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Wallander 06 - Die fünfte Frau

Wallander 06 - Die fünfte Frau

Titel: Wallander 06 - Die fünfte Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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sagte Birch. »Glaubst du, sie kann es getan haben?«
    »Nein«, sagte Wallander. »Sie war es nicht.«
    Sie warteten schweigend. Nach einigen Minuten kam sie zurück. Sie hatte ein Hemd angezogen, das sie über dem Rock trug. »Ich trauere nicht um ihn«, sagte sie. »Ich weiß nicht, wer das getan hat. Ich glaube, ich will es auch nicht wissen. Aber ich begreife, daß Sie ihn finden müssen.«
    »Ja«, sagte Wallander. »Das müssen wir. Und wir benötigen jede denkbare Hilfe.«
    Sie sah ihn an, und ihr Gesicht war plötzlich vollkommen hilflos. »Ich weiß nichts mehr von ihm«, sagte sie. »Ich kann Ihnen nicht helfen.«
    Wallander dachte, daß sie sicher die Wahrheit sagte. Sie konnte ihnen nicht helfen.
    Doch sie glaubte das nur. Sie hatte ihnen schon geholfen.
    Als Wallander ihre Arme gesehen hatte, waren seine letzten Zweifel verflogen.
    Er wußte jetzt, daß sie eine Frau suchten.

|361| 26
    Als sie das Haus in der Siriusgatan verließen, hatte es zu regnen begonnen. Sie blieben neben Wallanders Wagen stehen. Er war unruhig und hatte es eilig.
    »Ich glaube, ich habe noch nie eine Frau getroffen, die gerade Witwe geworden ist und den Verlust ihres Mannes so leicht genommen hat«, sagte Birch unangenehm berührt.
    »Gleichzeitig ist das ein Punkt, an dem wir ansetzen müssen«, erwiderte Wallander.
    Er bemühte sich nicht, seine Antwort zu vertiefen. Statt dessen versuchte er, sich die nächsten Stunden zu vergegenwärtigen. Sein Gefühl, daß größte Eile geboten war, war jetzt sehr stark.
    »Wir müssen seine persönlichen Sachen hier zu Hause und auf der Universität durchgehen«, sagte er. »Das ist natürlich eure Aufgabe. Aber ich hätte gern, daß jemand aus Ystad dabei ist. Wir wissen nicht, wonach wir suchen. Aber es kann sein, daß wir auf diese Weise schneller etwas entdecken, was von Interesse ist.«
    Birch nickte. »Du selbst bleibst nicht?«
    »Nein. Ich lasse Martinsson und Svedberg herkommen. Ich bitte sie, sofort loszufahren.«
    Wallander holte sein Mobiltelefon aus dem Wagen, drückte die Nummer der Polizei in Ystad und ließ sich mit Martinsson verbinden. Er erklärte kurz, worum es ging. Martinsson versprach, daß sie gleich losfahren würden. Wallander sagte ihm, er solle sich im Polizeipräsidium in Lund an Birch wenden. Er mußte Martinsson den Namen buchstabieren. Birch lachte.
    »Ich würde bleiben«, sagte Wallander. »Aber ich muß mich daranmachen, die Ermittlung noch einmal von hinten aufzurollen. Ich habe den Verdacht, daß die Lösung des Mordes an Blomberg schon daliegt. Wir haben sie nur nicht gesehen. Die Lösung aller |362| drei Morde. Es ist, als hätten wir uns in einem komplizierten Höhlensystem verirrt.«
    »Es wäre schon gut, wenn uns weitere Tote erspart blieben«, sagte Birch. »Es reicht auch so.«
    Sie verabschiedeten sich. Wallander fuhr nach Ystad zurück. Der Regen kam und ging in Schauern. Ein Flugzeug war im Landeanflug, als er in der Nähe von Sturup vorbeikam. Unterwegs ging er das Ermittlungsmaterial im Kopf aufs neue durch. Zum wievielten Mal wußte er nicht. Er plante auch, wie er vorgehen wollte, wenn er nach Ystad zurückkam.
    Um Viertel vor sechs parkte er den Wagen. An der Anmeldung blieb er stehen und fragte Ebba, ob Ann-Britt Höglund im Hause sei.
    »Sie und Hansson sind vor einer Stunde zurückgekommen.«
    Wallander hastete weiter. Er traf Ann-Britt Höglund in ihrem Zimmer. Sie telefonierte. Wallander machte ihr ein Zeichen, in Ruhe zu Ende zu telefonieren. Er wartete auf dem Korridor. Sobald er hörte, daß sie den Hörer auflegte, war er wieder in ihrem Zimmer. »Ich dachte, wir setzen uns zu mir rein«, sagte er. »Wir müssen das Ganze noch einmal gründlich durchgehen.«
    »Soll ich was mitnehmen?« Sie zeigte auf alle Papiere und Mappen, die über ihren Tisch verstreut waren.
    »Ich glaube, das ist nicht nötig. Wenn was ist, kannst du es holen.«
    Sie folgte ihm in sein Zimmer. Wallander rief die Vermittlung an und bat darum, nicht gestört zu werden. Er sagte nicht, für wie lange. Was er sich vorgenommen hatte, brauchte eben seine Zeit.
    »Du erinnerst dich, daß ich dich gebeten habe, die ganze Sache unter weiblichem Vorzeichen durchzugehen«, sagte er.
    »Das habe ich getan«, antwortete sie.
    »Ich bin fest davon überzeugt, daß es einen Punkt gibt, an dem wir durchstoßen können. Nur haben wir ihn nicht gesehen. Wir sind daran vorbeigegangen. Wir sind vor und zurück gegangen, er war da, aber wir haben uns auf eine andere

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