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Wallander 06 - Die fünfte Frau

Wallander 06 - Die fünfte Frau

Titel: Wallander 06 - Die fünfte Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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gekommen?«
    »Er ist gekommen und wieder gegangen«, sagte Martinsson. »Im Krankenhaus hat es in der Nacht einen Überfall gegeben. Er meinte, er würde bald wieder zurück sein.«
    Eine undeutliche Erinnerung tauchte in Wallanders Kopf auf, ohne daß er sie festhalten konnte. Es hatte mit Svedberg zu tun. Und mit dem Krankenhaus.
    »Dies zeigt deutlich, daß wir mehr Personal brauchen«, sagte Per Åkesson. »Um diese Diskussion kommen wir nicht mehr herum. Leider.«
    Wallander wußte, was er meinte. Bei mehreren früheren Gelegenheiten waren er und Åkesson aneinandergeraten, als es um die Einschätzung der Notwendigkeit ging, mehr Personal anzufordern.
    |246| »Wir greifen diese Frage am Schluß auf«, sagte Wallander. »Laßt uns damit anfangen, wo wir eigentlich stehen in diesem Durcheinander.«
    »Es sind ein paar Anrufe aus Stockholm gekommen«, sagte Lisa Holgersson. »Von wem, brauche ich wohl nicht zu sagen. Diese Gewalttaten überschatten das Bild der freundlichen, bürgernahen Polizei.«
    Eine Mischung von Resignation und Heiterkeit bemächtigte sich der Versammelten. Aber keiner kommentierte, was Lisa Holgersson gesagt hatte. Martinsson gähnte vernehmbar. Wallander nahm das als Startsignal.
    »Wir sind alle müde«, sagte er. »Der Fluch der Polizei ist der Mangel an Schlaf. Jedenfalls periodenweise.«
    Er wurde dadurch unterbrochen, daß die Tür aufging. Nyberg kam herein. Wallander wußte, daß er mit dem kriminaltechnischen Laboratorium in Linköping telefoniert hatte. Er humpelte mit seiner Krücke zum Tisch.
    »Was macht der Fuß?« fragte Wallander.
    »Es ist auf jeden Fall besser, als von Bambusstäben aufgespießt zu werden, die aus Thailand importiert sind«, gab Nyberg zurück.
    Wallander sah ihn forschend an. »Wissen wir das mit Sicherheit? Daß sie aus Thailand kommen?«
    »Das wissen wir. Sie werden als Angelruten und als Dekorationsmaterial importiert, über ein Handelshaus in Bremen. Wir haben mit dem schwedischen Agenten gesprochen. Es kommen pro Jahr über hunderttausend Bambusstangen ins Land. Es ist unmöglich zu sagen, wo die gekauft wurden, die uns interessieren. Aber ich habe gerade mit Linköping gesprochen. Sie können uns auf jeden Fall sagen, wie lange sie sich im Land befunden haben. Bambus wird importiert, wenn er ein bestimmtes Alter erreicht hat.«
    Wallander nickte. »Noch was anderes?« fragte er, weiterhin an Nyberg gewandt.
    »Meinst du im Fall Eriksson oder Runfelt?«
    »Beide. Der Reihe nach.«
    Nyberg schlug seinen Block auf. »Die Planken vom Steg kommen vom Baumarkt in Ystad«, begann er. »Wenn uns das nun |247| Spaß macht zu wissen. Der Mordplatz ist frei von Gegenständen, an denen wir eventuell Freude haben könnten. Auf der Rückseite des Hügels, auf dem er seinen Vogelturm hatte, war ein Feldweg, den der Mörder höchstwahrscheinlich benutzt hat. Wenn er mit dem Auto gekommen ist. Was er getan haben dürfte. Wir haben Abdrücke von allen Wagenspuren, die wir finden konnten. Aber das Ganze ist ein eigentümlich aufgeräumter Tatort.«
    »Und das Haus?«
    »Das Problem ist, daß wir nicht wissen, wonach wir suchen sollen. Alles scheint seine gewohnte Ordnung gehabt zu haben. Der Einbruch, den er vor einem Jahr angezeigt hat, ist auch ein Rätsel. Möglicherweise bemerkenswert ist allein, daß Holger Eriksson erst vor wenigen Monaten ein paar zusätzliche Schlösser in den Türen hat anbringen lassen, die ins eigentliche Wohnhaus führen.«
    »Das kann man wohl so verstehen, daß er Angst bekommen hat«, sagte Wallander.
    »Das denke ich auch«, sagte Nyberg. »Aber andererseits montieren ja heutzutage alle Leute Extraschlösser in ihre Türen. Wir leben in der gelobten Zeit der Panzertüren.«
    Wallander wandte sich von Nyberg fort und blickte in die Runde. »Nachbarn«, sagte er. »Irgendwelche Tips. Wer war Holger Eriksson? Wer kann einen Grund gehabt haben, ihn zu töten? Harald Berggren? Es wird Zeit, daß wir das alles einmal gründlich durchsprechen. Es dauert dann eben seine Zeit.«
    Später sollte Wallander an diesen Donnerstagmorgen als an einen scheinbar endlosen Aufwärtshang denken. Jeder legte das Ergebnis seiner Arbeit vor, und das Ganze lief darauf hinaus, daß nirgendwo ein Zeichen für einen Durchbruch sichtbar wurde. Der mühsame Aufstieg ging weiter. Holger Erikssons Leben schien uneinnehmbar. Wenn es ihnen gelang, eine Bresche zu schlagen, fand sich nichts dahinter. Und sie gingen weiter, und der Hang zog sich immer mehr in die Länge

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