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Wallentin, Jan

Wallentin, Jan

Titel: Wallentin, Jan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strindbergs Stern
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erhalten hatte. Er horchte eine Weile mit schräggelegtem
Kopf, bis er das Gespräch mit einem entschlossenen Nicken beendete.
    »Es dauert
noch ein wenig«, informierte Eberlein die Kröte.
    Zur
Antwort erhielt er lediglich ein Achselzucken seiner breiten, nach außen
abfallenden Schultern.
    Als sie in
den Eingangsbereich des Museums gelangten, wurden sie von gedämpftem Licht
empfangen. Es leuchtete von mehreren ovalen Porzellanlampen über einer offenen
Feuerstelle, die von einem Marmorfries im römischen Stil eingerahmt war.
    Einige
Meter von der Feuerstelle entfernt standen zwei verschlissene Ledersofas.
Eberlein schlug Don und Eva vor, für eine Weile Platz zu nehmen und sich
auszuruhen. Dann setzte er sich ihnen gegenüber, während die Kröte im
Dämmerlicht wie eine sackartige Statue dastand und wartete.
    »Wie Sie
verstehen werden«, begann Eberlein, »sind die Vorbereitungen noch nicht
abgeschlossen. Wir erwarten zu der nächtlichen Zeremonie noch weitere Gäste
mit einer längeren Anfahrt.«
    Don
presste die Lippen aufeinander, und Eva verkroch sich in die Sofaecke, die Arme
um die Schultern geschlungen. Die blauen Flecken im Gesicht der Rechtsanwältin
waren verschwunden, und von dem gelblichbraunen Schorf unter ihrem linken Auge
war nur noch ein blassrosafarbener Ring übrig.
    Während
der langen Stille, die folgte, warf Eberlein in regelmäßigen Abständen
verstohlene Blicke auf seine Uhr. Es schien, als sei er unsicher, ob die Zeit
stehengeblieben war oder immer noch tickend voranschritt.
    Schließlich
ergriff Don die Initiative. Er beugte sich vor und flüsterte Eberlein zu:
    »Sie
wissen, dass wir hier im alten Hochzeitssaal der Nationalsozialisten sitzen,
oder?«
    »Ich muss
Ihnen ehrlich sagen, dass ich keine Ahnung von den wahnsinnigen Dingen habe,
mit denen Himmler sich hier in Wewelsburg während des Krieges beschäftigte«,
entgegnete Eberlein.
    Die gelblichgrauen
Augen des Deutschen blitzten auf.
    »Dann
werde ich Ihnen davon erzählen«, sagte Don. »In diesem Saal hielt die
Schutzstaffel eine völlig eigene Hochzeitszeremonie ab, die SS-Eheweihe
genannt wurde. Heinrich Himmler persönlich ersann den adäquaten arischen
Trauungsakt. Vor der Hochzeit musste die Braut ein Bild abgeben, das ihre
Schädelform von vorne und im Profil zeigte. Ihm wurden medizinische Atteste beigefügt,
die bestätigten, dass ihr Blut rein genug war, sowie ein Stammbaum für die
Mitarbeiter des Rasse- und Siedlungshauptamtes RuSHA. Wenn sie für die Ehe
tauglich erschien, wurden ihre Dokumente in einem lokalen Büro hier in der Burg
abgestempelt.«
    Das Leder
des Sofas knarrte, als Eberlein sich bewegte.
    »Ein paar
Türen weiter«, fuhr Don fort, »befanden sich die Kliniken für das
Zuchtprogramm Lebensborn. Dort wurden die reinrassigen Frauen befruchtet, die
noch keinen Ehemann gefunden hatten. Als die Schwangerschaft abgeschlossen war,
wurden die Säuglinge in spezielle Kinderheime gegeben, wo man ihre rassespezifischen
Qualitäten auswertete. Lebensborn ... Wissen Sie, wofür das Wort steht?«
    Eberlein
seufzte.
    »Es steht
für >Quelle des Lebens<.«
    »Wie
gesagt, ich weiß nichts über das, was die Nationalsozialisten während des
Krieges hier veranstaltet haben«, wiederholte Eberlein. »Es war eher ein
unglücklicher Zufall, dass sie unsere Burg überhaupt einnahmen, insbesondere
weil wir lediglich daran interessiert waren, den Nordturm umzubauen.«
    Der
Deutsche rückte seine Brille zurecht, während sein Blick einen erheiterten Zug
annahm, als er merkte, dass Don erstarrte.
    »Die
Aufgabe Karl Maria Wiliguts bestand darin, einen geeigneten Saal für die
Zeremonie mit dem Kreuz und dem Stern unten in der Krypta sowie einen würdigen
Ort für die Zusammenkünfte der Stiftung im oberen Saal des Nordturms zu
errichten. Nichts anderes als das. Alles, was danach geschah, unterlag der
Verantwortung Heinrich Himmlers und der SS.«
    Don
spürte, wie ihm schwindlig wurde, und er sank zurück gegen die Lehne des
Sofas.
    Im Dämmerlicht
schien Eberleins Gesichtsfarbe noch ein wenig rosiger zu werden. Jetzt rutschte
der Deutsche ein ganzes Stück weiter nach vorne, bis er direkt auf der
Sofakante saß. Er knackte gedankenverloren mit seinen Fingergelenken.
    »Diese
Begegnung wird unsere letzte sein, Titelman«, sagte er zögernd. »Sie haben uns
wertvolle Dienste geleistet. Es wäre schade, wenn Sie die Stiftung und mich am
Ende für eine Art... Nazis halten
würden.«
    Don saß
schweigend da, während Eberlein

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