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Wallander 06 - Die fünfte Frau

Wallander 06 - Die fünfte Frau

Titel: Wallander 06 - Die fünfte Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Ermittlungen Anteil hatte. Er hatte ihnen geholfen, sich ein denkbares Persönlichkeitsbild des Täters zu erarbeiten. Doch Wallander fand, daß es noch zu früh war, ihn wieder hinzuzuziehen. Er hatte überhaupt Angst, Parallelen zu erstellen.
    »Vielleicht«, sagte er zögernd. »Aber ich glaube, wir warten noch ein bißchen damit.«
    Sie sah ihn forschend an. »Hast du keine Angst, daß es wieder passiert? Ein neuer Graben mit angespitzten Pfählen?«
    »Nein.«
    »Gösta Runfelt? Der andere Verschwundene?«
    |114| Wallander war sich auf einmal nicht sicher, ob er wider besseres Wissen sprach. Aber er schüttelte den Kopf. Er glaubte nicht, daß es eine Wiederholung gäbe. Oder hoffte er es nur? Er wußte es nicht.
    »Der Mord an Holger Eriksson hat umfassende Vorbereitungen erfordert«, sagte er. »So etwas macht man nur einmal. Außerdem beruht es auf ganz speziellen Voraussetzungen. Zum Beispiel einem Graben, der tief genug ist. Und einem Steg. Und einem potentiellen Mordopfer, das abends oder in der Morgendämmerung rausgeht, um Vögel zu beobachten. Mir ist klar, daß ich selbst Gösta Runfelts Verschwinden mit dem, was in Lödinge passiert ist, verknüpft habe. Aber vor allem aus Gründen der Vorsicht. Wenn ich diese Ermittlung führen soll, muß ich zur Sicherheit sowohl Gürtel als auch Hosenträger benutzen.«
    Sie reagierte mit Verwunderung auf seine Bildsprache. Ann-Britt Höglund kicherte im Hintergrund. Dann nickte Lisa Holgersson.
    »Ich glaube, ich verstehe, was du meinst«, sagte sie. »Aber denk an das mit Ekholm.«
    »Das mach ich«, sagte Wallander. »Ich will nicht ausschließen, daß du recht hast. Das Ergebnis eines Einsatzes hängt oft vom Zeitpunkt ab.«
    Lisa Holgersson nickte und knüpfte ihren Mantel zu. »Ihr müßt auch schlafen«, sagte sie. »Bleibt nicht zu lange.«
    »Hosenträger und Gürtel«, sagte Ann-Britt Höglund, als sie allein waren. »Hast du das von Rydberg gelernt?«
    Wallander war nicht gekränkt. Er zuckte die Achseln und begann, seine Papiere einzusammeln. »Irgendwas muß einem schon selbst einfallen«, sagte er. »Weißt du noch, als du hergekommen bist? Da hast du gesagt, du könntest viel von mir lernen. Vielleicht siehst du jetzt ein, daß du dich geirrt hast?«
    Sie hatte sich an den Tisch gesetzt und betrachtete ihre Nägel. Wallander fand, daß sie blaß und müde und wahrlich nicht schön war. Aber tüchtig. Etwas so Seltenes wie eine engagierte Polizistin. Darin glichen sie sich.
    Er ließ den Papierstapel auf den Tisch fallen und sank auf seinen Stuhl. »Erzähl, was siehst du?« sagte er.
    |115| »Etwas, das mir angst macht«, sagte sie.
    »Warum?«
    »Die Brutalität. Die Berechnung. Außerdem haben wir kein Motiv.«
    »Holger Eriksson war reich. Alle bezeugen, daß er ein Geschäftsmann ohne Skrupel war. Er kann Feinde gehabt haben.«
    »Das erklärt nicht, warum er aufgespießt werden mußte.«
    »Haß kann blind machen. Genauso wie Neid. Oder Eifersucht.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Als ich da rauskam, hatte ich das Gefühl, daß es mehr war als ein alter Mann, der ermordet wurde«, sagte sie. »Ich kann es nicht näher erklären. Aber das Gefühl war da. Und es war stark.«
    Wallander erwachte aus seiner Müdigkeit. Er sah ein, daß sie etwas Wichtiges gesagt hatte. Etwas, das auf eine unklare Weise an Gedanken rührte, die auch ihm durch den Kopf gegangen waren.
    »Mach weiter«, sagte er. »Denk weiter!«
    »Es ist nicht viel mehr. Der Mann war tot. Niemand, der es gesehen hat, sollte vergessen, wie es zugegangen ist. Es war ein Mord. Aber es war auch etwas anderes.«
    »Jeder Mörder spricht seine eigene Sprache«, sagte Wallander, »ist es das, was du meinst?«
    »Ungefähr.«
    »Du meinst, er wollte uns etwas sagen?«
    »Vielleicht.«
    Ein Kode, dachte Wallander. Den wir noch nicht knacken können. »Du kannst recht haben«, sagte er.
    Sie saßen schweigend. Dann erhob sich Wallander schwer aus dem Stuhl und sammelte weiter seine Papiere zusammen. Er entdeckte etwas, das nicht ihm gehörte.
    »Ist das hier deins?« fragte er,
    »Das ist Svedbergs Handschrift.«
    Wallander versuchte zu entziffern, was da mit Bleistift geschrieben war. Es war etwas mit einer Entbindungsstation. Über eine unbekannte Frau.
    »Was ist das hier, zum Teufel?« sagte er. »Kriegt Svedberg ein Kind? Er ist ja nicht einmal verheiratet. Ist er überhaupt mit jemandem zusammen?«
    |116| Sie nahm ihm das Papier aus der Hand und las.
    »Offenbar hat jemand gemeldet, daß

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