Wallander 06 - Die fünfte Frau
gesprochen, da riß Svedberg die Tür zum Sitzungszimmer auf. Wallander wußte sofort, daß etwas passiert war.
»Ich habe Frau Svensson gefunden«, sagte Svedberg. »Gösta Runfelts letzte Klientin. Wenn es stimmt, was wir glauben.«
»Gut«, sagte Wallander und spürte, wie die Spannung stieg.
»Ich dachte, daß sie vielleicht bei irgendeiner Gelegenheit im Blumenladen gewesen sein könnte«, fuhr Svedberg fort. »Sie hätte Runfelt ja dort treffen können. Ich nahm das Bild mit, das wir entwickelt hatten. Vanja Andersson erinnerte sich, daß ein Foto desselben Mannes einmal auf dem Tisch im Hinterzimmer gelegen hatte. Sie wußte auch, daß eine Dame namens Svensson mehrfach den Blumenladen besucht hatte. Einmal kaufte sie Blumen, die geschickt werden sollten. Der Rest war einfach. Adresse und Telefonnummer waren aufgeschrieben worden. Sie wohnt im Byabacksvägen in Sövestad. Ich bin hingefahren. Sie hat eine kleine Gärtnerei. Ich nahm das Bild mit und sagte klar heraus, daß wir glaubten, sie habe Gösta Runfelt als Privatdetektiv angeheuert. Sie antwortete sofort, daß das richtig sei.«
»Gut«, sagte Wallander. »Was hat sie noch gesagt?«
»Ich habe nichts weiter gefragt. Sie hatte Handwerker im Haus, und ich dachte, es wäre besser, wenn wir gemeinsam das Gespräch mit ihr vorbereiteten.«
»Ich will noch heute abend mit ihr reden«, sagte Wallander. »Laßt uns diese Sitzung so kurz wie möglich machen.«
Sie waren ungefähr eine halbe Stunde zusammen. Während der Sitzung kam Lisa Holgersson dazu und nahm still am Tisch Platz. Wallander gab einen Bericht über seine Fahrt nach Älmhult. Zum Schluß sagte er, sie könnten seines Erachtens nicht von der Möglichkeit absehen, daß Gösta Runfelt seine Frau umgebracht habe. Sie mußten auf die Kopie der Untersuchung von damals warten. Dann konnten sie dazu Stellung nehmen, wie sie weiter vorgehen wollten.
Als Wallander endete, sagte keiner der anderen etwas. Alle sahen ein, daß er recht haben konnte. Doch keiner war sicher, was es eigentlich bedeutete.
»Die Fahrt war wichtig«, sagte Wallander nach einer Weile. |281| »Ich glaube auch, daß die Reise nach Svenstavik uns weiterbringen kann.«
»Mit einem Stop in Gävle«, sagte Ann-Britt Höglund. »Ich weiß nicht, ob es etwas bedeutet. Aber ich habe einen guten Freund in Stockholm gebeten, in eine Spezialbuchhandlung zu gehen und mir ein paar Exemplare einer Zeitschrift zu beschaffen, die ›Terminator‹ heißt. Sie sind heute gekommen.«
»Was ist das eigentlich für eine Zeitschrift?« fragte Wallander, der bisher nur in Andeutungen davon gehört hatte.
»Sie erscheint in den USA«, fuhr sie fort. »Eine schlecht getarnte Fachzeitung, könnte man sagen. Für Leute, die sich als Söldner, Leibwächter oder sonst irgendwie als Soldaten verdingen wollen. Es ist eine sehr unangenehme Zeitung. Unter anderem sehr rassistisch. Aber ich fand eine kleine Annonce, die uns interessieren sollte. Es gibt einen Mann in Gävle, der annonciert, daß er Aufträge vermitteln kann an ›kampfwillige und vorurteilsfreie Männer‹, wie er es nennt. Ich habe die Kollegen in Gävle angerufen. Sie wußten, wer er war, hatten aber noch nie direkt mit ihm zu tun. Sie glaubten aber, daß er umfangreiche Kontakte mit Männern in Schweden hat, die eventuell eine Vergangenheit als Söldner haben.«
»Das kann wichtig sein«, sagte Wallander. »Mit dem müssen wir unbedingt in Kontakt kommen. Es müßte möglich sein, die Fahrt nach Svenstavik mit einem Besuch in Gävle zu kombinieren.«
»Ich habe mal auf die Karte gesehen«, sagte sie. »Man kann nach Östersund fliegen und dann einen Wagen mieten. Oder die Kollegen da oben um Hilfe bitten.«
Wallander klappte seinen Block zu. »Sorgt dafür, daß mir jemand eine Rundreise arrangiert«, sagte er. »Wenn möglich schon morgen.«
»Obwohl Samstag ist?« fragte Martinsson.
»Die, die ich treffen will, können mich sicher trotzdem empfangen«, sagte Wallander. »Wir haben keine Zeit zu verlieren. Ich schlage vor, wir hören jetzt auf. Wer fährt mit nach Sövestad?«
Bevor jemand antworten konnte, klopfte Lisa Holgersson mit |282| einem Bleistift auf den Tisch. »Nur einen Augenblick«, sagte sie. »Ich weiß nicht, ob ihr mitbekommen habt, daß hier in der Stadt eine Art Treffen von Menschen stattfindet, die beschlossen haben, eine Organisation für Bürgerwehren zu gründen. Ich glaube, es wäre gut, wenn wir uns möglichst bald darüber unterhielten, wie wir uns
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