Wall Street Blues
Gesellschaft.«
Dröhnender Lärm. Als wäre sie in einer Caféteria, wo Leute laut redeten und Geschirr und Metalltabletts hinknallten. Wie sollte sie dabei schlafen? Sie versuchte, die Augen zu öffnen. Ihr Kopf schmerzte. Das plötzliche Licht stach ihr in die Augen. Über ihr waren zwei verschwommene Gesichter, ein schwarzes, ein weißes, und beide trugen weiße Kittel.
»Aha, sehen Sie«, sagte die schwarze Person im weißen Kittel. »Schön, daß Sie wieder da sind.«
Sie machte Anstalten, sich aufzusetzen, aber er legte seine Hand leicht auf ihre Schulter. Unwillkürliches Aufstöhnen. Sie ließ sich wieder auf den Tisch fallen. »Warten Sie einen Augenblick, bevor Sie etwas tun. Dann packen wir Sie auf einen Rollstuhl.«
»Einen Rollstuhl?«
»Ich möchte nur ein paar Röntgenaufnahmen machen, um genau zu sehen, daß nichts gebrochen, angerissen oder gesplittert ist«, erklärte er. Er hatte ein Stethoskop in seiner Brusttasche stecken und ein Namensschild an der Tasche, das sie nicht lesen konnte. Dr. Soundso. Der andere Mann im weißen Kittel zwinkerte ihr zu und verschwand. Einen Moment dachte sie, er sei möglicherweise überhaupt nie dagewesen.
Silvestri steckte seinen Kopf durch die nicht richtig schließenden Vorhänge und zog die Schwester, die seinen Arm gerade neu verband, hinter sich her.
»Einer von meinen Uniformierten ist hier«, rief er ihr zu. »Wenn man Sie laufenläßt, bringt er Sie nach Hause. Unbeschadet«, fügte er kleinlaut hinzu.
In dem grellen Licht konnte sie einen muskulösen Arm und viel schwarzes Haar sehen. Behaart, dachte sie und kam sich albern vor.
»Sergeant, halten Sie bitte still, sonst fängt es wieder an zu bluten«, sagte eine ungeduldige Stimme, und Silvestri verschwand hinter dem Vorhang.
Sie schoben sie im Rollstuhl durch eine Batterie von Röntgengeräten und malträtierten sie stundenlang, wie ihr schien, dann ging es hinunter zum Arzt in der Notaufnahme.
»Alles in Ordnung«, teilte er ihr mit. »Sie Glückspilz. Keine Stiche, keine Brüche, bloß mächtige Kopfschmerzen. Ich behalte Sie über Nacht hier.«
»Kommt nicht in Frage.« Wetzon war fest entschlossen. »Wenn ich aufstehen und gehen kann, möchte ich nach Hause in mein warmes Bett.«
»Schon gut, schon gut, Sie brauchen nicht grob zu werden.« Der Arzt warf spöttisch die Arme hoch. »Hier haben Sie etwas gegen die Kopfschmerzen.« Er gab ihr ein paar Kapseln in einem kleinen weißen Plastikbeutel, der ihr bekannt vorkam.
»Was ist das?« fragte sie mißtrauisch.
»Aspirin, was glauben Sie wohl? Nur mit etwas Coffein.«
»Tut mir leid, ich nehme nicht gern Pillen. Muß das sein?«
»Nicht, wenn Sie sie nicht brauchen.«
»Wo haben Sie meine Jacke versteckt?« fragte sie. Sie stand vorsichtig auf. Alles schien noch zu funktionieren. »Ich fühle mich wie durch den Wolf gedreht, aber es wird schon gehen.« Sie besah ihre Bluse. An der Schulter war ein Riß, und ihre Kleider waren voller Schmutz und Blut, wahrscheinlich von Silvestris Autoboden und ihrem verletzten Kopf.
»Sie haben einen bösen Schlag am Kopf abbekommen«, sagte der Arzt, »und Sie werden die kommende Woche oder so in allen Regenbogenfarben schillern, aber ich sage Ihnen voraus, Sie werden’s überleben.«
Eine Schwester brachte ihre Jacke und Handtasche und rollte sie zum Ausgang, wo ein uniformierter Polizist wartete. Genaugenommen gab es eine ganze Menge Polizisten im und um den Notaufnahmeraum herum. Silvestri mußte sie gerufen haben, aber es schien jetzt ein wenig überflüssig, wo der Koffer weg war. Um auf Wiedersehen zu sagen und sich zu bedanken, drehte sie sich noch einmal nach dem Arzt um, aber er versorgte bereits den nächsten Notfall.
Die Fahrt nach Hause ging schnell, und als sie vor ihrem Haus waren, beugte sie sich vor, um auszusteigen. »Sie können mich einfach hier absetzen.«
»Nein, Ma’am, ich habe Anweisung, Sie in Ihre Wohnung zu begleiten und sie zu durchsuchen, bevor ich Sie allein lasse.«
»Ach.« Sie wollte nicht mit ihm darüber diskutieren. Sie war erleichtert, daß Silvestri daran gedacht hatte. Aber das war, wie er gesagt hatte, sein Beruf.
Ihre Wohnung war dunkel und still. Sie machte in allen Zimmern Licht, und der Polizist ging durch und sah sich rasch um. Es gab wirklich keinen Platz, wo sich jemand verstecken könnte. Die Tür war zweimal verschlossen gewesen, wie sie sie Erlassen hatte.
»Nichts dagegen, wenn ich die Schränke durchgehe?«
»Machen Sie nur.«
»Gibt es
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