Wallander 07 - Mittsommermord
drastischen Wendungen auffordert, zur Hölle zu fahren.«
Martinsson blätterte in seinen Notizen. Er wollte etwas sagen, als es klopfte. Ein Polizist öffnete die Tür und nickte Wallander zu. »Björklund ist nach Hause gekommen.«
Wallander stand auf. »Ich fahre allein raus«, sagte er. »Es handelt sich ja nicht um eine Festnahme. Wir machen hier weiter, wenn ich zurück bin.«
Auch Nyberg war aufgestanden. »Ich sollte mir dieses Teleskop vielleicht schon jetzt einmal ansehen«, meinte er.
Sie fuhren in Nybergs Wagen nach Hedeskoga. Der Polizeiwagen stand an der Kreuzung. Wallander stieg aus und redete mit dem Beamten, der am Steuer saß.
»Er ist vor zwanzig Minuten gekommen. Er fährt einen Mazda.«
»Ihr könnt dann wieder fahren«, sagte Wallander.
»Sollen wir nicht lieber warten?«
»Nicht nötig.«
Wallander stieg wieder in den Wagen. Sie hielten vor der Einfahrt zu Björklunds Hof. Aus einem offenen Fenster klang Musik. Lateinamerikanische Rhythmen. Wallander läutete an der Tür. Die Musik wurde gedämpft. Björklund öffnete. Bis auf ein Paar Shorts war er nackt.
»Ich habe ein paar Fragen, die nicht warten können«, sagte Wallander.
Björklund schien nachzudenken. Dann begann er zu lächeln. »Nun wird mir einiges klarer«, sagte er.
»Was wird Ihnen klarer?«
»Der Wagen, der da oben an der Abzweigung stand.«
Wallander nickte. »Ich habe Sie schon im Laufe des Tages zu erreichen versucht. Und die Fragen sind wirklich wichtig.«
Björklund ließ sie herein. Wallander stellte Nyberg vor.
»In meiner entlegenen Jugend wollte ich auch mal Kriminaltechniker werden«, sagte Björklund. »Es erschien mir verlockend, mein Leben der Deutung von Spuren zu widmen.«
»Es ist weniger abenteuerlich, als man glaubt«, erwiderte Nyberg.
|179| Björklund sah ihn verwundert an. »Ich rede nicht von Abenteuern. Ich rede von einem Leben als Pfadfinder.«
Sie blieben am Eingang des großen Raums stehen. Wallander registrierte Nybergs verblüfftes Gesicht beim Anblick von Björklunds Möbeln.
»Ich will gleich zur Sache kommen«, begann er. »Sie haben im östlichen Flügel des Hauses einen Geräteschuppen. Unter einer Plane in einer Ecke steht ein Gerät, bei dem es sich nach meinem Dafürhalten um ein Teleskop handelt. Jetzt frage ich mich, ob dies das Teleskop sein kann, das in Svedbergs Wohnung fehlt.«
Björklund schien nicht zu begreifen. »Ein Teleskop? In meinem Schuppen?«
»Ja.«
Björklund trat einen Schritt zurück, als habe er das Bedürfnis, eine größere Distanz zu den beiden Polizeibeamten herzustellen.
»Wer hat hier herumgeschnüffelt?«
»Wie ich eben schon gesagt habe, war ich im Laufe des Tages hier, um mit Ihnen zu sprechen. Die Tür zum Geräteschuppen war nicht verschlossen. Ich bin hineingegangen. Und da habe ich das Teleskop gefunden.«
»Ist das wirklich erlaubt? Darf die Polizei einfach so in wildfremde Häuser eindringen?«
»Wenn Sie meinen, sie dürfe es nicht, können Sie mich ja beim Justizombudsmann anzeigen.«
Björklund sah ihn lange an. Sein Blick war feindselig. »Ich glaube tatsächlich, daß ich das tue.«
»Verdammt«, mischte Nyberg sich wütend ein. »Kommen Sie jetzt zur Sache.«
»Sie wissen also nicht, daß ein Teleskop in Ihrem Schuppen steht?«
»Nein.«
»Sie sehen wohl selbst ein, daß das nicht besonders glaubwürdig klingt?«
»Wie es klingt, interessiert mich nicht. Meines Wissens steht kein Teleskop in meinem Schuppen.«
»Wir werden gleich hingehen und es ansehen«, sagte Wallander. »Wenn Sie uns den Zutritt verwehren, lasse ich Nyberg |180| als Wache hier und hole mir vom Staatsanwalt einen Hausdurchsuchungsbefehl. Und Sie können sicher sein, daß ich den bekomme.«
Björklund war immer noch feindselig und abweisend. »Werde ich eines Verbrechens verdächtigt?«
»Vorläufig möchte ich nur eine Antwort auf meine Frage.«
»Die habe ich bereits gegeben.«
»Sie wissen also nichts von einem Teleskop? Kann Svedberg es selbst dorthin gestellt haben?«
»Warum sollte er?«
»Die Frage ist, ob er es getan haben
kann
. Sonst nichts.«
»Natürlich kann er es im Sommer dorthin gestellt haben, als ich verreist war. Ich geh’ verdammt noch mal nicht hin und kontrolliere, was da im Geräteschuppen steht.«
Wallander war jetzt überzeugt, daß Björklund die Wahrheit sagte. Er spürte Erleichterung darüber.
»Wollen wir nachsehen?«
Björklund nickte und stieg in ein Paar Holzschuhe. Ein Hemd zog er nicht an.
Als sie die
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