwischen die Lippen und presste es genießerisch lutschend mit der Zunge gegen den Gaumen. Eine tröstliche Süße breitete sich in ihrem Mund aus. Die Schokolade in dem engen Tipi im Regen war entschieden besser als Mrs Tillings trockene Zitronenküchlein oder der gezuckerte Tee in der Gesindestube. Jane lehnte sich in die Decke gehüllt gegen die raue Oberfläche des Findlings. Sie zupfte sich das Häubchen vom Kopf und riss sich dabei mehrere Haarnadeln heraus. Samuel half ihr mit einigen geschickten Handgriffen auch die übrigen zu lösen.
    »Sie werden eine weit größere Reserve an Haarnadeln brauchen, wenn diese Frisur jemals halten soll«, bemerkte er trocken. »Glauben Sie mir. Ich habe drei Schwestern. Am besten gehen Sie das nächste Mal zusammen mit den Mädchen zum Dorfladen.«
    Janes Schnauben war bezeichnend. »Bevor oder nachdem sie mich den ganzen Weg über geschnitten haben?«, erkundigte sie sich spitz.
    »Hanna ist gar nicht so übel, sie lebt nur in ständiger Angst vor Beatrice. Und vor fast allem anderen auf dieser Welt, wenn ich es recht bedenke. Wussten Sie, dass sie an einen Spuk glaubt, der Nacht für Nacht auf dem Speicher umgehen soll?« Auch Samuel hatte sich ein Stück von der Schokolade abgebrochen. Obwohl sie in ihren klammen Kleidern fröstelten, hatte keiner von beiden es eilig, ins Haus zurückzukehren. »Sie behauptet steif und fest, den Geist eines jungen Mädchens auf der Treppe zum Dachboden gesehen zu haben.«
    »Es ist nicht nur Hanna«, wandte Jane störrisch ein. »Keines der Mädchen würdigt mich auch nur eines Blickes. Und wenn doch, dann ist es nur ein hämischer.« Es war für Jane nicht leicht, sich um die Zuneigung von Menschen zu bemühen, die sie wie ein bizarres Ausstellungsstück aus einem Kuriositätenkabinett betrachteten.
    »Wir haben nicht viel Abwechslung hier auf Wainwood«, beteuerte Samuel leutselig. Er wurde dafür mit einem Tannenzapfen beworfen.
    »Das ist mein Ernst«, fügte er grinsend hinzu. »Ich wette, die Mädchen würden in Wahrheit gern ein paar Geschichten über Ägypten oder von Ihrer Reise nach England hören, sie trauen sich nur nicht danach zu fragen.«
    »Aus Angst vor meinem Zigeunerfluch?«
    »Besser vor dem Zigeunerfluch als vor den Läusen, oder?«
    »Und doch sitzen Sie gerade mit einer verlausten Zigeunerin im Wald. Sind Sie jetzt nur besonders furchtlos oder klüger als der Rest?«, wollte Jane spöttisch wissen.
    »Beides!« Samuel verneigte sich im Sitzen vor ihr, die weiß behandschuhte Hand zur Verdeutlichung auf die Hemdbrust gedrückt. Als er wieder gerade saß, war das unbekümmerte Grinsen von einem ernsten Blick weggewischt worden. »Außerdem weiß ich, wie es ist, von niemandem wirklich gesehen zu werden.«
    »Das vermag ich kaum zu glauben.«
    »Wir alle haben Geschichten, die wir niemandem erzählen, nicht wahr?« Als hätte er bereits zu viel gesagt, war Sam aufgestanden und streckte Jane eine Hand entgegen, um ihr auf die Füße zu helfen. »Sind Sie bereit, sich der Bestie zu stellen?«
    Jane spähte durch die Baumstämme in die Dunkelheit, in der Wainwood House liegen musste. Der Schein der Sturmlaterne ließ die Nacht jenseits der Findlinge noch viel schwärzer erscheinen und sie war sich ihrer verwahrlosten Erscheinung nur zu bewusst.
    »Was wird Mrs Chambers sagen?«, fragte sie beklommen. Die Angst, wieder allein auf der Landstraße zu stehen, ohne Ziel und mit nichts als dem kläglichen Rest ihrer Reisekasse, saß ihr noch immer im Nacken.
    »Das kommt darauf an, ob es uns gelingt, Sie so lange zu verstecken, bis Sie sich waschen und umziehen konnten«, gab Samuel zu bedenken. »Aber danach wird sie Sie wegen des Geschirrs rügen. Sie wird es Ihnen vom Lohn abziehen und Sie ermahnen, in Zukunft vorsichtiger zu sein. Es ist nicht so, als könnten sie uns wie Galeerensklaven in Ketten legen.«
    Offenbar waren Jane ihre Zweifel an dieser Behaup tung deutlich anzusehen. Samuel drückte leicht ihre Hand. »Es ist nicht ganz so übel, wie es den Anschein hat«, erklärte er geduldig. »Stellen Sie sich Wainwood House wie ein Schiff auf hoher See vor. Es gibt hier genauso eine strenge Hierarchie wie in der Navy, doch nur deshalb, weil jeder Handgriff sitzen muss und jeder einzelne von uns hart

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