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Wallner beginnt zu fliegen (German Edition)

Wallner beginnt zu fliegen (German Edition)

Titel: Wallner beginnt zu fliegen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas von Steinaecker
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Baby Costin im Gitterbett, Costin auf Anas Arm, Costin auf Pony, Stefan in Anzug vor Firma, Stefan Arm in Arm mit unbekanntem etwa gleichaltrigem Mann, derselbe unbekannte Mann mit Ana, Costin auf Anas Schoß, Ana mit Sonnenbrand, Ana vor Arc de Triomphe, Ana mit Mutter, Stefan in Badehose, Costin als Cowboy auf Kindergeburtstag, Gruppenfoto von Stefan mit unbekanntem Mann von oben vor Angestellten, Anas Mutter mit Costin, Ana oben ohne, Stefan auf Fahrrad, Stefan in Liegestuhl mit Zeitung, Costin mit Baseballkappe, Costin vor Arc de Triomphe, Stefan auf Eiffelturm, die Arme weit ausgestreckt, Stefan in Anzug mit Costin in Anzug, Costin mit Mikro, singend, rote Wangen, Costin Arm in Arm mit Mädchen, blond, Costin Arm in Arm mit Mädchen, schwarzhaarig, Stefan am Telefon, Costin, rothaarig, Stefan auf Berggipfel, Stefan Arm in Arm mit unbekannter Frau, Ana mit Hund, Ana mit Katze, Costin Arm in Arm mit Ana, Stefan mit Buch, Stefan mit schwarzen Kindern, Stefan mit schwarzem Kind auf Schoß, Ana mit Buch, Ana im Liegestuhl, Ana mit Krücke, Ana mit Strohhut, Ana alt, Porträt, schwarzweiß.
    Von 8 bis 11: Costin. Wendy hat zwei Alben mit Fotos und Zeitungsausschnitten entdeckt, die alles über Costin bis zu einem mehr als peinlichen Auftritt in einer Show mit dem mehr als peinlichen Titel Almtrieb enthalten, inklusive PingPongs - und Synchronsprecherkarriere. Costin hat Goebbels gesprochen! Costin war ein Flugsaurier! Dann Fotos von Costin als Labelchef mit seinen Künstlern, auf Preisverleihungen, mit Romy, kaum ein privates Foto von Costin, auf dem nicht auch Romy wäre, dafür kaum ein Foto von Costin und Wendy. Wendy kann sich noch genau erinnern, daß Therese einmal an einem Nachmittag sehr viele Fotos von ihr und Papa in der Wohnung und an der Salzach gemacht hat, sie müssen irgendwo sein, wenn es sie nicht in Papierform gibt, dann als File irgendwo . . .
    Jetzt, auf 12 Uhr, hockt Wendy vor drei Alben, die Ana angelegt haben muß, als sie bereits alt war, eine Art Resümee, von Costins Geburt, der Zeit in Cham und Bukarest. Viele Fotos sind dabei, die Wendy schon von den Fototaschen kennt – hier aber in anderen Versionen, Sekunden später oder früher aufgenommen: Auf allen Fotos lächeln die Abgebildeten, nie gelangweilte oder nachdenkliche Gesichter wie auf den Bildern in den Fototaschen. Sowohl Costin als Baby ganz am Anfang als auch Ana am Ende mit Krücke lachen in die Kamera.
    Wendy steht auf, streckt sich und macht „Puh“. Die Hauptarbeit, die vielleicht 20 Videos angucken, kommt noch. Wenn Wendys Annahme zutrifft, daß die Videos ungefähr dieselben Ereignisse wie die Fotos wiedergeben, hat sie so gut wie kein Material von Stefans letzten zehn Jahren. Auch von Costin fehlen ihr so ungefähr zehn Jahre. Die einen Fotos reichen bis zu einem Zeitpunkt, wo er vielleicht 35 ist, energiegeladen, muskulös; auf den anderen ist er dann plötzlich Ende 40, dick, verbraucht.
    Costin mit 40 und 41 gibt es nicht.
    34
    „Von 2041 bis 2056 lebte mein Vater in einer Eigentumswohnung am Mariannenplatz 7, Berlin, Kreuzberg; die meiste Zeit davon zusammen mit seiner Lebensgefährtin, der Musikerin Romy Kraus. Die Beziehung war durchweg von Spannungen geprägt – war Romy Kraus doch fast 25 Jahre jünger als mein Vater. Vielleicht beschreibt der Begriff ‚Zweckgemeinschaft‘ das Verhältnis der beiden besser. Er hat Sex, eine Art Sekretärin, die ihn ständig begleitet, sie hat Vorteile: Partys, Kontakte zur Musikbranche, ihr Foto in Illustrierten. Es ist anzunehmen, daß beide Klarheit über ihre Beziehung besaßen. Von seinen Affären wußte sie aus den Zeitschriften; sie ihrerseits machte keinen Hehl aus den ihrigen.“
    Stop mal, denkt Wendy. Ich kann doch das hier jetzt nicht einfach so sagen, Romy Kraus hatte Affären und machte keinen Hehl daraus, wenn ich gar nicht genau weiß, ob das überhaupt stimmt. Der Verdacht liegt natürlich nahe, aber . . .
    Wendy schaut auf den blinkenden Cursor auf dem Punkt hinter „ihrigen“.
    Ach, kann ich sehr wohl, denkt sie. Hat sich Frau Kraus je um mich geschert? Hat sie irgendeine meiner E-Mails beantwortet? Das hier ist jetzt meine Rache.
    „Gleichwohl ist es möglich, daß sich mein Vater nur zu gern der Illusion so vieler alternder Männer hingab – der Illusion, von einer ohne Zweifel recht talentierten und gutaussehenden jungen Frau begehrt zu werden. Die Länge der Beziehung – immerhin über zehn Jahre – deutet freilich darauf hin, daß seitens Romy Kraus

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