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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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wieder grell: »Ich hätte in Wien sein mögen, als sie den Ferdinand aus dem Wagen holten von dieser Reise. Begossen, lahm, stumm. Und keiner wußte, was mit ihm war, und er hatte doch in Frankfurt gesiegt, war Römischer Kaiser, und den böhmischen Sieg hatte er damit schon in der Tasche. Was mögen sie sich gedacht haben in der Burg, die weisen Herren! ›Der Kaiser ist krank, er ist schwermütig‹, haben sie geschrien, morgens und abends, haben nach den Doktoren im ganzen Reich geschickt.«
    »Es ist so.«
    Maßlos lachte der Herzog: »Sie werden ihn weidlich zum Purgieren gebracht haben. Gebüßt hat er es, daß er sich hat beglückwünschen lassen von seinem Schwager Max.«

    IN DAS Dorf Bubna bei Prag, wo der Herzog eine Meierei besaß, kam eine Truppe Schauspieler Zauberkünstler und Quacksalber gefahren. Erst riefen sie ihre Künste bis nach Prag hin aus; dann schlugen sie einen Bretterzaun auf, bauten eine tiefe Bühne. Vom Herzog auf sein kleines Sommerschloß geladen, veranstalteten einige von ihnen unter großem Geheimnis eines Nachmittags eine besondere Belustigung.
    Ein großer Saal stand ihnen zur Verfügung; vornehme Herren und Damen besetzten die Balkons und Galerien; Dienerschaft drängte sich an der offenen Tür. Von den Balkons und Galerien führten Wendeltreppen in den Saal; zu Beginn der Unterhaltung rief von der Tür ein maskierter Schauspieler – er hatte kothurnartige hohe Stiefel, ein griechisches weißes Faltenkleid, trug einen mit Blitzen versehenen Keil in der geschlossenen Rechten; der hoheitsvoll düstere Ausdruck des Zeus –, man hätte davon abgesehen seitens der Truppe, sich am Spiel zu beteiligen. Man möge heruntertreten in den Saal, wer Lust habe. Es werde absonderliche Freude geben.
    Im Saal herrschte eine ungeheure Hitze; blickte man von oben herunter, so brodelte und wogte die Luft über dem gefügten Holzboden wie in einem Ofen oder über einem Brand. Die aber unten gingen, merkten von Hitze nichts, auch hatten sie keine Beklemmung der Brust. Aufrecht und übergroß spazierten über die Diele zwei braune Schimpansen, die sich von Zeit zu Zeit auf die Hände fallen ließen und dann rasch liefen; die kletterten an Säulen hoch, blickten spuckend mit weisen Gesichtern nach der Galerie herüber, ließen sich wieder herab, zeigten vierfüßig jagend ihren hohen Steiß. Woher sie gekommen waren, wußte man nicht. Unten tauchten immer neue Wesen auf; es war nicht zu erkennen, woher sie kamen. Ein junges Fräulein riß sich auf der Galerie von ihrer Begleiterin los, sie wollte sich die kuriosen Affen in der Nähe ansehen. Wie sie die unterste Stufe der Treppe betrat, der heiße Brodem des Saals gegen sie schlug, rannte stürmte sie vorwärts: da lief ein nacktes Geschöpf, das auf der Stelle vor Übermut sprang, sich um sich drehte und jauchzte. Sie ging mit ihren runden rosigen Gliedern, prallem Leib langsam und ungeniert gegen den einen braunfelligen Schimpansen an, der gerade wie auf einer Eisbahn über den Boden rutschte. Ihr wuchs hinten aus dem Rückgrat ein armlanger peitschendicker schwarzer Schweif heraus, mit dem schlug sie ihm vor die Nase; sie trug noch ihre Silberschuh und bunten hängenden Strumpfbänder, ihre übervollen Brüste schaukelten, ihr blondes lockengedrehtes Haar wogte wie eine Kapuze über ihr stumpfnasiges vergnügtes Gesicht. Die beiden Affen balgten sich hinter ihr; dann schlangen sie die Arme umeinander, begannen so, einer den andern festhaltend, ihr zu folgen.
    Dicht an der Treppe legte sich ein ernster kleiner Mann, nachdem er sich unglücklich hin und her gewandt hatte, ruhig auf die Diele, zog sich mit den Händen und Knien auf dem Bauch hin. Man trat ihn, schimpfte über ihn. Er bat um Entschuldigung, kroch weiter zwischen den Füßen, unter den Füßen. Bisweilen richtete er sich auf, verschnaufte ernst, sah wehmütig den andern ins Gesicht, ging wieder an seine Arbeit. Niemand unter ihnen wunderte sich über den andern. Sie waren alle mit sich beschäftigt.
    Eine ältere Dame mischte sich ein. Sie trug einen kostbaren Zobelpelz, den sie auch in der Hitze nicht ablegte, aber ihre Hände rührten von Zeit zu Zeit unruhig, während sie gespannt alle beobachtete, die Schnalle vorn an ihrem Hals, die den Pelz zusammenhielt. Plötzlich schrie sie gräßlich, dabei riß sie sich wie erstickend den Umhang auf. Und nun mit offenem Hals stellte sie sich breitbeinig hin an dem Fleck, wo sie war, bog den Kopf zurück, blähte den Hals auf, stieß

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