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Walloth, Wilhelm: Im Schatten des Todes. 1909

Walloth, Wilhelm: Im Schatten des Todes. 1909

Titel: Walloth, Wilhelm: Im Schatten des Todes. 1909 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walloth
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Bedeutung hinter seinem frivolen Ton.
    Emma hatte vom Nebenzimmer aus von diesem Gespräch, während ihrer Unterhaltung mit Karl, etwas aufgefangen. Als Otto und Karl die Wohnung verlassen hatten, kam ein fünfzehnjähriges Mädchen, das von sechs bis sieben Uhr Unterricht nahm. Luise hörte nur sehr zerstreut auf das Spiel; ihre Gedanken weilten bei Otto, der ihr aufeinmal heute gar nicht so übel vorkam. Emma hingegen fand das Spiel des Mädchens doch gar zu wunderlich. Sie stand leise vom Pult auf, schlich auf den Zehen ins Zimmer und entdeckte beim sanften Schimmer der Klavierlampe, daß die kleine Schülerin ganz gemütlich die Noten des verkehrt auf dem Notenhalter stehenden Blattes herunterspielte. Sie brach in ein lautes Gelächter aus; Luise fuhr aus ihren Träumen, entdeckte nun auch die Ursache der grotesken Töne und ward sehr verlegen.
    Nach einer Stunde ging auch das Mädchen und bald saßen die beiden Freundinnen schweigsam sich gegenüber am Teetisch, zuweilen rauschte leise die Wasserleitung, sonst herrschte tiefe Stille in dem von der Straße entfernt liegenden Gartenhäuschen. Nur selten ein dumpfes fernes Wagenrollen. Die Hängelampe warf ihren friedlichen Goldschimmer über das noch aus besseren Zeiten stammende Teegerät.
    Emma fing an, eine lange Geschichte von Otto Grüner zu erzählen. Luise unterbrach sie: »Was? das hätte Otto getan? ein Modell unglücklich gemacht? Das muß ich ihm doch sagen! Woher weißt du denn das?«
    Emma behauptete, sie wisse es von Karl.
    »Spielt dir auch wirklich hier deine Phantasie keinen Streich?«
    »Aber wirklich nicht!«
    »Nun gut, wir werden sehen! Wenn Otto so schlecht ist, darf er uns nicht mehr ins Haus.«
    Emma errötete; sagte aber weiter nichts.
    Der Kater, der auf den Tisch herauf springen durfte, schnappte nach zugeworfenen Schinkenstückchen, turnte mit raubtierhafter Gewandtheit zwischen den Tassen hindurch und wirbelte beim Kratzen seines schönen Fells ein Wolke unzähliger weißschwarz gesprenkelter Härchen auf alle Geschirre.
    »Man kann bei uns nichts zum Mund führen, ohne Katzenhaare zwischen die Lippen zu bekommen,« eiferte Emma und versetzte dem Sünder einen Klaps. Luise nahm ihn in Schutz. Dennoch wollte der in seiner Manneswürde gekränkte Peter ins Freie, was er so deutlich zu verstehen gab, daß Emma behauptete: es fehle nicht mehr viel, so werde der Kater sprechen; er sage z. B. schon ganz deutlich: Mama! Aber Luise war indes sittlich entrüstet über die nachtwandlerische Abenteuersucht ihres Lieblings. Sie verbot ihm seine Schwärmerei und hielt die Tür geschlossen, obgleich das Tier in den zärtlichsten Tönen um ein wenig Freiheit bat.
    Emma lächelte. »Er will uns verlassen!« sagte sie leise. »Erst geht er, dann gehst du, dann bin ich ganz allein.«
    Luise sah verwundert auf die Freundin. »Warum soll ich gehen?« fragte sie.
    »Nu, Otto Grüner?«
    »Was hältst du inne? was ist mit dem?«
    »Stell dich doch nicht so!«
    Luise lachte: »Versteh ich dich? Dummes Kind! an so was denkt der nicht.«
    »Und du?«
    »Noch weniger! Ich hab dir ja versprochen, daß ich dich nicht verlasse.«
    Emma umarmte die Freundin.
    »Ist das dein Ernst?«
    »Wir bleiben bei einander!«
    Ein ohrenzerreißendes Katzengeschrei unterbrach hier die Unterredung der Freundinnen. Luise stürzte sofort aus dem Zimmer, um ihren Liebling, der doch durch ein offenstehendes Fenster entwischt war, aus den Klauen einiger feindlichen Nachbarkater zu retten. Im Gärtchen hatte sich ein lebhafter Kampf entsponnen und zwar um eine bereits hoch im Matronenalter stehende Kätzin des anstoßenden Hofs. Diese betagte Kätzin Murrle verstand es nämlich durch geschickte Konservierung ihrer schwindenden Reize, besonders durch eifriges Lecken ihres schwarzgrauen Fells, dann aber auch durch ein bis zum Raffinement ausgebildetes System der Koketterie die ganze Katerwelt der Umgegend in die heftigste Liebesraserei zu versetzen. Sie war aber von Geschmack sehr heikel, sie schenkte ihre Gunst nur dem weißen Kater des Bäckers. Alle übrigen Liebesanträge wies sie entrüstet ab, ja sogar die prächtigen Jünglingsreize eines Angorakaters (er gehörte einem Katzenmaler) verachtete sie dermaßen, daß der Besitzer eine tiefe Melancholie an seinem schönen Modell wahrgenommen haben wollte. Peter war soeben mit dem bevorzugten Liebhaber der Kätzin Murrle ins Geräufe gekommen. Sobald aber Luise im Garten erschien, stoben die sechs Kater scheu auseinander.
    Später

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