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WAKE - Ich weiß, was du letzte Nacht geträumt hast (German Edition)

WAKE - Ich weiß, was du letzte Nacht geträumt hast (German Edition)

Titel: WAKE - Ich weiß, was du letzte Nacht geträumt hast (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa McMann
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Schulbücher vom Couchtisch ein. Dort ist noch der Zettel, den Carrie dagelassen hat. Zögernd öffnet sie ihn.
    Wir müssen dringend reden, Janie. Bitte. Ich flehe dich an. Carl.
     
    Sonst steht da nichts.

07:55 Uhr
     
    Janie wartet, bis es klingelt, und schleicht dann in die Schule. Kurz bevor Mr Purcell die Tür schließt,kommt sie zur Englischstunde. »Ich gehe davon aus, dass es Ihnen besser geht, Miss Hannagan«, säuselt er.
    Janie geht davon aus, dass das eine rhetorische Frage ist, und ignoriert ihn.
    Sie spürt Carls Blicke.
    Aber sie sieht ihn nicht an.
    Es ist eine Tortur, genau.
    Jede verdammte Stunde, von jedem verdammten Tag.
    Eine Tortur.

12:45 Uhr
     
    Er gibt auf.
    Janie hat Angst vor der Lesestunde. Aber er gibt auf. Er setzt sich in die entgegengesetzte Ecke der Bibliothek, nimmt die Brille ab und legt den Kopf auf die Arme.
    Sie registriert befriedigt, dass er tatsächlich beschissen aussieht. Genau wie Carrie gesagt hat.
    Carrie lässt sich neben ihr nieder.
     
    Falls Carl träumt, merkt Janie es jedenfalls nicht. Stattdessen legt sie den Kopf auf die Arme und versucht selbst zu schlafen. Aber sie gerät wieder in einen dieser Träume vom Fallen. Diesmal ist es ihr eigener.Dann wird sie wach und Carrie ist bei ihr. Oder besser gesagt, Janie ist bei Carrie. Und Stu.
    Janie sieht neugierig zu.
    Carrie sieht aus, als ob es ihr gefällt.
    Sehr.
    Vier Mal.
    Einmal hat Janie schon gereicht.
    Und sie glaubt wirklich nicht, dass Stu so einen Großen hat. Damit hätte er nie hinter Ethels Steuer gepasst.
     
    Jetzt weiß Janie, was sie so verpasst. Sie ächzt, als Carrie sie am Arm stupst.
    Steht auf.
    Noch zwei Stunden.
    Janie ist müde. Dabei muss sie am Abend eine volle Schicht arbeiten.
    Anscheinend muss alles erst schlimmer werden, bevor es besser wird.
    Falls es je besser wird.
    Janie hat da so ihre Zweifel.

22:41 Uhr
     
    Miss Stubin liegt im Koma.
    Den ganzen Abend sind die Ärzte bei ihr.
    Janie bleibt ängstlich in der Nähe.
    Und dann stirbt Miss Stubin. Direkt vor Janies Augen.
    Janie weint. Sie weiß nicht genau, warum – sie hat noch nie geweint, wenn ein Heimbewohner gestorben ist. Aber diese Frau hatte etwas Besonderes.
    Auf jeden Fall ist sie froh, dass Miss Stubin mit dem netten jungen Soldaten geschlafen hat, auch wenn es nur in einem Schwarz-Weiß-Traum gewesen ist.
     
    Die Pflegeleiterin schickt Janie ein wenig früher nach Hause, weil sie der Meinung ist, dass Janie immer noch etwas mitgenommen aussieht. Janie ist wie gelähmt. Erschöpft. Seit zwei Uhr nachts auf den Beinen.
    Sie verabschiedet sich von Miss Stubin. Nimmt ihre alte, knorrige Hand und drückt sie leicht.

22:31 Uhr
     
    Langsam, mit heruntergelassenen Fensterscheiben, fährt Janie nach Hause, die Hand griffbereit an der Handbremse. Sie fährt durch die Waverly. An Carls Haus vorbei.
    Nichts.
    Zu Hause fällt sie ins Bett.
    Keine Zettel, keine Anrufe, keine Besuche. Nicht, dass sie darauf gehofft hätte, natürlich. Der Mistkerl.

22. Oktober 2005
     
    Janie hat Tagesschicht. Es ist Samstag. Sie wird für den Bastelraum eingeteilt. Das freut sie, denn die meisten Bewohner des Heather-Heims schlafen beim Basteln nicht ein.
    In der Pause erscheint die Direktorin, obwohl Wochenende ist. Sie ruft Janie in ihr Büro und schließt die Tür.
    Janie ist besorgt. Hat sie etwas falsch gemacht? Hat jemand sie in einem Traum beobachtet und gedacht, dass sie faulenzt?
    Zögernd setzt sie sich auf den Stuhl am Schreibtisch der Direktorin.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragt sie vorsichtig.
    Die Direktorin lächelt. Reicht Janie einen Umschlag.
    »Das ist für dich«, sagt sie.
    »Was ist das?«
    »Ich weiß es nicht. Es ist von Miss Stubin. Man hat es bei ihren Sachen gefunden, als der Leichenbeschauer kam. Mach es auf.«
    Janie macht große Augen. Ihre Finger zittern ein wenig. Sie öffnet das Siegel und zieht ein zusammengefaltetes Blatt Briefpapier heraus. Als sie es auseinanderfaltet, fällt ein kleines Stück Papier zu Boden. Sie liest. Die Handschrift ist kaum lesbar. Krakelig. Von einer Blinden geschrieben.
     
    Liebe Janie,
    vielen Dank für meine Träume.
    Von einem Fänger zum anderen.
    Martha Stubin.
    P.S. Du hast mehr Kraft, als du denkst.
     
    Janie bleibt fast das Herz stehen. Sie holt tief Luft. Nein, denkt sie. Unmöglich.
    Die Direktorin hebt das kleine Stück Papier vom Boden auf und reicht es Janie. Es ist ein Scheck.
    »Fürs College«, steht dort als Verwendungszweck.
    Es sind fünftausend

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