Wald
veranstalte und von nun an, an jedem zweiten Freitag im Monat in meiner Burg zu feiern gedenke!«
Er atmet tief aus, als er am Ziel seiner einstudierten Rede angekommen ist. Die Komtess sieht ihn mit ungläubigen Augen an.
»Mildtat? Das ist wahrlich eine neue Entwicklung in Eurer Burg. Aber sagt, was genau meint Ihr damit? Ich sehe nichts als leere Bänke.«
»Seid unbesorgt! In wenigen Augenblicken wird sich der Hof füllen und dann hagelt es eine Armenspeisung, Gnadenerlasse und natürlich eine Klosterspende!«
Tatsächlich, im Moment da er dies sagt, betritt Orfin die Szenerie. Mittlerweile ordentlich angetrunken, beim Gehen immerzu mit einem Fuß nach links abdriftend, aber dennoch gefolgt von nicht weniger als fünfzehn dubiosen Gestalten. Diese sind ebenso wenig nüchtern wie er, dafür in schäbige Kartoffelsäcke gehüllt, die Orfin auf dem Weg zur Burg beim Kontor erstehen konnte. Auch eine vermeintlich mittellose Witwe ist unter ihnen – die unförmige Wirtin. Diese hatte sich in ihrem Leben freilich noch nie in das enge Korsett einer Ehe zwängen lassen, aber für vier Schilling, die Aussicht auf ein Festessen und eine gute Portion Unterhaltung, lies sie sich die Witwenrolle schließlich aufschwätzen.
»Was ist das denn?«, flüstert Svetopluk dem Narren ins Ohr.
»Ich fürchte DAS sind unsere Bedürftigen.«
Und ich fürchte, die Komtess wird mir das nicht abnehmen, denkt Svetopluk. Er wird ein ernstes Wort mit Orfin reden müssen, wenn dieser Zirkus vorbei ist. Wer soll denn diesen Kreuzzug der Idioten für einen Haufen Bedürftiger halten?
»Ich glaube da kommt euer Gefangener für den Gnadenerlass«, bemerkt der Hofnarr pflichtbewusst.
Gerade im rechten Moment!
Der Kerkermeister zieht ein schmächtiges Knochengestell an einer Kette hinter sich her, dass kaum die eigenen Beine bewegen kann, dafür das Mundwerk um so mehr. In einem fort sprudeln widerliche Flüche auf die Obrigkeit und die Welt im Allgemeinen aus der Schnute des Delinquenten auf die Festgesellschaft nieder. Der Abt beginnt sogleich an seiner Kutte zu rütteln, so als wollte er die dreckigen Worte von sich abschütteln.
Wie so oft in letzter Zeit muss Svetopluk zum Tuch greifen, um sich den Schweiß von der Stirn zu tupfen. Er dreht sich zur Komtess und versucht in ihren Gesichtszügen zu lesen. Doch da ist nichts.
»Du kahle Kanaille, hässlicher Wurm!«
Der Kerkermeister bringt den Gefangenen drei Schritt vor dem Fürsten zum Stehen.
»Ratdösselige Rattenbrut! Zeigen werde ich's dir!«
Svetopluk sieht sich hilflos um und will beinahe ansetzen, um die Frage zu stellen, ob dies wirklich der geeignetste Gefangene für eine Begnadigung sei, schluckt seine Bedenken im letzten Moment herunter, und sagt stattdessen, »Ah --- ha, ha, ha ---« Dann dreht er sich zur Komtess. »Seht diese arme Seele, ist er nicht lustig --- ha« und zurück zu dem Gefangenentransport, »so lasst Ihn endlich frei! Er ist frei! Ich habe Ihn in meiner großen Güte begnadigt!«
»Dir hat wohl'n Spatz ins Hirn geschissen Du schuppeliches Gezücht!«, sagt der Verbrecher, als ihm die Ketten von den Händen gelöst werden.
»Nun lasst uns feiern!«, schreit Svetopluk in den halb leeren Hof.
Während die vermeintlich Armen, noch immer wie belämmert herumstehen, da sie nicht wissen, was als Nächstes von ihnen verlangt wird, setzt Orfin sich neben den Abt an die Tafel. Unangenehm für den Mönch ist es, dass Orfin, gerade als er sein Gesäß niederlässt, eine Portion Magensäure durch den Hals pumpt. Mit weit aufgerissenem Mund stößt er auf. Der Abt weicht mit dem Kopf zurück, aus Angst er könne der Dämpfe in Ohnmacht fallen.
Auch Svetopluk tritt nun an die Tafel und will einen Trinkspruch ausrufen, wird aber von dem Begnadigten unterbrochen, der ihm den Becher Wein aus der Hand reißt und den gesamten Inhalt über dem fürstlichen Haupt ausgießt.
»Da hastes, Du Doppelfurz!«
Zwei Wachen setzen sich in Bewegung um den Unruhestifter, der mittlerweile ziellos Bänke umwirft und mit Obst, Walnüssen und Käsestücken umherwirft, einzufangen. Doch Svetopluk winkt den beiden zu, sodass sie auf halber Strecke verwirrt stehen bleiben.
»Nun, ähm«, es fällt ihm in der Tat nicht leicht die Fassung zu bewahren, wenigstens bemüht er sich, »dann lasst uns nun zur Klosterspende kommen«, fährt er im Programm weiter. »Erhebt Euch Abt.«
Llyle und ihre Zofe haben sich hinter zwei weiteren Wächtern verschanzt und beobachten das Geschehen aus
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