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Walpar Tonnraffir und der Zeigefinger Gottes (German Edition)

Walpar Tonnraffir und der Zeigefinger Gottes (German Edition)

Titel: Walpar Tonnraffir und der Zeigefinger Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Post
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»Nur Fingernagelschmutz.«
Mit hochgezogenen Brauen nimmt Herr Zartek das Töpfchen entgegen.
»Mehr war vom Opfer nicht übrig?«
»Nun … äh«, stammelt Walpar und improvisiert: »Möglicherweise ist überhaupt kein Mord geschehen.«
»Wie bedauerlich«, meint Herr Zartek geringschätzig und justiert seine Spezialbrille. Sie verfügt unter anderem über ein Mikro-Spektrometer, das ihm auf dem Brillendisplay Informationen über die Zusammensetzung von Beweismaterial liefert.
»Weder Täter noch Opfer konnten bisher identifiziert werden«, phantasiert Walpar weiter. »Auch die Art des Verbrechens ist noch nicht bekannt.«
Der Forensiker hebt die Brauen, die offenbar schwarz gefärbt sind. Seine restlichen Gesichtshaare sind, soweit vorhanden, blond. Walpar richtet die Schulterkamera mit übertriebener Gestik auf die Probe in Herrn Zarteks Hand. »Trotzdem habe ich Grund zu der Annahme, dass es sich um Material handelt, das sich unter einem Fingernagel befunden hat.«
Zartek öffnet das Töpfchen und wirft einen Blick hinein. Dann entleert er das Gefäß, indem er den Inhalt in eine weiße Kunststoffschale fallen lässt, die auf seinem Tresen steht. » Das war unter einem Fingernagel?«, fragt Herr Zartek. »Kein Wunder, dass der Sender deine Serie abgesetzt hat. Das sind mindestens 50 Gramm! Wer hat denn so schmutzige Fingernägel? Ein Zombie-Dinosaurier?«
Walpar schluckt. »Das würde ich auch gerne wissen«, sagt er schwachbrüstig. »Und unsere Zuschauer ebenfalls«, fügt er eilig an. »Ich bin sicher, wir erfahren mehr nach dem folgenden Hinweis unseres Sponsors.« Mit einem geübten Griff tut Walpar so, als würde er die Kamera abschalten, die ohnehin nicht läuft, weil er keine passenden Batterien mehr hat. Er lehnt sich verschwörerisch zu Herrn Zartek hinüber. »Unter uns gesagt«, senkt er die Stimme, »glaube ich, dass der Sender mich, nun…«
»Diskreditieren will?«, hilft Zartek.
Walpar nickt. Der Forensiker lässt einen Seufzer hören, der nach einem Zombie-Aufstand in einer akustisch optimierten Leichenhalle klingt. Er nickt unbestimmt nach hinten. »Für das komplette Analyseprogramm fehlt mir die Zeit. Ein paar Leichen wollen geöffnet werden, und ich lasse sie ungern warten. Also, wonach soll ich suchen?«
»Sprengstoff«, sagt Walpar zweisilbig.

»Tote schlafen fest!«, ruft Kerbil und hüpft aufs Sofa, wo er zwischen einer Familientüte Psychips und Nera landet.
»Von dem Film habe ich noch nie gehört«, sagt Walpar. Er hängt seine Jacke auf und betritt sein Wohnzimmer. Das sieht derzeit ein bisschen wie das Ergebnis eines Sprengstoffanschlags aus. Neras Gesicht scheint das zu bestätigen: Eine Mixtur aus Trauer und Wut reicht ihr vom einen bis zum anderen Elfenohr.
»Hast du Tilko gefunden?«, fragt Nera. Sie weiß, dass Walpar noch gar nicht nach ihm gesucht hat, und die einzige Erklärung für ihre Anwesenheit ist, dass sie ihn vor Ort besser nerven kann als von der Erde aus. Der Zwang, hier sein zu müssen, sich aber lieber ganz woanders aufzuhalten, verschandelt ihr Gesicht. Es wird höchste Zeit für gute Nachrichten.
»Ich habe frischen Quatlingsaft mitgebracht«, verkündet Walpar und zaubert vier große, grüne Plastikflaschen aus seiner Einkaufstasche hervor. Kerbil jubelt und entreißt ihm die Flaschen.
»Habt ihr euch amüsiert, während ich die forensische Abteilung der Polizei aufgemischt habe?« Walpar bahnt sich einen Weg durch herumliegende Kleidungsstücke und DVD-Stapel. Er hat es aufgegeben, Kerbil zu erklären, was der Unterschied zwischen Ordnung und Chaos ist.
»Soll dich jemand fragen, was bei der Untersuchung herausgekommen ist?«, seufzt Nera.
»Nicht nötig«, wischt Walpar den Sarkasmus beiseite. »Hauptsache, wir haben Chips und Saft.«
»Und einen guten Film!«, ergänzt Kerbil. »Setz dich zu uns!«
»Die Psychips sitzen auf meinem Platz«, stellt Walpar fest. »Wie hieß der Film nochmal?«
»Tote schlafen fest«, posaunt Kerbil.
»Aha«, macht Walpar. »Worum geht's?«
»Um einen coolen Detektiv.«
Walpar entfährt ein »oh«, Nera verdreht die Augen. »Film ab!«, ruft Kerbil und das MediaCenter gehorcht. Es dimmt das Licht, rollt die Leinwand herunter und projiziert eine wacklige Schrift auf sie.
»Sieht wie ein sehr alter Film aus«, stellt Walpar fest und reibt sich die Schulter. »Ohne Farben.«
»Die haben sie absichtlich weggelassen, damit alles cooler aussieht«, behauptet Kerbil.
»Wirklich? Warum wird das heute nicht mehr gemacht?«
»Weil sich

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