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Wallander 03 - Die weisse Löwin

Wallander 03 - Die weisse Löwin

Titel: Wallander 03 - Die weisse Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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geschlafen. Der Nebel hatte sich gelichtet, war aber noch nicht ganz verschwunden. Er goß sich eine Tasse Kaffee auf und setzte sich an den Küchentisch. Dann erhob er sich wieder und öffnete die Küchenschränke, bis er eine Packung Schmerztabletten fand. Kurz darauf klingelte das Telefon. Wallander hörte, wie Sten Widén hereinkam und antwortete. Es ging um |372| Heu. Der Preis für eine Lieferung wurde besprochen. Dann kam er in die Küche.
    »Wach?« sagte er.
    »Ich brauchte den Schlaf.«
    Dann berichtete er, was passiert war. Sten Widén hörte zu, ohne eine Miene zu verziehen. Wallander begann mit Louise Åkerbloms Verschwinden. Zuletzt sprach er über den Mann, den er getötet hatte.
    »Ich mußte verschwinden. Ich weiß, daß meine Kollegen jetzt nach mir suchen. Ich muß ihnen eine Notlüge servieren. Daß ich bewußtlos in einem Gebüsch gelegen habe. Aber um eine Sache will ich dich bitten. Ruf meine Tochter an und sage ihr, daß ich wohlauf bin. Und daß sie bleiben soll, wo sie ist.«
    »Aber ich soll nicht sagen, wo du bist?«
    »Nein. Noch nicht. Aber sie muß in Sicherheit sein.«
    Sten Widén nickte. Wallander gab ihm die Nummer. Sten bekam jedoch keine Verbindung.
    »Du mußt es immer wieder versuchen.«
    Eines der Pferdemädchen kam in die Küche. Wallander nickte ihr zu, und sie sagte, sie heiße Kristina.
    »Fahr los, bitte hol Pizza«, sagte Sten Widén. »Und kauf auch ein paar Zeitungen. Wir haben keinen Bissen im Haus.«
    Sten Widén gab dem Mädchen Geld. Der Duett startete draußen auf dem Hof und entfernte sich.
    »Du sagtest, du hast wieder mit dem Singen angefangen?«
    Zum erstenmal lächelte Sten Widén. Wallander erinnerte sich an dieses Lächeln, aber es war viele Jahre her, seit er es zuletzt gesehen hatte.
    »Ich bin dem Kirchenchor von Svedala beigetreten. Manchmal singe ich allein auf Begräbnissen. Ich habe entdeckt, daß es mir gefehlt hat. Aber die Pferde sind nicht begeistert, wenn ich im Stall singe.«
    »Brauchst du einen Impresario? Ich weiß nicht, wie ich nach all dem als Polizist weitermachen kann.«
    »Du hast in Notwehr getötet. Ich hätte genauso gehandelt. Sei froh, daß du eine Waffe hattest.«
    »Ich glaube, keiner kann verstehen, wie einem zumute ist.«
    |373| »Das geht vorüber.«
    »Niemals.«
    »Alles geht vorüber.«
    Sten Widén versuchte noch einmal anzurufen. Immer noch keine Antwort. Wallander ging ins Bad und duschte. Er lieh sich von Sten ein Hemd. Auch das roch nach Pferd.
    »Wie geht es?« fragte er.
    »Wie meinst du das?«
    »Mit den Pferden.«
    »Ich habe eines, das gut ist. Drei andere können es vielleicht werden. Aber Nebel ist begabt, eine Stute. Sie bringt ihr Geld wieder rein. Vielleicht kann sie das Derby in diesem Jahr für sich entscheiden.«
    »Heißt sie Nebel?«
    »Ja, wieso?«
    »Ich denke an heute nacht. Hätte ich ein Pferd gehabt, hätte ich Konovalenko vielleicht eingeholt.«
    »Nicht mit Nebel. Sie wirft jeden ab, den sie nicht kennt. Talentierte Pferde sind oft störrisch. Wie Menschen. Egozentrisch und launisch. Manchmal frage ich mich, ob sie nicht vielleicht einen Spiegel in der Box haben will. Aber sie galoppiert schnell.«
    Das Mädchen Kristina kam mit Pizzakartons und einigen Zeitungen zurück. Dann ging sie wieder.
    »Will sie nichts essen?« fragte Wallander.
    »Sie sitzen draußen im Stall. Wir haben eine kleine Kochecke dort.« Er nahm die oberste Zeitung vom Stapel und blätterte. Eine Seite fesselte seine Aufmerksamkeit. »Hier steht was über dich«, sagte er.
    »Ich will es lieber nicht hören. Noch nicht.«
    Als Sten Widén zum drittenmal anzurufen versuchte, nahm jemand ab. Es war Linda, nicht der Vater. Wallander konnte hören, wie sie hartnäckig eine Frage nach der anderen stellte. Aber Sten Widén sagte nur, was er ihm aufgetragen hatte.
    »Sie war sehr erleichtert«, sagte er, als er aufgelegt hatte. »Sie hat versprochen, zu bleiben, wo sie ist.«
    Sie aßen Pizza. Eine Katze sprang auf den Tisch. Wallander gab ihr einen Bissen. Er stellte fest, daß selbst sie nach Pferd roch.
    |374| »Der Nebel lichtet sich«, sagte Sten Widén. »Habe ich dir eigentlich mal erzählt, daß ich in Südafrika war? Fällt mir gerade so ein, weil du das Land erwähnt hast.«
    »Nein, das wußte ich nicht.«
    »Als es nichts wurde mit der Karriere als Opernsänger, bin ich einfach weggefahren. Ich wollte fort von allem, du weißt ja. Großwildjäger werden, oder in Kimberley Diamanten suchen. Ich muß darüber gelesen

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