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Wallander 06 - Die fünfte Frau

Wallander 06 - Die fünfte Frau

Titel: Wallander 06 - Die fünfte Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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sehen, was ich finden kann«, antwortete sie.
    Sie trennten sich vor der Kantinentür.
    Auf dem Weg nach draußen rief Ebba ihm zu, sein Vater habe angerufen.
    »Später«, antwortete Wallander abwehrend, »nicht jetzt.«
    »Das ist ja schrecklich, was da passiert ist«, sagte Ebba. Wallander hatte das Gefühl, als wolle sie ihm fast persönlich ihr Beileid aussprechen für einen Trauerfall, der ihn betraf.
    »Ich habe mal ein Auto bei ihm gekauft«, sagte sie. »Einen PV 444.«
    Wallander brauchte einen Augenblick, um zu begreifen, daß sie von Holger Eriksson sprach. »Kannst du fahren?« fragte er dann verwundert. »Ich wußte nicht einmal, daß du einen Führerschein hast.«
    »Ich fahre seit neununddreißig Jahren unfallfrei«, erwiderte Ebba. »Und den PV habe ich immer noch.«
    Wallander fiel ein, daß er in all den Jahren einen gutgepflegten schwarzen PV auf dem Parkplatz des Präsidiums gesehen hatte, ohne sich je darüber Gedanken zu machen, wem er gehörte.
    »Ich hoffe, du hast ein gutes Geschäft gemacht«, sagte er.
    »Holger Eriksson hat ein gutes Geschäft gemacht«, erwiderte sie. »Ich habe damals viel zuviel bezahlt für das Auto. Aber weil ich es die ganzen Jahre gut gepflegt habe, bin ich letzten Endes diejenige, die Gewinn gemacht hat. Die gelten ja heutzutage als Oldtimer.«
    »Ich muß los«, sagte Wallander. »Aber irgendwann läßt du mich einmal mitfahren, ja?«
    »Vergiß nicht, deinen Vater anzurufen«, sagte sie.
    Wallander zögerte und dachte nach. »Ruf ihn an«, sagte er zu Ebba. »Tu mir den Gefallen. Ruf ihn an und erklär ihm, was hier los ist. Sag ihm, ich lasse von mir hören, sobald ich kann. Ich nehme an, daß es nichts Dringendes war?«
    »Er wollte nur über Italien reden«, sagte sie.
    |96| Wallander nickte. »Wir reden über Italien, aber nicht jetzt. Richte ihm das aus.«
    Er fuhr direkt in die Västra Vallgatan. Er parkte schlampig halb auf dem schmalen Bürgersteig und ging in den Laden. Es waren ein paar Kunden da. Er machte Vanja Andersson ein Zeichen, daß er warten könne. Nach ungefähr zehn Minuten war das Geschäft leer. Vanja Andersson schrieb etwas in Druckbuchstaben auf einen Zettel, befestigte ihn mit Tesafilm an der Tür und schloß ab. Sie gingen in den kleinen Büroraum auf der Rückseite. Der Blumenduft verursachte Wallander beinahe Schwindel. Weil er wie üblich nichts bei sich hatte, worauf er schreiben konnte, nahm er ein paar Blumenkarten und machte sich auf der Rückseite Notizen. Eine Uhr hing an der Wand. Fünf vor elf.
    »Lassen Sie uns ganz vorn anfangen«, sagte Wallander. »Sie haben das Reisebüro angerufen. Warum?«
    Er sah ihr an, daß sie verwirrt und unruhig war. Auf dem Tisch lag
Ystads Allehanda
mit einem großen Aufmacher über den Mord an Holger Eriksson. Jedenfalls weiß sie nicht, dachte Wallander, daß ich hier bin und hoffe,
keinen
Zusammenhang zwischen Holger Eriksson und Gösta Runfelt zu entdecken.
    »Gösta hatte auf einen Zettel geschrieben, wann er zurückkommen wollte«, begann sie. »Ich muß ihn verlegt haben. Sosehr ich auch gesucht habe, ich konnte ihn nicht finden. Da habe ich das Reisebüro angerufen. Sie sagten, er hätte am 23. abreisen sollen, wäre aber überhaupt nicht in Kastrup erschienen.«
    »Wie heißt das Reisebüro?«
    »Specialresor. Es liegt in Malmö.«
    »Mit wem haben Sie gesprochen?«
    »Sie hieß Anita Lagergren.«
    Wallander schrieb.
    »Wann haben Sie angerufen?«
    Sie nannte ihm die Uhrzeit.
    »Und was hatte Anita Lagergren weiter zu berichten?«
    »Gösta war gar nicht abgereist. Er erschien nicht zum Einchecken in Kastrup. Sie hatten die Telefonnummer angerufen, die er angegeben hatte. Aber da meldete sich niemand. Das Flugzeug mußte ohne ihn fliegen.«
    |97| »Und danach wurde nichts mehr unternommen?«
    »Anita Lagergren sagte, sie hätten ihm einen Brief geschickt, in dem sie erklärten, daß er nicht damit rechnen könne, etwas erstattet zu bekommen.«
    Wallander spürte, daß sie noch etwas sagen wollte, sich aber zurückhielt. »Sie haben an etwas gedacht«, sagte er freundlich.
    »Die Reise war wahnsinnig teuer«, sagte sie. »Anita Lagergren hat den Preis genannt.«
    »Was kostete sie denn?«
    »Fast 30   000   Kronen. Für vierzehn Tage.«
    Wallander war der gleichen Meinung. Die Reise war wirklich sehr teuer. Er selbst könnte in seinem ganzen Leben nicht an eine solche Reise denken. Sein Vater und er hatten in einer Woche in Rom ungefähr ein Drittel der Summe ausgegeben.
    »Ich

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