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Wallander 06 - Die fünfte Frau

Wallander 06 - Die fünfte Frau

Titel: Wallander 06 - Die fünfte Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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dann. »Es besteht nicht der geringste Zweifel, daß sie sich der schweren Körperverletzung schuldig gemacht haben. Aber noch gravierender ist der Umstand, daß es nicht gerade diese vier hätten sein müssen. Es gibt noch weitere fünf oder sechs Personen, die dort draußen in Lödinge ein privates Wachkommando gebildet haben. Diese Menschen haben sich vorsätzlich über das Gesetz gestellt. Was dabei herauskommt, können wir an diesem Fall eines unschuldigen Mannes sehen, eines Mannes mit schlechten Augen und hohem Blutdruck, der fast ermordet wurde, als er sich verfahren hat. Die Frage ist, ob wir so etwas wollen. Daß es mit Lebensgefahr verbunden ist, nach rechts oder links abzubiegen. Wollen wir das? Daß wir uns von jetzt an alle gegenseitig als Diebe, Vergewaltiger und Totschläger betrachten? Ich kann das hier nicht klar genug sagen. Einige der Menschen, die verleitet worden sind, sich diesen ungesetzlichen und gefährlichen Schutzwehren anzuschließen, haben vielleicht nicht begriffen, worauf sie sich damit eingelassen haben. Das mag noch entschuldbar sein, wenn sie sich unmittelbar aus der Sache herausziehen. Aber diejenigen, die sich in vollem Bewußtsein dessen, was sie tun, an dieser Geschichte beteiligen, sind nicht zu entschuldigen. Die vier Männer, die wir heute festgenommen haben, sind leider ein Beispiel dafür. Man |405| kann nur hoffen, daß die Strafen, die sie bekommen werden, auf andere abschreckend wirken.«
    Wallander hatte mit großem Nachdruck gesprochen. Das spürten auch die Journalisten, die sich nicht sofort mit Fragen auf ihn stürzten. Und die wenigen Fragen, die gestellt wurden, bezogen sich fast ausschließlich auf die Bestätigung gewisser Details. Ann-Britt Höglund und Hansson hatten sich an die hintere Wand gestellt. Wallander suchte mit den Augen unter den versammelten Journalisten den Mann von der Zeitung
Anmärkaren
. Aber er war nicht da.
    Nach einer halben Stunde war die Pressekonferenz vorüber.
    »Das hast du gut gemacht«, sagte Lisa Holgersson.
    »Eine andere Art gab es für mich nicht«, antwortete Wallander.
    Ann-Britt Höglund und Hansson gaben ihre Zustimmung zu erkennen, als er auf sie zukam. Aber er war nicht erleichtert. Nur sehr hungrig. Und er brauchte Luft. Er sah auf die Uhr.
    »Gebt mir eine Stunde«, sagte er. »Laßt uns um fünf zusammenkommen. Ist Svedberg schon zurück?«
    »Er ist unterwegs.«
    »Wer löst ihn ab?«
    »Augustsson.«
    »Wer ist das denn?« fragte Wallander verwundert.
    »Einer von den Leuten aus Malmö.«
    Wallander hatte den Namen vergessen. Er nickte. »Um fünf«, sagte er. »Wir haben viel zu tun.«
    Er blieb kurz bei der Anmeldung stehen und dankte Ebba für die Hilfe. Sie lachte.
    Wallander ging ins Zentrum. Ein kräftiger Wind wehte. Er setzte sich in die Konditorei am Bushalteplatz und aß ein paar belegte Brote. Der ärgste Hunger verging. Sein Kopf war leer. Er blätterte achtlos in einer zerlesenen Zeitschrift. Auf dem Rückweg ins Präsidium blieb er noch einmal stehen und aß einen Hamburger. Er warf die Serviette in den Papierkorb und wandte sich in seinen Gedanken wieder Katarina Taxell zu. Eskil Bengtsson existierte jetzt nicht mehr für ihn. Aber Wallander wußte, daß sie in Zukunft mit weiteren lokalen Bürgerwehren konfrontiert werden würden. Was Åke Davidsson zugestoßen war, war erst der Anfang. |406| Um zehn nach fünf waren sie im Sitzungszimmer versammelt. Wallander faßte zunächst zusammen, was sie bisher über Katarina Taxell wußten. Er spürte sofort die gespannte Aufmerksamkeit der Anwesenden. Zum erstenmal während der laufenden Ermittlung hatte er das Gefühl, daß sie sich einem Punkt näherten, an dem ihnen vielleicht ein Durchbruch gelingen würde. Das Gefühl verstärkte sich durch das, was Hansson zu sagen hatte.
    »Das Nachforschungsmaterial über Krista Haberman ist uferlos«, sagte er. »Ich habe viel zu wenig Zeit, und es kann sein, daß ich etwas Wesentliches übersehen habe. Aber eine Sache habe ich gefunden, die von Interesse sein kann.«
    Er blätterte in seinen Notizen, bis er das Richtige gefunden hatte. »In der zweiten Hälfte der sechziger Jahre hat Krista Haberman dreimal Schonen besucht. Sie war mit einem Vogelbeobachter aus Falsterbo in Kontakt gekommen. Viele Jahre später, als sie bereits lange verschwunden war, reist ein Polizist mit Namen Fredrik Nilsson den ganzen Weg von Östersund herunter, um mit diesem Mann in Falsterbo zu sprechen. Er hat im übrigen notiert, daß er

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