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Wandel

Wandel

Titel: Wandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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munteres Feuer prasselte, überall brennende Kerzen und diverse bequeme Möbel, die einzeln oder in Grüppchen im Zimmer herumstanden, so dass man die Wahl hatte, ob man es sich allein oder in Gesellschaft gemütlich machen wollte. Sogar eine stattliche, gut gefüllte Hausbar war vorhanden.
    „Oh!“ Molly, die hinter mir ins Zimmer gekommen war, blieb überrascht stehen. „Gemütlich.“
    Anastasia hatte meinen Arm losgelassen. Sie steuerte geradewegs die Bar an, griff zielstrebig nach einer schwarzen Flasche und goss eine bernsteingelbe Flüssigkeit in drei Schnapsgläser. Sie winkte uns an einen Tisch und stellte alle drei Gläser in die Mitte des Tisches, damit wir uns eins davon aussuchen konnten. Zwei Jahrhunderte Paranoia auf Wächterniveau steckten einem irgendwann ganz tief in den Knochen.
    Ich setzte mich an den Tisch. Dann nahm ich ein Glas und leerte es in einem Zug. Der Alkohol hinterließ sengende Hitze in meiner Brust, als er mir durch die Kehle rann – genau die Wirkung, die ich angestrebt hatte.
    Anastasia nahm ihr Glas und leerte es, ohne mit der Wimper zu zucken. Molly indessen nippte nur höflich an ihrem Glas. Als Anastasia ihr einen belustigten Blick zuwarf, verteidigte sie sich hastig: „Einer sollte hier nüchtern bleiben, finde ich.“
    „Harry?“ Anastasia wandte sich an mich. „Was du da eben getan hast, war sehr gefährlich.“
    „Ich könnte es mit der Schlampe aufnehmen“, knurrte ich finster.
    „Wir wissen weder, wie alt Arianna ist, noch können wir das herausfinden“, widersprach Anastasia. „Es gab sie schon, ehe die Menschheit über eine Schriftsprache verfügte. Verstehst du, was ich damit sagen will?“
    Ich schob das leere Glas mit spitzen Fingern von mir weg. „Ich sage dir: Ich könnte es mit dieser prähistorischen Schlampe aufnehmen! Wo sind wir hier eigentlich?“
    Anastasia lehnte sich in ihrem Sessel zurück und breitete die Arme aus. „Willkommen im Sorgenzimmer!“
    „Sorgenzimmer?“
    Sie hob spöttisch die rechte Braue. „Hast du die Bar nicht gesehen?“
    Molly musste kichern, hatte sich aber gleich wieder im Griff. „ ’ tschuldigung!“
    „Hierher ziehen wir alten, eingerosteten Wächter uns zurück.“ Anastasia klang leicht spöttisch. „Wenn wir die Schnauze voll haben von all den barmherzigen Magiern, die uns mit ihrer Gutherzigkeit zwingen, ungezogenen Kindern mit genug Talent, Hexer zu werden, noch eine Chance zu geben, damit sie sich der Zauberei widmen können, statt von uns exekutiert zu werden. Wie dein Lehrling: Nach ihrem Verfahren haben wir hier so manches Glas geleert, das kann ich dir schriftlich geben – und bittere Worte fielen, wie sehr wir das alle noch bereuen würden.“
    Ich grinste. „Hast du damals eingeschenkt, getrunken oder bittere Worte verloren?“
    Sie zuckte die Achseln. „Wenn nicht über sie, dann über viele andere. Ich war hier, als sich Morgan nach deinem Prozess bis zur Bewusstlosigkeit hat volllaufen lassen.“
    „Kein Wunder, dass es hier so behaglich ist.“
    Sie grinste, allerdings mit zusammengepressten Lippen. „Das hier ist wahrscheinlich der am besten vor Spionage geschützte und sicherste Raum im ganzen Gebäudekomplex.“
    „Wahrscheinlich der sicherste? In der Paranoiazentrale gibt es wahrscheinlichkeine Spione und niemand hört einem zu? Ihr lasst aber auch langsam nach.“
    „Verdammt, Harry!“ Luccio schüttelte resigniert den Kopf. „Du bist selbst Wächter, du hast das Amt jetzt doch auch schon eine ganze Weile. Oder zumindest einen Teil davon. Warum glaubst du dann immer noch, dass Wächter nie einen Grund haben, wenn sie sich … wenn sie sich benehmen, wie sie sich manchmal benehmen?“
    Ich seufzte. Warum konnte das Leben nicht mal einfach sein? Ich hatte jahrelang gegen die Wächter gewütet, weil sie Kinder töteten. Weil sie junge Leute exekutierten, die Hexer geworden und die Kontrolle über ihren Verstand und ihre magischen Talente verloren hatten, weil sie sich der schwarzen Magie zugewandt hatten. Dann hatte ich miterleben müssen, was so ein paar Hexer auf einem kleinen Ausflug alles anstellen können. Hässlich, sage ich Ihnen. Hässlich, hässlich. „Ihr habt für vieles gute Gründe“, sagte ich. „Was noch lange nicht heißt, dass ich euer Vorgehen mögen muss, dass es richtig ist.“
    „Nicht alle sind so weit abgeglitten, dass sie nicht zurückkommen können“, sagte Molly leise. „Manchmal … manchmal verlieren Leute bloß die Orientierung. Sie brauchen

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