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Walter Ulbricht (German Edition)

Walter Ulbricht (German Edition)

Titel: Walter Ulbricht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Egon Krenz (Hrsg.)
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Grundlagen für die Erfolge in den folgenden Jahrzehnten im Spitzensport gelegt, der ohne die Basisarbeit undenkbar war.
    Nicht nur ich bedauerte, als 1975, als an die Gründung der Hochschule vor einem Vierteljahrhundert feierlich erinnert wurde, der Mann, der mehr als nur den Grundstein gelegt hatte, nur mit einem einzigen Satz erwähnt wurde.

Gustav-Adolf (»Täve«) Schur
    Sport nicht nur für Titel und olympische Medaillen
    Gustav-Adolf (»Täve«) Schur, Jahrgang 1931, gelernter Maschinenmechaniker, seit 1950 Radsportler. 1952 erstmals Teilnahme an der Internationalen Friedensfahrt, 1953 erstmals DDR-Sportler des Jahres (es folgten weitere acht dieser Titel). 1958 und 1959 Weltmeister, 1956 und 1960 Mitglied der gesamtdeutschen Olympiamannschaft, in Melbourne holte er mit der Mannschaft Bronze, in Rom Silber beim Mannschaftszeitfahren. 1963 Abschluss des Trainerstudiums mit Diplom an der DHfK in Leipzig. 1964 Ende der aktiven Sportlerlaufbahn, danach, bis 1973 Trainer. 1992 eröffnete er einen Fahrradladen in Magdeburg, der von einem seiner vier Kinder geführt wird. Er gehörte von 1958 bis 1990 der Volkskammer an, von 1998 bis 2002 saß er für die PDS im Deutschen Bundestag.
    I ch war 1971 mit meiner Familie nach Oberhof gefahren, um einmal ein Skispringen zu erleben. Man hatte unterhalb des Kampfrichterturms der Thüringen-Schanze einen Tribüne errichtet, von der aus wir den Sprunglauf verfolgten. Zwischen meiner Frau Renate und mir hockten unsere vier Kinder. Im Kampfrichterturm sah ich Walter und Lotte Ulbricht, und diese schien mich zu erkennen, nahm die Kamera vors Auge und drückte ab. Dieses Foto schickte sie uns später, auf der Rückseite hatte sie geschrieben: »Genossen Täve Schur: Diese Aufnahme eines Laien von oben herab während des Weihnachtsspringens in Oberhof. Alles Gute Dir und Deiner Familie – Lotte Ulbricht – Dezember 1971.«
    Das Bild kam als Antwort auf meine Weihnachtsgrüße 1972. Auf dem beigefügten Brief hatte es geheißen: »Lieber Täve! Eure herzlichen Festtagswünsche haben uns ganz besonders gefreut. Habe dafür herzlichen Dank. Dir und Renate wünschen wir ebenfalls von ganzem Herzen alles Gute, den Kindern – soweit sie in die Schule gehen – gute Erfolge und vor allem viel Freude bei Spiel und Sport. Herzlichst Eure Walter und Lotte Ulbricht.«
    Es war nicht das erste Schreiben von den Ulbrichts, es sollte jedoch das letzte gewesen sein, unter dem beider Namen stand.
    Erstmals hatte ich einen offiziellen Brief von ihm nach dem Sieg der Weltmeisterschaft in Reims 1958 erhalten. »Im Namen des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands beglückwünschen wir Dich recht herzlich zu dem tapfer erkämpften Weltmeistertitel der Amateur-Straßenfahrer. Dein großartiger Sieg ist das Ergebnis Deiner fleißigen Arbeit und hervorragenden Haltung als Sportler. Darauf sind die Werktätigen, vor allem die Jugend unserer Republik, stolz. Sie freuen sich mit Dir, weil Dein Sieg ein Teil unseres gemeinsamen Kampfes für Frieden und Sozialismus ist. Dein Beispiel ist ein Ansporn für viele, das Ansehen unserer Deutschen Demokratischen Republik in der Welt zu erhöhen. Wir wünschen Dir weiterhin alles Gute für Deine berufliche und sportliche Entwicklung.«
    Wer genau zu lesen vermag, wird erkennen, dass es keine Gratulation »von der Stange« war. Vor allem aber widerlegt es die These, in der DDR sei der Sport einzig deshalb gefördert worden, um Titel und Medaillen zu gewinnen. Nein, es ging um mehr: Sport war, wie Ulbricht schrieb, »Teil unseres gemeinsamen Kampfes für Frieden und Sozialismus«.
    Die Ruhmsucht war eher anderenorts zu Hause. Bundesinnenminister Werner Maihofer erklärte 1974 im Deutschen Bundestag: »Ob wir es wollen oder nicht: Sport als Spitzensport ist immer auch ein Wettstreit der Nationen und der Kontinente. Daran führt überhaupt nichts vorbei«, so der für den Sport zuständige Minister der BRD. »Damit wird Sport gerade heute zu einer der Hauptsachen nationaler Identifikation und nationaler Repräsentation, ja zu einem Gradmesser für die Leistungsfähigkeit des jeweiligen politischen Systems. Auch diese – ob wir dies nun wollen oder nicht – staatspolitische Bedeutung des Sports können wir nicht hoch genug veranschlagen. Dieses grundsätzliche Verständnis von Sport in unserer heutigen Welt steht auch hinter der Sportpolitik dieser Bundesregierung.«
    Ulbricht hat nie erklärt, dass der Sport ein »Gradmesser für die

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