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Wallander 06 - Die fünfte Frau

Wallander 06 - Die fünfte Frau

Titel: Wallander 06 - Die fünfte Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Zugfahrplan, den er in Katarina Taxells Sekretär gefunden hatte.
    »Vielleicht. An welchem Tag war das? Welcher Zug?«
    »Wie soll ich denn das noch wissen?« sagte sie erstaunt. »Das ist drei Jahre her.«
    »Sie haben vielleicht einen alten Kalender? Wir möchten gern, daß Sie versuchen, sich zu erinnern.«
    Ihr Mann, der schweigend zugehört hatte, stand auf.
    »Ich hole mal den Kalender«, sagte er. »War es 1991 oder 1992?«
    Sie dachte nach. »1991 im Februar oder März.«
    Sie warteten schweigend einige Minuten. Die Musik aus einem der Zimmer war vom Geräusch eines Fernsehers abgelöst worden. Der Mann kam zurück und gab ihr einen alten schwarzen Kalender. Sie blätterte ein paar Monate vor. Rasch hatte sie es gefunden.
    »Ich bin am 19.   Februar 1991 nach Stockholm gefahren. Mit einem Zug, der um 7   Uhr 12 abfuhr. Drei Tage später bin ich zurückgefahren. Ich habe meine Schwester besucht.«
    »Sie haben diese Frau auf dem Rückweg nicht gesehen?«
    »Ich habe sie nie wiedergesehen.«
    »Aber Sie sind sicher, daß sie es war? Die Sie in Lund auf der Straße gesehen haben, zusammen mit Katarina?«
    »Ja.«
    Wallander betrachtete sie nachdenklich.
    |483| »Es gibt nichts anderes, von dem Sie meinen, daß es wichtig für uns sein könnte?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich merke erst jetzt, daß ich wirklich nichts von Katarina weiß. Aber sie spielt gut Badminton.«
    »Wie würden Sie sie als Person beschreiben?«
    »Das ist schwer. Und das sagt vielleicht schon das meiste. Eine schwer zu beschreibende Person. Sie hat wechselhafte Stimmungen. Sie kann niedergeschlagen sein. Aber damals, als ich sie mit der Kellnerin auf der Straße gesehen habe, lachte sie.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ja.«
    »Und nichts weiter, was Ihrer Meinung nach wichtig sein kann?«
    Wallander sah, daß sie sich anstrengte, um hilfreich zu sein.
    »Ich glaube, sie vermißt ihren Vater«, sagte sie nach einer Weile.
    »Warum glauben Sie das?«
    »Das ist schwer zu sagen. Mehr ein Gefühl. Wie sie sich Männern gegenüber verhielt, die so alt waren, daß sie ihre Väter hätten sein können.«
    »Wie verhielt sie sich?«
    »Sie verlor etwas von ihrer natürlichen Art. Als ob sie unsicher würde.«
    Wallander dachte einen Augenblick darüber nach. Er erinnerte sich daran, daß Katarinas Vater umgekommen war, als sie noch ein Kind war. Und er fragte sich, ob das, was Annika Carlman sagte, Katarinas Beziehung zu Eugen Blomberg erklären konnte.
    Er sah sie wieder an. »Sonst nichts?«
    »Nein.«
    Wallander nickte Birch zu und stand auf. »Dann wollen wir nicht weiter stören«, sagte er.
    »Ich bin natürlich neugierig«, sagte sie. »Warum stellt die Polizei Fragen, wenn nichts passiert ist?«
    »Passiert ist viel«, sagte Wallander. »Aber nicht mit Katarina. Das ist leider die einzige Antwort, die ich Ihnen geben kann.«
    Sie verließen die Wohnung. Im Treppenhaus blieben sie stehen. |484| »Wir müssen diese Kellnerin ausfindig machen«, sagte Wallander. »Abgesehen von einem Foto, als sie jung und auf einem Ausflug in Kopenhagen war, gibt es keinen Hinweis dafür, daß Katarina Taxell ein lachender Mensch sein konnte.«
    »Die Bahn hat sicher Listen ihrer Beschäftigten«, sagte Birch.
    »Aber es ist fraglich, ob wir das heute abend rauskriegen können. Es liegt immerhin drei Jahre zurück.«
    »Wir müssen es versuchen«, sagte Wallander. »Ich kann natürlich nicht verlangen, daß du das machst. Wir können das von Ystad aus in die Hand nehmen.«
    »Ihr habt genug zu tun«, erwiderte Birch. »Ich mach das.«
    Wallander spürte, daß Birch aufrichtig war. Es war kein Opfer.
    Sie fuhren zurück zu Hedwig Taxells Reihenhaus. Birch setzte Wallander ab und fuhr zum Polizeipräsidium, um mit der Suche nach der Speisewagenkellnerin zu beginnen. Wallander fragte sich, ob das Ganze nicht ein Ding der Unmöglichkeit war.
    Gerade als er klingeln wollte, summte sein Telefon. Es war Martinsson. Wallander hörte an seiner Stimme, daß er im Begriff war, seine Niedergeschlagenheit zu überwinden. Es ging offensichtlich schneller, als Wallander zu hoffen gewagt hatte.
    »Wie geht es?« fragte Martinsson. »Bist du noch in Lund?«
    »Wir sind dabei, eine Speisenwagenkellnerin ausfindig zu machen«, antwortete Wallander.
    Martinsson war klug genug, keine weiteren Fragen zu stellen. »Hier ist einiges passiert«, sagte er. »Zunächst einmal ist es Svedberg gelungen, den Mann aufzuspüren, der Holger Erikssons Gedichte gedruckt hat. Er ist wohl

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