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Walled Orchard 02: Der Garten hinter der Mauer

Walled Orchard 02: Der Garten hinter der Mauer

Titel: Walled Orchard 02: Der Garten hinter der Mauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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höchstwahrscheinlich nie passieren.« Sie kicherte. »Außer da drinnen«, sagte sie und zeigte auf den Innenraum. »Da drinnen ist es manchmal wirklich komisch. Meistens sogar. Und bevor du jetzt irgend etwas sagst«, fuhr sie rasch fort, »das soll keine Einladung sein.«
    »Gut. Ich bin sowieso viel zu müde.«
    »Zeus sei Dank, bist du das meistens.«
    »Nein, meistens ist das nur eine Entschuldigung, aber heute meine ich es ausnahmsweise mal ernst.«
    »Bist du dir sicher?«
    »Ja.«
    »Dann mach’s dir doch selbst!«
    Ich lehnte mich im Stuhl zurück und schloß die Augen. Dann streckte ich die Beine aus, bis ich mit den Zehenspitzen den Untersatz des großen Kessels spüren konnte. Allerdings hatte ich nicht das Gefühl, als wäre ich nie von zu Hause fort gewesen; so weit konnte es einfach nicht kommen. Trotzdem wollte ich am nächsten Tag nach Pallene aufbrechen und mich danach auf den Weg nach Phyle machen, um dann wieder in die Stadt zurückzukehren und mich neuen Herausforderungen zu stellen, wie dem Schreiben von Komödien. An einem ruhigen und sicheren Ort, wo ich mich nicht vor der Reiterei verstecken mußte. Ich blickte noch einmal zu Phaidra hinüber, gerade als sie in den Innenraum verschwand und die Tür hinter sich zuschlug. Sicher, sie war nicht die perfekte Ehefrau, jedenfalls nicht auf Dauer, aber sie war kein sizilianischer Reiter, und das war die Hauptsache.

10. KAPITEL
     
    »Könntest du jetzt bitte mit der Geschichte fortfahren, Eupolis, und endlich damit aufhören, uns mit all diesem Unsinn über deine Frau und deinen seelischgeistigen Zustand zu belästigen?« werden Sie jetzt sagen. »Wir haben zu Hause selbst genug von solchen Problemen, vielen Dank. Wir wollen von dir unterhalten werden. Was geschah eigentlich als nächstes im Krieg?« Immer mit der Geduld. Ich hatte für alle Zeiten genug vom Krieg, und ich möchte jetzt etwas einfügen, womit ich meine Enkelkinder beeindrucken will. Ja, ihr Kleinen, dieser dumme alte Narr kannte tatsächlich den berühmten Tragödiendichter Euripides, dessen Stücke ihr lernen müßt, wenn ihr wirklich wissen wollt, wie man Heuschrecken fängt. Das längste ununterbrochene Gespräch, das ich je mit ihm geführt habe… Nun gut. Zunächst muß ich Ihnen aber erzählen, was alles passierte, als ich den berühmten Dichter das nächste Mal traf.
    Die Nachricht von der Katastrophe hatte sich im Nu überall verbreitet, und in der Stadt herrschte völlige Panik. Kaum ein Tag verging, ohne daß das Gerücht in die Welt gesetzt wurde, syrakusische Schiffe, bis zum Bersten mit blutrünstigen Sizilianern gefüllt, seien auf der Suche nach Vergeltung nur noch eine Tagesreise vom Piräus entfernt. Zudem herrschte bei der großen Mehrheit die Ansicht vor, daß, sollten die Stadtmauern noch länger als einen Monat stehen, dies allein den Spartanern zu verdanken sei, weil diese auf sie als Schutz gegen die Perser wahrscheinlich nicht verzichten wollten. Für Essen erhielt man jeden geforderten Preis, insbesondere für Getreide, da sich die Menschen Vorräte anlegten, und nicht wenige Familien verkauften ihr Land und segelten hinaus ins Schwarze Meer, wo sie sich sicherer wähnten. Was mich anging, nahm ich an der allgemein herrschenden Panik nicht teil. Mein Vorrat an Angst war für dieses Jahr erschöpft, und ich war zu ausgelaugt, um den kümmerlichen Rest davon an bloße Gerüchte zu vergeuden. Das wäre natürlich ein angemessen ironisches Ende gewesen, hier in Athen vom Feind getötet zu werden, nachdem ich mich den ganzen Weg quer durch halb Sizilien hindurchgeprügelt hatte, um nach Hause zu kommen. Doch hatte ich das unbestimmte Gefühl, daß es selbst für die Götter eine zu große Energieverschwendung gewesen wäre, Athen dem Erdboden gleichzumachen, nur um meiner persönlichen Lebensgeschichte den letzten Schliff zu verleihen.
    Als ich erkannte, wie lebhaft sich der Markt für Getreide und andere Lebensmittel entwickelte, begab ich mich nach Pallene, um einerseits zu ermitteln, wieviel ich zum Verkauf entbehren könnte, und mich andererseits um das Umpflügen und Düngen des Bodens zu kümmern, da wir bereits Anfang Oktober hatten. Die Weinlese hatte ohne mich stattgefunden – vielleicht hatten wir in diesem Jahr ja deshalb mehr Wein als sonst hergestellt –, und die Ernte war sehr viel besser ausgefallen, als wir mit unseren kühnsten Schätzungen zu Anfang des Jahres vermutet hatten. Nun beginne ich mit dem Umpflügen gern sehr rechtzeitig, da

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