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Waldstadt

Waldstadt

Titel: Waldstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Leix
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Falle! Ihn wollten sie fangen! Er sollte in der Schlinge zappeln!
    Unglaublich, und er war darauf hereingefallen. So blöd! Er warf sich wieder auf sein Bett. Wälzte sich herum, voller Unruhe. Dennoch musste er die Tasche holen und seinen Geldbeutel suchen. Morgen, ganz früh. Bei den vielen Radfahrern, die zur Arbeit unterwegs waren, würde die Polizei bestimmt keine Kontrollen machen. Hoffentlich nicht!
    Endlich schlief er ein, doch schon eine Stunde später wachte er schweißgebadet wieder auf. Ging zum Kühlschrank, trank etwas Orangensaft, legte sich wieder hin.
    Um zwei Uhr dasselbe. Dann schlief er durch bis um halb fünf. Er schaute fern, wusste aber bald nicht mehr, was er noch wenige Minuten zuvor gesehen hatte, duschte um halb sechs, zog kurz nach halb sieben die Tür hinter sich zu und ging die Treppe hinunter.
    Plötzlich blieb er wie angewurzelt stehen. Eine ihm wohlbekannte, rundliche Gestalt kam von unten hoch. In der einen Hand eine Bäckertüte, in der anderen …
    Das Herz rutschte ihm in die Hose. Er wusste, jetzt war alles verloren, aus und vorbei. In der anderen Hand hielt Oskar Lindt eine schwarze lederne Geldbörse. Ein Loch schien sich unter seinen Füßen aufzutun. Sollte er weglaufen? Nach oben? Da gab es kein Entkommen. Nach unten? Den Kommissar umrennen, wegstoßen? Er stand wie festgewachsen, konnte sich nicht bewegen.
    Lindt schien seinen Nachbarn erst jetzt zu bemerken. »Hallo, schon munter?«
    Warum tut der so harmlos? Gleich nimmt er mich fest. Er brachte kein Wort heraus.
    »Das hier haben Sie sicher schon vermisst. Lag im Keller bei Ihrem Rad, neben meinem. Habs gerade gesehen, als ich Brötchenholen war.«
     
    »Der war nicht gut drauf, unser Nachbar von ganz oben«, sagte Oskar kurz darauf zu Carla. »Kaum ein ›Danke‹ hat er über die Lippen gebracht. Aber wie der auch ausgesehen hat, verquollene Augen, richtig übernächtigt. Na ja, wenn ich da oben unterm Dach schlafen müsste, bei dieser Bullenhitze …«
     
    Im Präsidium war es nicht weniger heiß. Verschiedene Bereitschaftspolizei-Führer trugen die Meldungen ihrer Mannschaften vor. Speziell einzelne Männer waren kontrolliert und observiert worden. Leibesvisitationen, Taschenkontrollen, eindringliche Fragen nach dem Woher und Wohin – bis zur Personalienfeststellung reichten die durchgeführten Maßnahmen.
    Festnahmen hatte es leider keine gegeben. Ein paar Partypillen und zwei Rauschgift-Briefchen, die man Junkies abgenommen hatte. Wirklich eine spärliche Ausbeute.
    »Manche taten ganz schön genervt, andere ließen die Prozeduren ohne Kommentar über sich ergehen. Fünf Mal wurden unsere Männer sogar gezielt gefragt, ob die Kontrollen mit den Morden in Zusammenhang stünden.«
    »Allerdings«, fuhr ein anderer BePo-Beamter fort, »völlig unbemerkt blieb die Aktion natürlich nicht. Unsere Präsenz hat sich ganz sicher schon herumgesprochen. Mit jeder Nacht, in der wir unterwegs sind, steigt das Risiko, dass auch der Mörder davon Wind bekommt.«
    Oskar Lindt verstand. »Zwei Mal noch, bitte. Vielleicht haben wir das Problem dann gelöst.«
     
    Im Gegensatz zu Hauptkommissar Lindt war ein junger Lehrer an diesem Morgen erfolgreicher beim Problemlösen. Nachdem er sich von seinem Treppenhaus-Erlebnis wieder beruhigt hatte, steuerte er das Mountainbike direkt zu der Stelle, wo er sich am vorherigen Abend seines verdächtigen Gepäcks entledigt hatte. Er fand auf Anhieb den richtigen Fußweg, überwand das Sperrband, fuhr noch 100 Meter und zog die Fahrradtasche unbeschädigt aus ihrem Versteck hervor. Ein schneller Blick hinein, alles noch da, vor allem die Drahtschlinge, an der sein Herz so hing. Eilig verließ er das abgesperrte Gebiet und radelte in Richtung seiner Schule.
    Er war kurz vor der Grabener Allee, da hörte er plötzlich Motorengeräusch. Ein grauer Kleinbus bog ein und fuhr sehr zügig in seine Richtung. Zum zweiten Mal an diesem Morgen bekam er Panik – keine Chance, die Tasche noch abzuwerfen. Er fuhr zur Seite, doch der Weg war so schmal, dass er absteigen musste. Der Bus wurde langsamer, mehrere Männer konnte er erkennen. Er schnappte nach Luft. Sicherlich würden sie gleich herausspringen und ihn kontrollieren. Jetzt waren sie auf gleicher Höhe – hielten aber nicht an.
    Sein Blick fiel auf den Schriftzug an der Fahrertür. ›Forst …‹ ließ sich im Vorbeifahren entziffern. Er atmete auf und sah dem Wagen nach – bestimmt die Waldarbeiter. Gerade noch rechtzeitig hatte er die

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