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Waldstadt

Waldstadt

Titel: Waldstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Leix
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der Dusche und genoss das hinunterfließende Wasser. Allmählich beruhigte er sich wieder und kühlte ab, dann schwang er sich auf sein Rad, um quer durch den Hardtwald von Neureut nach Hause in die Waldstadt zu fahren.
    Er wählte den Weg über die Rintheimer Querallee. Erschöpft und nachdenklich trat er nicht so kräftig in die Pedale wie sonst. Er musste handeln, schnell, am besten sofort – oder nein, nicht wieder etwas Unüberlegtes, besser heute Nacht! Vielleicht hier?
    Er stieg ab und schaute die Allee entlang. Schön gerade war sie, er hatte beste Übersicht, ringsum auch dicht belaubtes Unterholz. Warum nicht so wie beim ersten Mal? Das hatte doch prima funktioniert. Aus der Dunkelheit auftauchen, vom Rad stoßen, Schlinge über den Kopf, zuziehen und ab ins Dickicht. Genau so würde er es machen. Anspruchsvollere Werke konnten noch warten. Denen würde er es zeigen!
     
    Als er durch das Treppenhaus nach unten ging, blieb er vor der Wohnungstür im ersten Stock kurz stehen und lauschte. Er hörte gedämpfte Geräusche, Geklapper von Tellern und Töpfen, ab und zu ein paar Gesprächsfetzen. Die Stimmen konnte er unterscheiden. Dunkler und leicht kurzatmig der voluminöse Kommissar, heller und schneller seine Frau, mit der er sich hier schon öfter ganz nett unterhalten hatte.
    Leider verstand er nichts, nebenbei lief anscheinend auch noch der Fernseher. Schnell ging er weiter nach unten, nicht dass sein Lauschen noch durch einen der Türspione beobachtet würde.
    Es war neun Uhr abends, Anfang September und wurde bereits ein klein wenig dämmerig. Gerade rechtzeitig, dachte er und bestieg sein Bike. Er trug ein leuchtgrünes T-Shirt, Hose und Sportschuhe waren schwarz. Mit zwei Klettlaschen befestigte er eine mittelgroße Lenkertasche und steuerte den Hardtwald an. Nachdem er die Theodor-Heuss-Allee überquert hatte, tauchte er in das weiche Abendlicht des Waldes ein. Auf der Friedrichstaler Allee stieg er kurz ab, um zu überlegen, welchen Weg er nehmen wollte. Gleich nach links, bis zur Querallee und dann wieder nach rechts? Nein, er entschied sich dafür, den ausgewählten Platz über ein paar schmale Nebenwege zu erreichen.
    Erst mal einige 100 Meter nach Norden. Das Licht schwand zusehends. Weiter vorne registrierte er drei Radler, die sich miteinander unterhielten. Er fuhr nicht übermäßig schnell, eher im gemächlichen Tempo des Kommissars. Ja, im Juni, da hatte er ihn doch einmal hier im Wald getroffen.
    In seinem Kopf arbeitete es allerdings auf Hochtouren. Wer war das wohl? Was brachte es ihm? Wieso kam einer auf eine solche Idee? Stand darauf eine Strafe? Irreführung der Behörden? Vorspiegelung falscher Tatsachen? Vielleicht war die Zeitung ja auch selbst schuld, wenn sie auf eine derart plumpe Fälschung hereinfiel. Schon diese einfache Sprache! Das hätte doch einer merken müssen!
    Womöglich wollte der damit noch berühmt werden! Genau, so wie damals bei den Hitler-Tagebüchern. Nein, niemals – der Ruhm gehörte alleine ihm, keinem anderen.
    Wütend trat er stärker in die Pedale. Die drei Radfahrer standen immer noch am selben Platz. Einer schien etwas in der Satteltasche des anderen zu suchen. Jetzt hob der die Arme über den Kopf. Der andere fasste ihn an, tatschte an ihm herum. Was sollte das bedeut …?
    »Verdammt!« Panisch machte er eine Vollbremsung, sein Hinterrad quietschte, er riss den Lenker herum und erwischte gerade noch den schmalen Fußweg, der nach links abging. Ein rot-weißes Band! Er fuhr durch, riss es dabei ab, kam noch 20 Meter weit, dann war der Weg versperrt. Eine dünne Kiefer lag quer. Er sprang vom Sattel, schnappte sein Rad, hievte es hinüber. Ein schneller Blick zurück – nichts! Niemand zu sehen. Vielleicht hatte er Glück und seine abrupte Wendung war unbemerkt geblieben – hoffentlich.
    Polizei, zivil, die hatten jemanden abgetastet, das konnte nur Polizei sein, ganz klar. Er riss die Augen auf – die suchten ihn! Waren speziell auf ihn angesetzt. Ob noch mehr unterwegs waren?
    Panik packte ihn, legte sich wie ein eiserner Ring um seine Brust. Sie waren hinter ihm her, jagten ihn, wollten ihn schnappen.
    Er hastete weiter. Ein paar Meter fuhr er, dann musste er das Bike wieder über eines der gefällten Stämmchen tragen. 20 dieser Hürden überwand er, dann blieb er stehen, sah zurück. Nichts, keiner folgte. Dennoch saß ihm die Angst wie ein Kloß im Hals. Er fühlte seinen Puls am Hinterkopf pochen. Das Herz raste. Weiter! Das nächste Stück

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