Walter Ulbricht (German Edition)
für den Ausbau der Hafen-Mole 3,5 Millionen Mark von der Bevölkerung der DDR, vor allem von den Mitgliedern der Freien Deutschen Jugend und den Pionieren der Pionierorganisation »Ernst Thälmann« gespendet worden und vor allem: Steine gesammelt.
Wir stiegen ins Wasser, die Personenschützer blieben am Ufer zurück. Wahrscheinlich hatten sie auch keine Badehosen dabei.
Als wir außer Hörweite waren, rief er mir zu: »Komm, wir schwimmen um die Wette!«
Nach etwa 100 Meter ging mir die Luft aus. Ulbricht schwamm mir davon. Ich hatte verloren.
Am darauffolgenden Tag schrieb die Junge Welt : »Walter Ulbricht schlägt FDJ-Sekretär im Schwimm-Wettbewerb in der Ostsee!«
Nun, es gab Schlimmeres.
Landschaftsgestaltung
Erich Postler
Wie mich Ulbricht als Einzelbauer auf dem FDJ-Parlament rettete
Erich Postler, Jahrgang 1940, Staatlich geprüfter Landwirt, 1962 LPG »Komsomol« in Fürstenwerder, dann Sekretär für Landjugend und 1. Sekretär der FDJ-Bezirksleitung Schwerin, Komsomolhochschule Moskau, 1969 Sekretär für Landjugend, ab 1976 2. Sekretär des Zentralrates der FDJ, von 1981 bis 1989 2. Sekretär der SED-Bezirksleitung Schwerin, Mitglied des ZK der SED von 1976 bis 1989. Im November/Dezember 1989 in Gera 1. Sekretär der SED-Bezirksleitung, Rückkehr nach Mecklenburg und Tätigkeit im VEG Banzkow. Ab 1995 ehrenamtlich aktiv im Solidaritätskomitee für die Opfer der politischen Verfolgung in Deutschland.
Meine wichtigste und sehr persönliche Begegnung mit Walter Ulbricht ist rasch erzählt. Ihre Folgen für meinen Lebenslauf zu berichten würde viel mehr Zeit in Anspruch nehmen.
Mit 17 Jahren wollten die Mitglieder der FDJ in meinem thüringischen Heimatdorf, dass ich Sekretär, also Vorsitzender, ihrer gerade gebildeten Grundorganisation (damals noch Grundeinheit) sein sollte. Das Vertrauen überraschte und verwunderte mich sehr. Ich hatte noch nie vor einer solchen Entscheidung gestanden. Ein paar Sekunden schmeichelte es mir, aber dann sah ich ungewohnte Aufgaben auf mich zukommen und sträubte mich heftig. Aber es half nichts. Meine Freunde trauten mir mehr zu als ich selbst, und Erika Richter, die Greizer Kreisvorsitzende, sagte Anleitung und Hilfe zu. Die Mitglieder – alles Jugendliche meines Alters – schworen, aktiv zu sein und mich zu unterstützen. Also: alles halb so schlimm, du wirst es schon schaffen!
Von zehnklassiger und Berufsschule inspiriert, war ich der Politik der DDR durchschnittlich und mit manchen Vorbehalten zugetan. Jedenfalls stand ich ihr nicht ablehnend gegenüber. Für Letzteres gab mir das Haus meiner Pflegeeltern auch keinen Anlass. Erich Reinhold, mein Pflegevater, war auf seinem Pachthof ein angesehener Bauer. Er konnte keiner Fliege etwas zuleide tun und nur schwer »Nein« sagen. Das war wohl auch ein wichtiger Grund dafür, dass er als Parteiloser im Gemeinderat, dem Ortsausschuss der Nationalen Front des demokratischen Deutschland, und im Ortsvorstand der gegenseitigen Bauernhilfe (VdgB-BHG) viele Jahre ehrenamtliche Arbeit leistete. Reden war nicht seine Stärke. Wir konnten einen ganzen Tag schweigend miteinander arbeiten. Aber seine Geradlinigkeit und seinen Gemeinsinn wussten die Leute zu schätzen. Das erleichterte es mir, trotz der langen Arbeitstage auf dem Bauernhof – dazu gehörten zehn Hektar – die nötige Zeit für meine neue Aufgabe zu bekommen.
Ich vermute, dass meine Wahl zum Dorfsekretär der FDJ in meinem Elternhaus zwiespältig aufgenommen wurde: ein bisschen Stolz, dass man es dem Jungen zutraute, und ein wenig Furcht, er könne zu oft auf dem Acker und im Stall fehlen. Letzteres war natürlich nicht unbegründet.
Zu meiner Überraschung ließ sich die FDJ-Arbeit im Dorf besser an, als ich befürchtet hatte. Die Anleitung vom Kreis fehlte nicht. Wenn man wollte, konnte man etwas daraus machen. Das Interesse eines Teiles der Dorfjugend (die Bauernkinder hielten sich weitgehend fern), die Freizeit gemeinsam zu verbringen, bildete die Basis für ein durchaus vielfältiges Jugendleben, das die Dorfbevölkerung mit gewisser Neugier verfolgte. Im Schaukasten informierten wir über uns, gratulierten den Dorfbewohnern zu den Feiertagen, und dass zum ersten Mal ein Tannenbaum in der Dorfmitte erstrahlte, wusste man uns zu danken. Der Bürgermeister, der froh war, endlich die Kritik los zu sein, keine FDJ-Gruppe im Ort zu haben, mietete uns bereitwillig einen Jugendraum, den wir uns nach eigenem Gusto und aus eigener Kraft, natürlich mit
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