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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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die Augen: »O Bruder, was du sprichst.« »Ihr braucht nicht ratlos sein. Ihr seid gut dran. Ich weiß. Man mißbraucht seinen Namen. Aber du weißt es ja auch anders. Du wirst mich nicht verraten.« »Was tust du hier?« Der Einsiedler warf sich dicht an ihn heran: »Du brauchst nicht glauben, was ich sage. Ich hab’ dir doch nichts Neues gesagt. Bleibe draußen. Sei fromm. Bist du mein Bruder?« Ferdinand zog die Hände vom Gesicht.
    Wie Ferdinand im Wald an einer niedergebrochenen Buche stand und von dem schweren Gefühl heimgesucht wurde: zwei Adler standen auf hohen Füßen hinter ihm, schlugen ungeheuer mit den Flügeln, Wind vor sich treibend, krachte sehr nahe ein Schuß. Die Stimme des Dieners: »Schützt Euch, Herr, schützt Euch.«
    Es raschelte um sie im Wald, von den Stämmen lösten sich Menschen; in Sprüngen kam ein älterer säbelschwingender Geselle näher, stolperte über seine eigene Säbelscheide, griff Ferdinand an die Brust, riß ihn herum, sah ihm ins Gesicht. Einer mit einem Feuerrohr lief dicht hinter ihm; von allen Seiten sprangen sonderbare Kerle mit Pistolen und Knütteln an. Der Ältere, der Anführer, ein Mann mit einem kühnen Gesicht, fragte den Kaiser, wo die anderen wären. Ferdinand war sehr ruhig. Die Bande suchte in der Umgebung alles ab. Die Debatte zeigte, daß man sich vergriffen hatte; wer ergriffen werden sollte, erfuhr der Kaiser und sein mit Stricken gebundener Diener nicht. Man durchsuchte sie, wollte sie wieder laufen lassen.
    Da fühlte Ferdinand plötzlich die tiefe Ruhe, die sich seiner während des Überfalls bemächtigt hatte.
    Die Höhle des Einsiedlers.
    Die Spinne. Was war das. Es kam ihm meilenweit vor, jahrelang fern.
    Er konnte sich nicht trennen. Dem Anführer, der sich in einen Hinterhalt zu einigen gesattelten Pferden begab, folgte er trotz der Anrufe der anderen. Er fühlte, daß ihm befohlen war, mit dem gewalttätigen Kerl zu sprechen, der seine Wut an einigen Bauern ausließ, die bei den Pferden standen und offenbar mitgeschleppt wurden. Bei Wolkersdorf wüßte er einen Grafen, der morgen oder übermorgen zu einer großen Reise die Ausfahrt mache, er nannte einen beliebigen Namen, war glücklich, als der andere anbiß. Der Diener wurde von der Bande nicht losgelassen, Ferdinand nahm tuschelnd von ihm Abschied, der an ein Pferd gebunden war.
    Als Ferdinand allein in der Höhle der Kohlenbrennerei war – wußte er nicht, was er vorhatte. Dachte kaum. Fühlte nur, daß ihm ein Glück zuteil geworden war. Ein sonderbares Glück.
    Als wenn er eine glatte eingeseifte Bahn herunterrutschte. »Ich gebe nicht nach«, seufzte er noch im Scherz und rutschte schon weiter den bekannten Weg, den er oft irgendwo gefallen war. Es war eine Freiheit, die ihn mit wachsender Stärke entzückte. Als wenn er das Ende einer Stange ergriffen hätte, an der er sich ruhig, mit geschlossenen Augen, entlang bewegen konnte.

    DIE ARMEEN, die der zu Friedland angesammelt hatte, standen massiert in Böhmen, starke Detachements hielten unter dem von Aldringen bei den Bayern; gegen Schlesien und die Mark waren Regimenter vorgetrieben unter Schaffgotsch, nach Süden gegen Budweis und Tabor beobachteten Abteilungen unter Marradas. Eine tiefe Lethargie hatte sich der Truppen bemächtigt. Ein eigentümliches Mißtrauen ging unter den Offizieren um. Man hatte seit dem heißen Leipziger Treffen, bei dem die Königliche Würde von Schweden ihr Leben lassen mußte, nichts getan, was Ruhm und Freude brachte. Märchenhaft weit lagen die Tage von Nürnberg zurück; die Söldner kamen und sangen von dem Burgstall bei Zirndorf, den der Bernhard von Weimar gestürmt hatte, wieder abgeben mußte und Hunderte seiner Knechte verlor. Von Wallenstein, der den König von Dänemark über Jütland weg in die Ostsee gejagt hatte und den Mansfeld, den Bastard, den Durlacher und den Halberstädter ergriff, daß sie zerbrachen und sich nicht retten konnten. Italienische Fähnlein zogen herauf, einstmal von dem weinseligen toten Collalto vor Mantua angeworben zur friedländischen Fahne; sie hatten Mantua geplündert, der Herzog von Nevers hatte nicht standhalten können. Nun lungerten sie seit Monaten herum auf schlesischem Boden, vor den sächsischen und schwedischen Heeren, verlagen.
    Die Meister der Artillerie häuften die Kugeln an zu Bergen, verkauften sie heimlich an fremde Unterhändler. Die Stückknechte und Büchsenmeister wüteten widerwillig gegen Rost und Staub. Der Arkebusier trug ein

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