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Wall Street Blues

Wall Street Blues

Titel: Wall Street Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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verdorben, was ihr nie passierte.
    »Sie haben mich von oben bis unten mit Erdbeereis bekleckert«, sagte sie schüchtern.
    »Das ist kein Erdbeereis«, meinte er, indem er sie mit dem Ärmel seines weißen Kittels abwischte. »Es ist Pistazieneis.«
    »Um Himmels willen«, sagte sie. »Wen interessiert das.«
    Der Mann wirkte betrübt. »Okay, okay, Sie brauchen nicht so gereizt zu sein.«
    Sie begann, mit einem Erfrischungstuch, das sie in ihrer Hand fand, den Schmutz abzutupfen. Sie sah an sich hinab und bemerkte, daß sie unter dem Kostüm ein Sporttrikot trug.
    »Lieber Gott«, sagte sie, »was geht hier vor?« Wie als Antwort darauf kam Smith durch die Menge der schreienden Wertpapierhändler im Börsensaal, wie es natürlicher nicht sein konnte, gekleidet in ihr knallrot und schwarz gemustertes wallendes Gewand.
    »Smith«, rief sie winkend und auf und ab hüpfend. »Ich bin so froh, daß ich dich sehe. Bring mich hier raus!«
    »Was machst du denn hier? Das ist sehr unfair von dir«, schimpfte Smith. »Du gehörst nicht hierher. Das ist mein Gelände. Und außerdem wird gleich die Schlußglocke läuten.«
    Und genau in der Sekunde, als sie das sagte, läutete sie. Aber sie hörte nicht auf wie sonst. Sie läutete und läutete und läutete.
    Wetzon wachte auf und hörte das Telefon läuten.
    Stöhnend bekam sie einen Arm unter der Bettdecke vor. Der Schmerz war unglaublich. Keine Brüche, hm, Doktor? Sie haben keine Ahnung. Das verdammte Telefon hörte nicht auf. Ihr Kopf schmerzte. Sie packte das ganze Telefon und nahm es mit unter die Decke. Sie hob den Hörer ab, kniff die Augen zu und wartete.
    »Wetzon? Wetzon, bist du dran? Sag doch was!«
    »Hallo, Smith.« Sogar das Sprechen tat weh.
    »Du klingst gräßlich, Wetzon.«
    »Wir hatten einen Unfall, nachdem wir gestern nacht bei dir weggegangen waren — im Park. Jemand hat Barrys Diplomatenkoffer gestohlen.«
    »Bist du verletzt?« Der schroffe Ton war aus Smith’ Stimme verschwunden.
    »Nur leicht.«
    »Gott sei Dank. Wo war der wundervolle Silvestri?«
    »Er bekam einen Schuß in den Arm.«
    »Das hört sich langsam gefährlich an, Wetzon. Mir gefällt das nicht.«
    »Mir vielleicht? Herrgott, Smith, ein Mann ist ermordet worden. Natürlich ist das gefährlich.« Smith konnte einen auf die Palme bringen.
    »Ich rufe aus einem bestimmten Grund an, Wetzon. Ich möchte, daß du aufmerksam zuhörst.« Smith ging nicht auf Wetzons schlechte Laune ein.
    Wetzon biß die Zähne zusammen. »Wieviel Uhr ist es?«
    »Neun«, sagte Smith. »Hör genau zu. Wenn wir fertig sind, schaltest du deinen Anrufbeantworter ein. Dann legst du dich wieder ins Bett. Du hörst dich schrecklich an. Wir reden später.«
    »Warte. Was ist eigentlich los?«
    »Dein Bild ist auf der Titelseite von allen drei Zeitungen und stark vergrößert in der Post und den News. Du wirst als die geheimnisvolle Frau in dem Fall bezeichnet.«
    »Nein!»
    »Doch. Und es wird dich bestimmt auch sonst noch jemand erkennen.«
    »Mein Telefon steht nicht im Buch.«
    »Sei nicht so naiv. Meinst du wirklich, das würde etwas nützen?« sagte Smith ungeduldig. »Wir reden später weiter... wenn du richtig wach bist.«
    Wetzon hörte im Geist nochmal es wird dich bestimmt auch sonst noch jemand erkennen. »Warte, leg nicht auf«, stöhnte Wetzon. »Was meinst du mit sonst noch jemand?«
    »Ich meine«, sagte Smith, »du hattest vor etwa fünfzehn Minuten einen Anruf von Mildred Gleason.«

W etzon zog ihren weißen Frotteebademantel an und humpelte über den Flur ins Eßzimmer, wo sie den Anrufbeantworter stehen hatte. Das Telefon begann genau in dem Moment zu läuten, als sie auf auto umschaltete. Zitternd wartete sie, um zu hören, wer es war. Die Wohnung war früh am Morgen immer kühl, weil sie die Heizkörper abdrehte und es eine Weile dauerte, bis die Sonne hereinfiel.
    Es war ein Reporter von News. Sie hatten also nicht lange gebraucht, um sie zu finden. Der Reporter hinterließ sehr forsch seinen Namen, Calvin Sperling, und zwei Telefonnummern.
    Sie lehnte sich an den Türbogen.
    Wieder läutete das Telefon. Es war Silvestri. Er hinterließ seinen Namen und seine Durchwahlnummer. Sie hatte auch keine Lust, mit ihm zu reden, also ließ sie das Band laufen, und er legte auf.
    Sie ging in die Küche. Die Sonne strömte durch das staubige Fenster, feiner New Yorker Staub, gemischt mit ein wenig schwarzem Ruß, und ihr munterer kleiner Basilikumstock neigte sich zum Licht hin wie eine ergebene

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