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Wallander 06 - Die fünfte Frau

Wallander 06 - Die fünfte Frau

Titel: Wallander 06 - Die fünfte Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Per Åkesson.
    Wallander wußte, daß dies nicht als boshafter oder kritischer Kommentar gemeint war. Wer Per Åkesson nicht kannte, konnte mit seiner unverblümten Art Probleme haben. Aber Wallander hatte so viele Jahre mit ihm zusammengearbeitet; er wußte, daß seine Worte ein Ausdruck seiner Besorgnis und des Willens waren, zu helfen, wenn er konnte.
    Hamrén, der neu war, betrachtete Per Åkesson mit Mißbilligung. Wallander fragte sich, wie die Staatsanwälte, mit denen er es in Stockholm zu tun hatte, sich auszudrücken pflegten.
    »Einen Ermittlungsstand gibt es immer«, sagte Wallander. »Den haben wir auch jetzt. Aber er ist sehr unklar. Eine Reihe von Spuren, die wir verfolgt haben, sind nicht mehr aktuell. Ich glaube, wir sind an einem Punkt angelangt, wo wir zum Ausgangspunkt zurückkehren müssen. Was dieser neue Mord bedeutet, können wir noch nicht sagen. Dafür ist es zu früh.«
    »Ist es derselbe Täter?« fragte Per Åkesson.
    »Ich nehme es an«, sagte Wallander.
    »Weshalb?«
    »Die Vorgehensweise. Die Brutalität. Die Grausamkeit. Ein Sack ist natürlich nicht das gleiche wie angespitzte Bambusstangen. Aber man kann vielleicht sagen, daß es eine Variation eines Themas ist.«
    »Was ist aus dem Verdacht geworden, daß ein Söldner dahinterstecken kann?«
    »Der führte uns zu der Feststellung, daß Harald Berggren seit sieben Jahren tot ist.«
    |354| Per Åkesson hatte keine weiteren Fragen.
    Die Tür wurde vorsichtig einen Spaltbreit geöffnet. Eine Schreibkraft brachte ein Bild, das per Fax gekommen war.
    »Das haben wir aus Lund erhalten«, sagte das Mädchen und schloß die Tür.
    Alle standen gleichzeitig auf und scharten sich um Martinsson, der mit dem Bild in der Hand dastand.
    Wallander atmete tief durch. Es gab keinen Zweifel. Es war der Mann, den sie im Krageholmssjön gefunden hatten.
    »Gut«, sagte Wallander leise. »Damit haben wir einen Großteil des Vorsprungs wettgemacht, den der Mörder hat.«
    Sie setzten sich wieder.
    »Wer ist es?« fragte Wallander.
    Hansson hatte gute Ordnung in seinen Papieren. »Eugen Blomberg, einundfünfzig Jahre. Forschungsassistent an der Universität Lund. Forscht irgendwas, was mit Milch zu tun hat.«
    »Milch?« sagte Wallander erstaunt.
    »So steht es hier. ›Wie Milchallergien sich zu verschiedenen Darmkrankheiten verhalten‹.«
    »Wer hat ihn als vermißt gemeldet?«
    »Seine Frau. Kristina Blomberg. Siriusgatan in Lund.«
    Wallander fühlte, daß sie die Zeit auf die bestmögliche Weise nutzen mußten. Er wollte den unsichtbaren Vorsprung zum Täter noch weiter verkürzen.
    »Dann fahren wir hin«, sagte er und stand auf. »Teilt den Kollegen mit, daß wir ihn identifiziert haben. Sie sollen die Frau verständigen, damit ich mit ihr reden kann. Ich kenne in Lund einen Kriminalbeamten, Kalle Birch. Redet mit dem. Ich fahre hin.«
    »Kannst du wirklich mit ihr sprechen, bevor wir eine definitive Identifikation haben?«
    »Jemand anders soll ihn identifizieren. Jemand von der Universität. Ein anderer Milchforscher. Und jetzt muß außerdem alles Material über Eriksson und Runfelt neu gesichtet werden. Eugen Blomberg. Ist er irgendwo mit im Bild? Wir sollten schon heute einen großen Teil schaffen.«
    Wallander wandte sich an Per Åkesson. »Vielleicht kann man sagen, daß der Stand der Ermittlung sich verändert hat.«
    |355| Per Åkesson nickte. Aber er sagte nichts.
    Wallander holte seine Jacke und die Schlüssel zu einem der Wagen der Polizei. Um Viertel nach zwei verließ er Ystad. Er überlegte einen Moment, ob er das Blaulicht aufs Wagendach setzen sollte. Aber dann ließ er es sein. Er würde trotzdem nicht schneller ankommen.
    Er erreichte Lund gegen halb vier. Ein Streifenwagen erwartete ihn an der Ortseinfahrt und lotste ihn zur Siriusgatan. Sie lag in einem Villenviertel östlich vom Stadtzentrum. Vor dem Einbiegen in die Straße bremste der Streifenwagen. Ein anderer Wagen stand am Straßenrand. Wallander sah Kalle Birch aussteigen. Sie hatten sich vor ein paar Jahren bei einer großen Konferenz der Polizeidistrikte von Südschweden auf Tylosand vor Halmstad kennengelernt. Es war um die Verbesserung der Zusammenarbeit in der Region gegangen. Wallander hatte nur sehr widerwillig teilgenommen. Der damalige Polizeichef Björk war gezwungen gewesen, ihm den dienstlichen Auftrag zu erteilen. Beim Mittagessen saß er zufällig neben Birch. Dabei stellten sie fest, daß sie sich beide für Opern interessierten. Im Lauf der Jahre hatten

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