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Wallander 05 - Die falsche Fährte

Wallander 05 - Die falsche Fährte

Titel: Wallander 05 - Die falsche Fährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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sehnlicher wünschte, als von seiner Verantwortung befreit zu werden. Es irritierte Wallander. Er konnte nicht anders, als in Hanssons Worten eine Art von Abwertung ihrer bisherigen gemeinsamen Ermittlungsarbeit zu sehen.
    »Was weiter geschieht, fällt unter deine und Per Åkesons Verantwortung«, sagte er. »Was in Helsingborg passiert, ist deren Sache. Aber sie haben mich gebeten zu kommen. Was dann wird, darüber können wir reden, wenn es aktuell ist.«
    |352| Nyberg sagte nichts. Aber Wallander war klar, daß er zugehört hatte.
    Bei der Einfahrt nach Helsingborg wartete ein Streifenwagen auf sie. Hier ungefähr mußte Sven Andersson aus Lunnarp angehalten und Dolores Maria Santana ein Stück mitgenommen haben auf der Reise, die ihre letzte sein sollte, dachte Wallander. Sie folgten dem Streifenwagen nach Tågaborg und hielten vor Liljegrens großem Garten. Wallander und Nyberg überstiegen die Absperrung und wurden von Sjösten am Fuß der Treppe zu der großen Villa in Empfang genommen, die nach Wallanders Vermutung aus der Zeit um die Jahrhundertwende stammen mußte. Sie begrüßten sich und wechselten ein paar Worte darüber, wann sie sich zuletzt getroffen hatten. Dann machte Sjösten Nyberg mit dem Kriminaltechniker aus Helsingborg bekannt, der für die Tatortuntersuchung zuständig war. Sie verschwanden im Haus.
    Sjösten trat seine Zigarette aus und begrub sie mit dem Absatz im Kies. »Das ist dein Mann, der hierhergekommen ist«, sagte er. »Gar keine Frage.«
    »Was weißt du über den Toten?«
    »Åke Liljegren war ein berühmter Mann.«
    »Berüchtigt, würde ich eher sagen.«
    Sjösten nickte. »Den Mann haben bestimmt nicht wenige in ihren Träumen umgebracht«, sagte er. »Mit einem besser funktionierenden Rechtswesen und weniger und schwerer zugänglichen Schlupflöchern in den Gesetzen, die angeblich die Wirtschaftskriminalität kontrollieren, hätte das hier nie einzutreffen brauchen. Dann hätte er nämlich hinter Gittern gesessen. Und noch sind schwedische Gefängnisse weder mit Badezimmern noch mit Backöfen ausgestattet.«
    Sjösten nahm Wallander mit ins Haus. Der Gestank verbrannter Haut lag noch immer in der Luft. Sjösten reichte Wallander einen Mundschutz, den er zögernd anlegte. Sie gingen in die Küche, wo der Körper des Toten unter einer Plastikfolie lag. Wallander gab Sjösten durch ein Kopfnicken zu verstehen, ihn den Körper sehen zu lassen. Es war am besten, das Unangenehme gleich hinter sich zu bringen. Was er erwartet hatte, wußte er selbst nicht. Aber er zuckte doch zusammen, als er Liljegrens Kopf sah. |353| Ein Gesicht war nicht mehr vorhanden. Die Haut war verbrannt, große Teile des Schädels traten deutlich hervor. Die Augen waren nur noch zwei Löcher. Das Haar und die Ohren waren ebenfalls verbrannt. Wallander nickte Sjösten zu, die Folie wieder zurückzulegen. Sjösten beschrieb kurz, wie Liljegren über der Backofenklappe gelegen hatte. Von dem Fotografen, der gerade die Küche verlassen wollte, um im Obergeschoß weiterzuarbeiten, bekam Wallander ein paar Polaroidbilder. Es war fast noch schlimmer, das Ganze im Bild zu sehen. Wallander schüttelte angewidert den Kopf und reichte die Fotos zurück. Sjösten nahm ihn mit ins Obergeschoß, zeigte ihm die Blutspuren auf der Treppe und beschrieb gleichzeitig, wie die Tat sich vermutlich abgespielt hatte. Wallander fragte dann und wann nach einem Detail. Aber von Anfang an wirkte Sjöstens Beschreibung überzeugend.
    »Gibt es irgendwelche Zeugen?« fragte Wallander. »Hat der Mörder Spuren hinterlassen? Wie ist er ins Haus gekommen?«
    »Durch ein Kellerfenster.«
    Sie gingen zurück in die Küche und von da in den geräumigen Keller, der sich unter dem gesamten Haus erstreckte. In einem Raum, in dem Wallander noch den Duft gelagerter Winteräpfel wahrnahm, war ein Fenster nur angelehnt.
    »Wir glauben, daß er hier hereingekommen und auf demselben Weg wieder verschwunden ist«, sagte Sjösten. »Auch wenn er direkt durch die Haustür hätte spazieren können. Åke Liljegren wohnte allein.«
    »Hat er irgend etwas hinterlassen?« fragte Wallander. »Bisher hat er sich sehr große Mühe gegeben, uns mit keinerlei Anhaltspunkten zu versehen. Aber auf der anderen Seite war er auch nicht übertrieben vorsichtig. Wir haben einen ganzen Satz Fingerabdrücke. Nyberg zufolge fehlt nur der linke kleine Finger.«
    »Fingerabdrücke, von denen er weiß, daß die Polizei sie nicht in ihren Registern hat«, sagte

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