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Wallander 07 - Mittsommermord

Wallander 07 - Mittsommermord

Titel: Wallander 07 - Mittsommermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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haben einen Durchbruch. Jetzt kommen wir erst richtig in Fahrt.«
    »Wie stellst du dir das vor? Wir gehen doch längst auf dem Zahnfleisch.«
    »Als erstes hören wir auf, an unser Zahnfleisch zu denken«, |445| sagte Wallander und stand auf. »Um drei will ich alle versammelt haben. Thurnberg auch. Und du sollst das regeln.«
    Martinsson nickte. In der Tür wandte er sich um. »Hältst du dein Versprechen, mit meinem Sohn zu reden?«
    »Wenn das hier vorbei ist«, antwortete Wallander. »Dann beantworte ich alle Fragen, die er hat. Er darf sogar meine Uniformmütze aufsetzen.«
    »Hast du eine?« fragte Martinsson erstaunt.
    »Ganz bestimmt. Ich weiß nur nicht mehr, wo.«
    Wallander wandte sich wieder den Berichten zu. Das Telefon klingelte. Das Mädchen in der Anmeldung hatte herausgefunden, daß die Post für die Bezirke der Landbriefträger im Briefzentrum in Ystad sortiert wird. Es liegt in der Mejerigata, gleich hinter dem Krankenhaus. Wallander schrieb die Telefonnummer auf und dankte ihr für die Hilfe. Obgleich er es lange klingeln ließ, nahm im Briefzentrum niemand ab. Er überlegte, ob er hinfahren sollte. Vielleicht war jemand da, der sich nur nicht ums Telefon kümmerte. Doch er entschloß sich zu warten. Er mußte sich vorbereiten.
     
    An diesem Nachmittag ging Wallander mit dem Gefühl in die Sitzung der Ermittlungsgruppe, daß es zwischen ihm und Staatsanwalt Thurnberg zu einer offenen Konfrontation kommen würde. Warum er das glaubte, wußte er nicht. Abgesehen von der unglücklichen Begegnung draußen in Nybrostrand hatte Thurnberg nichts getan, was Wallander Anlaß zur Irritation hätte geben können. Aber er hatte das Gefühl, sich mit Thurnberg in einer Art Kriegszustand zu befinden.
    Als die Sitzung vorbei war, mußte Wallander einsehen, daß er sich geirrt hatte. Thurnberg hatte ihn überrascht, indem er ihn stützte, wenn die Gruppe Anzeichen von Zersplitterung oder Wankelmut erkennen ließ. Wallander gestand sich ein, sein erstes Urteil über Thurnberg allzu vorschnell und vielleicht voreingenommen gefällt zu haben. Hatte er Thurnbergs vermeintliche Arroganz vollkommen falsch gedeutet? War sie im Grunde nur Ausdruck von Unsicherheit?
    Wallander hatte die Sitzung damit eingeleitet, alles zusammenzutragen, |446| was darauf deutete, daß sie vor einem Durchbruch standen. Sie würden der Klärung einer einzigen Frage Vorrang geben: Wer hatte gewußt, wann und wo die Hochzeitsbilder aufgenommen werden sollten? Diese Arbeit sollte mit unverminderter Kraft gleich nach ihrer Sitzung in Angriff genommen werden. Alles andere wäre bis auf weiteres zweitrangig.
    Es kam eine Flut von Einwänden. Nicht zuletzt von Hansson, der fand, daß Wallander die Prämisse überbewertete. Werners Eltern waren so alt und vergeßlich, daß sie vielleicht gewußt hatten, was geplant war, sich jedoch nicht mehr erinnerten. Malin Skander und Torbjörn Werner hatten zahlreiche enge Freunde gehabt. Das wurde von allen Seiten bezeugt. Jemand von ihnen konnte von den Aufnahmen gewußt haben. Hansson fand, daß Wallander recht haben konnte, aber daß es ein Fehler sei, schon jetzt alles auf eine Karte zu setzen.
    Zu diesem Zeitpunkt mischte Thurnberg sich in das Gespräch ein. Er formulierte sehr kurz und präzise. Beim gegenwärtigen Stand der Ermittlungen gebe er Wallander recht. Während der nächsten Tage, besser vielleicht Stunden, sollten sie sich auf diesen Punkt konzentrieren: Wer hatte gewußt, wo und wann die Fotos gemacht werden sollten?
    Danach hatte Thurnberg sich wieder in sein Schneckenhaus zurückgezogen. Die Diskussion war damit beendet. Die übrige Zeit hatten sie damit verbracht, die weitere Vorgehensweise festzulegen und die Aufgaben zu verteilen. Wer würde mit wem sprechen? In welcher Reihenfolge? Wallander hatte schon beschlossen, sich selbst der Assistentin des Fotografen zu widmen, die in einigen Stunden in Sturup landen sollte.
    Sie verabredeten vorläufig, sich bereits am Abend wieder zusammenzusetzen. Falls sich bei den Gesprächen des Nachmittags etwas Dramatisches ergab, konnten sie sich auch früher treffen.
    Danach zog Wallander ein kurzes Resümee. »Wir sind möglicherweise kurz vor dem Durchbruch«, begann er. »Wir können nur hoffen, daß dies der Fall ist. Unsere Arbeit beruht im Moment auf einer Voraussetzung, über die wir nicht viel sprechen. Aber wir sind uns bewußt, daß der Täter wieder zuschlagen kann. Heute, morgen, nächste Woche. Wir wissen es nicht. Und deshalb wissen

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