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Wallander 06 - Die fünfte Frau

Wallander 06 - Die fünfte Frau

Titel: Wallander 06 - Die fünfte Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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an.
    »Das bedeutet also, daß wir noch eine Person haben, die verschwunden zu sein scheint«, sagte Martinsson unsicher.
    Wallander antwortete nicht.
    Es war neun Uhr am Freitag morgen, dem 30.   September.

|93| 7
    Wallander brauchte zwei Stunden, um zu erkennen, daß Martinsson recht hatte. Auf dem Weg nach Ystad, nachdem er beschlossen hatte, Vanja Andersson allein zu besuchen, fiel ihm noch etwas ein: Es hieß schon vorher, daß es eine weitere Ähnlichkeit zwischen den beiden Fällen gab. Holger Eriksson hatte ein Jahr zuvor der Polizei in Ystad einen Einbruch gemeldet, bei dem nichts gestohlen wurde. Bei Gösta Runfelt war eingebrochen worden, und auch dabei wurde nichts gestohlen. Wallander spürte eine wachsende innere Erregung. Der Mord an Holger Eriksson reichte vollkommen. Sie brauchten nicht noch einen Vermißten. Auf jeden Fall keinen, der mit dem Fall Holger Eriksson zusammenhing. Und einen weiteren Graben mit angespitzten Stäben brauchten sie auch nicht. Wallander fuhr viel zu schnell, als hoffe er, dem Gedanken an einen neuen Alptraum zu entkommen. Dann und wann bremste er hart, als gebe er dem Wagen und nicht sich selbst Order, die Ruhe zu bewahren und vernünftig zu denken. Was sprach eigentlich dafür, daß Gösta Runfelt wirklich verschwunden war? Es konnte eine natürliche Erklärung geben. Das, was mit Holger Eriksson geschehen war, war die Ausnahme. Und es konnte einfach nicht zweimal geschehen. Auf jeden Fall nicht in Schonen, und ganz bestimmt nicht in Ystad. Es mußte eine Erklärung geben, und die sollte Vanja Andersson ihm liefern.
    Aber es gelang Wallander nicht,sich selbst zu überzeugen. Bevor er zum Blumenladen in der Västra Vallgatan fuhr, hielt er beim Polizeigebäude an. Er traf Ann-Britt Höglund im Flur und zog sie mit in die Kantine, wo ein paar müde Verkehrspolizisten saßen und fast über ihren Butterbroten einschliefen. Er holte Kaffee und erzählte Ann-Britt Höglund von dem Anruf, den Martinsson bekommen hatte, und ihre Reaktion war genau wie seine. Ungläubigkeit. Es mußte reiner Zufall sein. Doch Wallander bat die Kollegin, |94| eine Kopie der Einbruchsanzeige zu besorgen, die Holger Eriksson im vorigen Jahr gemacht hatte. Sie sollte auch nachprüfen, ob es eine Verbindung zwischen Holger Eriksson und Gösta Runfelt gab. Sollte es so sein, würde man sie leicht in den Computern finden. Er wisse, daß sie viel anderes zu tun hatte, aber es sei wichtig,daß dies sofort erledigt würde.
Um
aufzuräumen , bevor die Gäste kämen.
Er hörte selbst, wie mißlungen das Bild war, und konnte sich nicht erklären, woher es gekommen war. Sie sah ihn fragend an und wartete auf eine Fortsetzung. Aber es kam keine.
    »Wir müssen uns beeilen«, sagte er nur. »Je weniger Energie wir aufwenden, um festzustellen, daß es keine Verbindung gibt, um so besser.«
    Als er aufbrechen wollte, hielt sie ihn mit einer Frage zurück.
    »Wer kann das getan haben?«
    Wallander sank wieder auf den Stuhl. Er sah die blutigen Stangen vor sich. Ein unerträgliches Bild. »Ich weiß nicht«, sagte er, »es ist so sadistisch und makaber, daß ich mir keine normalen Motive vorstellen kann. Wenn es überhaupt normale Motive gibt, einen Menschen umzubringen.«
    »Die gibt es«, antwortete sie entschieden. »Sowohl du als auch ich sind schon einmal so wütend gewesen, daß wir uns einen Menschen tot vorstellen konnten. Für manche gibt es die natürliche Hemmung nicht. Sie töten.«
    »Was mir angst macht«, sagte Wallander, »ist, daß es so sorgfältig geplant war. Wer das getan hat, hat sich Zeit genommen. Er hat auch Holger Erikssons Gewohnheiten bis ins einzelne gekannt. Er hat vermutlich sein Leben kartiert.«
    »Vielleicht finden wir gerade hier einen Einsteig«, sagte sie. »Holger Eriksson scheint keine näheren Freunde gehabt zu haben. Aber der, der ihn getötet hat, muß sich immerhin in seiner Nähe befunden haben. Irgendwie. Er muß auf jeden Fall da draußen am Graben gewesen sein. Er hat Planken angesägt. Er muß dorthin gekommen und wieder weggefahren sein. Jemand kann ihn gesehen haben. Oder ein Auto, das nicht richtig dahin gehört. Die Leute haben ein Auge auf Dinge, die vor sich gehen. Die Leute auf dem Land sind wie Tiere im Wald. Sie beobachten uns. Aber wir entdecken sie nicht.«
    |95| Wallander nickte abwesend. Er hörte nicht so konzentriert zu, wie es sonst seine Gewohnheit war. »Wir müssen später weiterreden«, sagte er. »Ich fahre jetzt zu dem Blumenladen.«
    »Ich will

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