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Wandel

Wandel

Titel: Wandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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aber ich möchte nicht lange bleiben. Die Polizei und das FBI sind inzwischen in die Sache verwickelt, und die Roten haben in den letzten beiden Tagen zweimal versucht, mich umzubringen. Wo sind Sie?“
    Ebenezar schnitt eine Grimasse. „Das sage ich lieber nicht. Der Merlin bereitet seinen Gegenschlag vor, und wir versuchen herauszufinden, wie viel von seinen Plänen bereits durchgesickert ist.“
    „Mit ‚wir ‘ meinen Sie den Grauen Rat, ja?“
    „Grauer Rat“ – der Name war an der kleinen Organisation von Abweichlern hängen geblieben, die wir innerhalb des Weißen Rates gegründet hatten. Seine Mitglieder waren allesamt Leute, die mitbekamen, wann Blitze zuckten und Donner grollte, und die sich selbst eingestehen konnten, dass Magier überall in der Welt zunehmend Gefahr liefen, ausgelöscht oder von anderen versklavt zu werden. Versklavt im Interesse der Vampire oder aber des Schwarzen Rates.
    Der Schwarze Rat existierte im Grunde nur als Hypothese. Rätselhafte Gestalten, die sich in schwarze Roben hüllten und der Wahnvorstellung verfallen waren, Ringgeister zu sein. Sie riefen gern gefährliche Dämonen von jenseits der Realität herbei, die Außerweltler, und noch lieber infiltrierten und korrumpierten sie jede übernatürliche Nation, bei der es ihnen gelang. Ebenso geheimnisvoll wie die Mitglieder dieses Rates war die Motivation, die sie trieb, aber der Schwarze Rat sorgte seit geraumer Zeit im Weißen Rat und bei zahlreichen anderen Leuten für erhebliche Probleme. Obwohl ich bereits mit Mitgliedern des Schwarzen Rates aneinandergeraten war, hatte ich bis heute keine eindeutigen, harten Beweise für die Existenz dieser Gruppe zusammentragen können, und leider ging es allen anderen, die sich damit befassten, ebenso.
    Noch vor Kurzem hatte die Mehrheit des Weißen Rats jeden mit Hohn überschüttet und der Paranoia bezichtigt, der vorsichtig, aber doch hörbar Spekulationen über die Existenz dieser Gruppe anstellte. Dann hatte vor einem Jahr ein Agent des Schwarzen Rates auf einen Schlag mehr als sechzig Magier getötet, und das, nachdem er die Festung in Edinburgh so nachhaltig hatte infiltrieren können, dass man hinterher bei mehr als fünfundneunzig Prozent der dort Beschäftigten, einschließlich des Sicherheitspersonals, auf die eine oder andere Art Umdekorierungsmaßnahmen am Hirn hatte vornehmen müssen. Selbst die Mitglieder des Ältestenrats waren betroffen gewesen.
    Es war gelungen, den Verräter auszuschalten, aber erst in letzter Sekunde und zu einem sehr hohen Preis. Mittlerweile glaubte auch der Rat als Ganzes an die Möglichkeit, es könnte eine gesichtslose, namenlose Organisation in der Welt Amok laufen. Eine Organisation, die unter der einen oder anderen Tarnung wer weiß wie viele Mitglieder in den Weißen Rat eingeschleust haben könnte.
    Die Folgen waren Paranoia und allgemeines Misstrauen. Beides war seit letztem Jahr im Rat stetig gewachsen, wobei sich unser Führer, der Merlin, immer noch weigerte, die Existenz des Schwarzen Rats offen einzugestehen, da er fürchtete, seine eigenen Leute könnten aus Furcht oder vom Ehrgeiz getrieben zu den Bösen überlaufen. Leider wirkte sich seine Entscheidung auf die verschreckten, übernervös gewordenen Magier des Weißen Rats genau gegenteilig aus: Durch das Verhalten des Merlins wurde die ganze verworrene Angelegenheit nur noch mysteriöser und undurchsichtiger, fiel es noch leichter, die von schwelender Angst getrübten Gedanken der Magier auszubeuten.
    An diesem Punkt war der Graue Rat ins Spiel gekommen. Er bestand aus mir, Ebenezar und weiteren Magiern, die in kleinen Zellen organisiert waren und einander nicht namentlich kannten, damit, wenn der eine oder andere Rat Wind von der Sache bekam, nicht die ganze Organisation mit einem Schlag ausradiert werden konnte. Wir waren die, die versuchten, in Zeiten des Wahnsinns die Fahne des gesunden Menschenverstands hochzuhalten. Die ganze Sache konnte uns jederzeit spektakulär auf die Füße fallen, aber manche Leute schafften es nun mal nicht, einfach tatenlos zuzusehen, wenn alles glorreich den Bach runterging – dann mussten sie etwas unternehmen. Ergo der Graue Rat.
    „Ja“, sagte Ebenezar. „Den meine ich.“
    „Der Graue Rat muss mir helfen“, sagte ich.
    „Hoss … wir sitzen alle unter einem Damoklesschwert und warten nur drauf, dass es uns auf den Kopf fällt. So, wie sich die Dinge in Edinburgh gerade entwickeln, könnte es das Ende der geordneten, maßvollen

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