WAKE - Ich weiß, was du letzte Nacht geträumt hast (German Edition)
Dollar.
Janie sieht die Direktorin an, die so sehr strahlt, dass ihr fast das Gesicht auseinanderfällt. Sie sieht erst den Scheck an und dann wieder den Brief.
Die Direktorin steht auf und drückt Janie die Schulter. »Gut gemacht, Kleine«, schnieft sie. »Ich freue mich so für dich.«
15:33 Uhr
Ein Anruf für Janie.
Sie eilt zum Empfang. Was für ein merkwürdiger Tag.
Es ist ihre Mutter.
»Da ist dieser Hippie an der Tür, er sagt, er geht nicht weg, bis er mit dir gesprochen hat. Kommst dubald nach Hause? Er will es wissen und ich geh jetzt ins Bett.«
Janie seufzt. Sie schreibt ihren Dienstplan jede Woche in den Kalender. Aber sie ist amüsiert. Vielleicht, weil sie von Miss Stubin einen Scheck bekommen hat. Vielleicht, weil ihre Mutter Carl einen Hippie nennt.
»Ich komme um kurz nach fünf, Ma.«
»Muss ich mir wegen dem Typ an der Tür Sorgen machen oder kann ich ins Bett gehen?«
»Du kannst ins Bett. Er … äh … er ist kein Vergewaltiger.« Das zumindest weiß ich. Sie legen auf.
17:21 Uhr
Carl wartet nicht mehr vor der Tür.
Janie geht hinein. Auf dem Küchentresen unter einem schmutzigen Glas ist ein Zettel mit der krakeligen Handschrift ihrer Mutter.
Der Hippie konnte nicht länger warten.
Kommt morgen wieder.
In Liebe, Mum
In Liebe, Mum , steht da.
Das ist das Bemerkenswerteste daran.
Janie zerreißt den Zettel in Fetzen und wirft sie in den überquellenden Mülleimer.Sie zieht sich um, stellt ein Fertigessen in den Ofen und zieht ihre Collegebewerbungen hervor.
Fünftausend. Nur ein Tropfen auf den heißen Stein, weiß sie. Aber es ist immerhin etwas.
So wie Miss Stubins Brief.
Das war schon ein Ding!
Janie kann es immer noch nicht fassen.
Sie sieht den Papierstapel vor sich durch. Das alles ist ihr so fremd. Antrag auf finanzielle Unterstützung, Stipendiumsanträge, einen Aufsatz schreiben? Mann! Sie muss damit weiterkommen.
Sie hat keine Ahnung, was sie von der Zukunft erwartet.
Aber Naturwissenschaften, Mathematik … vielleicht Forschung. Vielleicht Traumforschung.
Oder auch nicht.
Diesen Teil ihres beschissenen Lebens würde sie gerne vergessen.
Sie ruft Carrie an. »Was machst du gerade?«
»Ich bin zu Hause. Allein. Und du?«
»Ich frage mich gerade, ob bei einer deiner reichen Freundinnen wohl grade eine Party läuft.«
Nach einem Moment des Schweigens fragt Carrie: »Warum?« Sie klingt misstrauisch.
»Ich weiß auch nicht«, lügt Janie. »Mir ist langweilig. Kann ich nicht mitkommen? Als deine Verabredung oder so?«
»Janie!«
»Was?«
»Du willst doch gar nicht da hin.«
»Wieso? Mir ist einfach nur langweilig. Ich war noch nie auf einer von diesen organisierten Partys da oben. Du weißt schon, wenn die Eltern weg sind und den Kids den ganzen Alk und so dalassen.«
Carrie wird wieder still. »Du wartest auf ihn, stimmt’s? Ich komme rüber.«
Sie legt auf.
Zehn Minuten später kommt Carrie mit ihrem Schlafsack. »Kann ich hier schlafen?«, fragt sie zuckersüß. »Wir hatten schon ewig keine Pyjamaparty mehr.«
Janie sieht sie skeptisch an. »Was ist los?«, fragt sie. »Sag’s mir!«
Carrie wirft ihren Krempel aufs Sofa. »Hast du was Essbares da? Ich habe noch nicht gegessen.« Schnüffelnd öffnet sie den Ofen. »Iihh! Können wir nicht was Richtiges kochen?«
»Na gut«, seufzt Janie. Sie geht in der Küche auf Suche. Der Kühlschrank ist heute erstaunlich voll. »Sind dir Fajitas recht?«
»Perfekt«, freut sich Carrie. Sie mischt zwei Wodka-Tonic, fügt einen Spritzer Orangensaft hinzu und reichte Janie einen.
»Würdest du wohl bitte damit aufhören?«
»Womit?«
»Mit diesem ganzen klebrig-süßen Getue. Das geht mir auf die Nerven.«
Carrie blinzelt. »Ich weiß nicht, wovon du redest. Und jetzt gib mir das Gemüse zum Schneiden.«
Sie bereiten sich ein Festmahl zu, machen Guacamole und alles andere selbst. Janie wickelt das Fertiggericht in Alufolie und stellt es in den Kühlschrank. Wahrscheinlich wird ihre Mutter es essen. Kalt. Zum Frühstück oder so.
Als die Fajitas fertig sind, schwirrt Janie von ihrem zweiten Drink schon der Kopf und Carrie gießt nach.
Sie gehen ins Wohnzimmer und schalten MTV ein.
»Also, willst du mir jetzt sagen, was los ist, oder nicht?«, verlangt Janie.
Carrie seufzt und sieht sie besorgt an. »Ach Janie, trauerst du immer noch Carl nach?«
Janie nimmt einen Schluck von ihrem Drink und lügt: »Ich … ich komme über ihn hinweg. Ich rede nicht mit
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