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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Universitätsstädte eintrat, genoß vorüberge-
    hend die Ehren eines literarischen Tribunals. Erst der
    Dreißigjährige Krieg machte dem allem ein Ende.
    Einzelnes aus jener Unglücksepoche geh ich später,
    namentlich in dem Kapitel »Gottberg«.

    1. Diese »Kuhburg« existierte noch im Anfange
    des vorigen Jahrhunderts; später wurde sie
    abgetragen und ihr Mauerwerk bei Aufführung
    des Ruppiner Rathauses mit verwandt. Sol-
    cher »Kuhburgen« (das heißt Burgen oder
    Türme zum Schutz der Viehherden, besonders
    der Kühe ) gab es damals viele in der Mark,
    und noch heute lassen sich einzelne derselben
    nachweisen. Sie sollten vor Gefahr schützen,
    aber vor allem sie rechtzeitig erkennen las-
    sen. Deshalb lagen diese Warten in der Regel
    so hoch wie möglich; am vorteilhaftesten war
    der »Luginsland« bei Gransee gelegen. (Die
    zwei oder drei einzeln stehenden Türme, de-
    nen man noch jetzt auf dem Wege nach
    Rheinsberg begegnet und die gelegentlich
    auch wohl als solche »Warten« angesehen
    worden sind, sind aus verhältnismäßig neuer
    Zeit und dienten als Fanaltürme, als nächtli-
    che Wegweiser, wenn Kronprinz Friedrich in

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    raschem Ritt von Ruppin nach Rheinsberg zu-
    rückkehrte.)

    2. Alle Städte der Grafschaft: Ruppin, Gransee,
    Wusterhausen, Rheinsberg, waren außeror-
    dentlich fest. Was Ruppin angeht, so zogen
    sich dreifache Wälle – die an der Nordwestsei-
    te bis diese Stunde wohlerhalten sind und ei-
    ne besondere Zierde der Stadt bilden – um
    die hohe Mauer herum, die von fünfundzwan-
    zig Wachthäusern besetzt war. An Gewappne-
    ten war kein Mangel. Die Stadt hatte acht
    Hauptleute und neben einer Art Miliz auch
    noch eine Anzahl berittener Knechte, die mit
    Handbüchsen, Panzern, Kasketts und Seiten-
    gewehren bewaffnet waren. Die Bürger waren
    durchgängig zum Kriegsdienst verpflichtet
    und mit Armbrüsten, Spießen und Lanzen
    bewaffnet. Eigentliche Söldner oder
    Lanzknechte kommen vor 1520 in den Käm-
    mereiregistern nicht vor. Die Kriegsgerät-
    schaften wurden ohne Ausnahme in Ruppin
    verfertigt. Die Stadt hatte ihren Schwertfeger
    oder » Armbostyrer « (auch Harnswischer oder
    Harnsputzer genannt), ihren » Pulvermeker «,
    der das Büssen-Krut und Büssen-Lodt (Pulver
    und Blei) herzustellen hatte, endlich ihren
    Büchsenmeister , der die »groten und kleinen
    Büssen« (Kanonen und Gewehre) gießen und
    instand halten mußte. Zu jedem der fünfund-
    zwanzig Wachthäuser gehörte eine »Büsse«
    oder auch zwei. Die Stadt konnte, nach einer
    mäßigen Berechnung, 500 Gewappnete ins

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    Feld stellen. Aber dennoch hören wir, histo-
    risch verbürgt, von keiner einzigen einge-
    nommenen Burg. Nur die Tradition erzählt
    von einigen wenigen Fällen der Art (zum Bei-
    spiel Kränzlin).

    3. Andreas Fromm

    Hispan'sche Mönche, öffnet mir die Tür!...
    Laßt hier mich ruhn, bis Glockenton mich weckt.
    Platen

    In der Epoche des »gelehrten Ruppin« war es, daß
    Andreas Fromm, nicht der gekannteste, aber
    höchstwahrscheinlich der gelehrteste Mann, den die Ruppiner Lande hervorgebracht haben, um 1615
    geboren wurde, nach einigen in der Stadt Ruppin
    selbst, nach andern in dem benachbarten Dorfe Plä-
    nitz. Ich lasse gleich eingangs folgen, was ich über
    den Lebensgang dieses mit der Kirchengeschichte
    der Mark in engem Zusammenhange stehenden
    Mannes in Erfahrung bringen konnte. Dieser Lebens-
    gang, wie fast immer bei Künstlern und Gelehrten,

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    zeigt im großen und ganzen keine Verkettung äußer-
    lich interessanter Lebensschicksale. Fromms hervorragende Teilnahme jedoch an den theologischen
    Streitigkeiten der Paul-Gerhardt-Zeit, sein Übertritt
    zum Katholizismus, um diesen Streitigkeiten zu ent-
    gehen, endlich seine angebliche, wenn auch durch-
    aus nicht erwiesene Verfasserschaft der »Lehnin-
    schen Weissagung« machen sein Leben zu einem
    Gegenstande, der Anspruch darauf hat, an dieser
    Stelle beschrieben zu werden.
    Andreas Fromm, nachdem er die lateinische Schule
    in Ruppin und Perleberg, schließlich das »Graue Klos-
    ter« in Berlin besucht hatte, studierte Theologie in
    Frankfurt und Wittenberg, wurde Rektor in Alt-
    Damm, bald darauf Professor der Philosophie am
    Gymnasium zu Alt-Stettin und sah sich 1651 plötz-
    lich und ohne vorgängige Schritte seinerseits von
    Berlin aus als Propst an die Petri-Kirche berufen. Er
    nahm auch an. Mitglieder des Berlin-Cöllner Magist-
    rats hatten ihn wenige Monate früher, während eines
    Besuches in

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