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Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht

Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht

Titel: Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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gesunkenen Getreidepreise übergegangen.
    »Ich habe alle Unterlagen in meinem Büro«, sagte der Mann.
    Kurt Wallander setzte sich an den Schreibtisch und ging zwei eng beschriebene Computerausdrucke durch. Johannes Lövgren hatte vier verschiedene Konten. Auf zwei von ihnen |115| war Maria Lövgren als Mitinhaberin aufgeführt. Insgesamt befanden sich auf diesen beiden Konten neunzigtausend Kronen. Keines der beiden Konten wies in der letzten Zeit Bewegungen auf. Nur die Zinsen waren vor kurzem eingetragen worden. Das dritte Konto war ein Überbleibsel aus Johannes Lövgrens Zeit als aktiver Bauer. Auf ihm lagen ganze einhundertzweiunddreißig Kronen und siebenundneunzig Öre.
    Blieb schließlich noch das letzte Konto. Auf ihm war fast eine Million verbucht. Und Maria Lövgren war nicht als Mitinhaberin aufgeführt. Am ersten Januar waren Zinsen in Höhe von mehr als neunzigtausend Kronen hinzugekommen. Am vierten Januar hatte Johannes Lövgren 27.000   Kronen abgehoben.
    Kurt Wallander schaute den Mann an, der auf der anderen Seite des Schreibtisches saß.
    »Wie weit können Sie dieses Konto zurückverfolgen?« fragte er.
    »Im Prinzip zehn Jahre lang. Aber das dauert natürlich ein wenig. Wir müssen das mit Hilfe des Computers zurückverfolgen.«
    »Fangen Sie bitte mit dem letzten Jahr an. Ich würde gern alle Kontenbewegungen im Jahre 1989 sehen.«
    Der Bankangestellte erhob sich und verließ den Raum. Kurt Wallander ging die restlichen Papiere durch. Dabei zeigte sich, daß Johannes Lövgren Aktien im Werte von siebenhunderttausend Kronen besaß, die von der Bank betreut wurden.
    Bis hierhin stimmt also Lars Herdins Geschichte, dachte er.
    Er erinnerte sich an das Gespräch mit Nyström, der immer wieder beteuert hatte, daß sein Nachbar kein Geld besaß.
    So wenig weiß man also über seinen Nachbarn, dachte er.
    Nach ungefähr fünf Minuten kam der Mann aus der Schalterhalle zurück. Er überreichte Kurt Wallander einen neuen Computerausdruck. Bei drei verschiedenen Gelegenheiten hatte Johannes Lövgren insgesamt die Summe von 78.000   Kronen abgehoben. Die Abhebungen waren im Januar, im Juli und im September erfolgt.
    |116| »Kann ich diese Papiere hier behalten?« fragte er.
    Der Mann nickte.
    »Ich würde gern mit der Kassiererin sprechen, die Johannes Lövgren beim letzten Mal das Geld ausgezahlt hat«, sagte er.
    »Britta-Lena Bodén«, erwiderte der Mann. »Ich werde sie holen gehen.«
    Die Frau, die den Raum betrat, war sehr jung. Kurt Wallander schätzte, daß sie wohl kaum mehr als zwanzig Jahre alt war.
    »Sie weiß, worum es geht«, sagte der Mann.
    Kurt Wallander nickte und grüßte das Mädchen.
    »Erzählen Sie«, sagte er.
    »Es handelte sich ja um eine recht große Summe«, sagte das Mädchen. »Sonst würde ich mich nicht daran erinnern.«
    »War er unruhig? Nervös?«
    »Soweit ich mich erinnern kann, nicht.«
    »Wie wollte er das Geld ausbezahlt bekommen?«
    »In Tausendern.«
    »Nur in Tausendern?«
    »Er bekam auch ein paar Fünfhunderter.«
    »Wohin steckte er das Geld?«
    Das Mädchen hatte ein gutes Gedächtnis.
    »In eine braune Aktentasche. So eine alte mit Schnallen.«
    »Würden Sie die wiedererkennen, wenn Sie sie noch einmal zu sehen bekämen?«
    »Vielleicht. Der Griff war kaputt.«
    »Was meinen Sie mit kaputt?«
    »Das Leder war zerschlissen.«
    Kurt Wallander nickte. Das Gedächtnis des Mädchens war wirklich ausgezeichnet.
    »Können Sie sich an noch etwas erinnern?«
    »Als er das Geld bekommen hatte, ging er.«
    »War er allein?«
    »Ja.«
    »Sie haben nicht gesehen, ob draußen jemand auf ihn gewartet hat?«
    |117| »Das kann man von der Kasse aus nicht sehen.«
    »Erinnern Sie sich daran, wieviel Uhr es war?«
    Das Mädchen dachte nach, bevor es antwortete.
    »Kurz danach bin ich in die Mittagspause gegangen. Es muß also ungefähr zwölf gewesen sein.«
    »Sie sind uns eine große Hilfe gewesen. Sollte Ihnen doch noch etwas einfallen, lassen Sie es uns wissen.«
    Wallander erhob sich und ging in die Schalterhalle hinaus. Er blieb einen Augenblick stehen und sah sich um. Das Mädchen hatte recht. Vom Kassenschalter aus war es nicht möglich zu sehen, ob jemand draußen auf der Straße wartete.
    Der schwerhörige Bauer war endlich gegangen, und andere Kunden waren an seine Stelle getreten. Jemand, der eine andere Sprache sprach, tauschte gerade an einem Schalter sein Geld in schwedische Kronen ein.
    Kurt Wallander verließ die Bank. Die Filiale der Handelsbank lag

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