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Wallander 06 - Die fünfte Frau

Wallander 06 - Die fünfte Frau

Titel: Wallander 06 - Die fünfte Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Martinsson würden gemeinsam alle übrigen Einsätze organisieren.
    Das Rad der Ermittlung kam ins Rollen.
    Wallander zog seine Jacke an und ging im heftigen Wind hinunter zum Graben. Zerfetzte Wolken jagten über den Himmel. Plötzlich hörte er das charakteristische Geräusch ziehender Wildgänse. Er blieb stehen und blickte zum Himmel. Es dauerte eine Weile, bis er die Vögel entdeckte. Es war ein kleiner Schwarm, der dort oben dahinzog, dicht unter den Wolken, in südwestlicher Richtung. Er vermutete, daß sie wie alle anderen Zugvögel über Schonen das Land bei Falsterbonäset verlassen würden.
    Wallander dachte an das Gedicht, das auf dem Tisch gelegen hatte. Seine Unruhe wurde immer stärker.
    Etwas an dem brutalen Geschehen erschütterte ihn. Es konnte blinder Haß oder Wahnsinn hinter der Tat liegen, aber ebensogut Berechnung und Kälte. Was schlimmer wäre, wußte er nicht.
    Nyberg und seine Techniker hatten angefangen, die blutigen Bambusstäbe aus dem Lehm zu ziehen, als Wallander zum Graben kam. Jeder Stab wurde in Plastikfolie gewickelt und zu einem wartenden Auto getragen. Nybergs Gesicht war lehmverschmiert, und er bewegte sich ruckhaft und schwerfällig.
    Wallander kam der Gedanke, daß er in ein Grab hinabsah. »Wie geht es?« fragte er und versuchte, einen aufmunternden Ton anzuschlagen.
    Nybergs Antwort war ein unverständliches Murmeln. Wallander hielt es für richtig, alle Fragen bis auf weiteres aufzuschieben. Nyberg war leicht reizbar und launisch und schreckte nie davor zurück, Streit anzufangen, ganz gleich, wen er vor sich hatte. Die allgemeine Ansicht im Polizeipräsidium war, daß Nyberg keinen Augenblick zögern würde, den Reichspolizeichef anzuschnauzen, wenn es den geringsten Anlaß dafür gäbe.
    |91| Man hatte eine provisorische Brücke über den Graben gebaut. Wallander ging hinüber zum Hügel auf der anderen Seite. Der böige Wind zerrte an seiner Jacke. Er betrachtete den ungefähr drei Meter hohen Turm. Er war aus den gleichen Planken gebaut, die Holger Eriksson für seinen Steg verwendet hatte. Eine Stufenleiter war in einem schrägen Winkel am Turm angebracht. Wallander kletterte hinauf. Die Plattform war kaum größer als ein Quadratmeter. Der Wind peitschte ihm ins Gesicht. Obwohl er sich nur drei Meter über dem Hügel befand, veränderte sich das Landschaftsbild. Er erkannte Nyberg unten im Graben. Ein Stück entfernt lag Erikssons Hof. Er ging in die Hocke und begann, die Plattform zu untersuchen. Plötzlich bereute er, den Turm bestiegen zu haben, bevor Nyberg mit seinen Untersuchungen fertig war, und kletterte rasch wieder hinunter. Dann versuchte er, sich in den Windschatten des Turms zu stellen. Er war sehr müde, aber da war noch mehr als Müdigkeit. Niedergeschlagenheit? Die Freude war so kurz gewesen. Die Reise nach Italien. Sein Vorsatz, ein Haus zu kaufen, vielleicht auch einen Hund anzuschaffen. Und Baiba, die kommen würde.
    Und dann dies – und der Boden begann ihm wieder zu entgleiten.
    Er fragte sich, wie lange er das noch aushielte, und zwang sich, die düsteren Gedanken wegzuschieben. Der Täter, der sich diese makabre Todesfalle für Holger Eriksson ausgedacht hatte, mußte so schnell wie möglich gefunden werden. Wallander bewegte sich vorsichtig rutschend den Hügel hinunter. Drüben kam Martinsson den Pfad entlang. Wie üblich war er in Eile. Wallander ging ihm entgegen. Er fühlte sich noch immer unsicher und zweifelnd. Wie sollte er die Ermittlung angehen? Er suchte vergeblich nach einem Einstieg.
    Er sah Martinsson an, daß etwas geschehen war.
    »Was ist?« fragte er.
    »Du sollst eine Frau anrufen, sie heißt Vanja Andersson.«
    Wallander kramte in seinem Gedächtnis, bis er sich erinnerte. Der Blumenladen in der Västra Vallgatan. »Das muß warten«, sagte er verwundert. »Dafür haben wir jetzt keine Zeit, verdammt noch mal.«
    |92| »Da bin ich mir nicht so sicher«, sagte Martinsson, und es schien ihm unangenehm zu sein, ihm zu widersprechen.
    »Warum nicht?«
    »Es sieht so aus, als wäre dieser Gösta Runfelt, der Inhaber des Blumenladens, überhaupt nicht nach Nairobi geflogen.«
    Wallander verstand noch immer nicht, wovon Martinsson redete.
    »Sie hat das Reisebüro angerufen, um den genauen Zeitpunkt seiner Rückkehr zu erfahren. Und da hat sie es erfahren.«
    »Was?«
    »Daß Gösta Runfelt gar nicht in Kastrup angekommen ist. Er ist nicht nach Afrika geflogen. Obwohl er sein Ticket bezahlt hat.«
    Wallander starrte Martinsson

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