Wanderungen durch die Mark Brandenburg
Augenblick ge-
genwärtig zu haben.
2. Von Pudewels ist von Podewils. – Die Na-
mensschreibungen wechseln überhaupt im
Laufe der Zeit, dies gilt auch von Katt und
Katte , die im Text beide, und zwar abwech-
selnd, wiederkehren. Die Familie nennt und
schreibt sich jetzt von Katte , damals aber von Katt . Verschiedene später mitzuteilende Briefe fuhren diese letztere Unterschrift ( Katt ).
3. Von Keith, wie schon in einer früheren An-
merkung hervorgehoben, war durch das
Kriegsgericht zum Strang, von Spaën zu Kas-
sation, von Ingersleben zu sechsmonatiger
Festungshaft verurteilt worden. Da von Keith
bereits flüchtig geworden war, ward er »in ef-
figie« gehenkt.
Von Kattes letzter Tag in Berlin
Katte war all die Zeit über in seinem Arrestlokal auf
der Wache des Regiments Gensdarmes verblieben.
Endlich, am 2. November, ward er nach dem »Neuen
Markt« auf die daselbst befindliche Auditoriatsstube
gebracht, wo jene fünfzehn Offiziere, die das Kriegs-
1300
gericht gebildet hatten, bereits versammelt waren,
um ihm durch den Vorsitzenden, Achaz von der
Schulenburg, erst das ihrerseits gefällte Urteil, da-
nach aber die verschärfte, auf Tod lautende Sentenz
des Königs mitzuteilen. Katte bewahrte gute Hal-
tung. »Ich bin«, sagte er, »völlig in die Fügungen der
Vorsehung und den Willen des Königs ergeben. Ich
habe keine schlechte Handlung verübt, und wenn ich
sterbe, so ist es um einer guten Sache willen.«
Gleich darnach ward er vom Neuen Markt aus in sein
Arrestzimmer zurückgeführt, das noch durch viele
Jahre hin, bis zu seinem Abbruch, in einer seiner
Fensterscheiben eine Reminiszenz an diesen seinen
so berühmt gewordenen Gefangenen aufbewahrte.
Es war dies ein Vers, den er während der langen Un-
tersuchungshaft mit dem Stein seines Ringes ins
Glas gekritzelt hatte. Der Vers lautete:
Mit der Zeit (geduldbeflissen)
Wird uns auch ein gut Gewissen.
Wenn du fragst wer dies geschrieben hier,
Wird der Name Katt es sagen dir.
Hoffnung läßt Zufriedenheit nicht missen.
Darunter standen die Worte: »Derjenige, den die
Neugier treiben wird, diese Schrift zu lesen, wird
erfahren, daß der Schreiber auf Befehl Seiner Majes-
tät den 16. August des Jahres 1730 in Arrest ge-
kommen ist nicht ohne Hoffnung, die Freiheit wie-
derzuerhalten, obgleich die Art, wie er bewacht wird,
ihn etwas Unglückseliges ahnen läßt.«
1301
Bald nach seiner Rückkehr bat er um Tinte und Fe-
der. Als ihm beides gebracht war, schrieb er an den
König: ein Bekenntnis seiner Schuld und zugleich ein
Gnadengesuch. Der Brief lautete:
»Nicht mich zu rechtfertigen, nicht meine bisherige
Aufführung zu entschuldigen noch durch viele
Rechtsgründe meine Unschuld zu bezeugen, nein,
sondern die wahre Reue und Leid, Ew. Königliche
Majestät beleidigt zu haben, verpflichten mich in al-
ler Untertänigkeit, mich Denenselben zu Füßen zu
legen. Meiner Jugend Irrtum, Schwachheit, Unbe-
dachtsamkeit, mein nichts Böses meinender Sinn,
mein durch Liebe und Mitleid eingenommenes Herz,
ein eitler Wahn der Jugend, der keine verborgene
Tücke im Schilde geführt, sind es, mein König!, die
demütigst um Gnade, Erbarmen, Mitleiden, Barmher-
zigkeit und Erhörung bitten und flehen! Gott, als der
König und Herr aller Herren, läßt Gnade vor Recht
ergehen und bringet durch Erbarmen und Gnade den
auf irrigem Wege gehenden Sünder und Missetäter
wiederum zu seiner Pflicht: Also, mein König! Sie, als
ein Gott auf Erden, lassen mir doch dieselbe Gnade,
als einem gegen Ew. Königliche Majestät mißhan-
delnden Sünder und Missetäter, zufließen. Die Hoff-
nung der Wiedererholung schonet noch des verdorre-
ten Baums und erhält ihn vor der Glut des Feuers.
Warum soll denn mein Baum, der schon wiederum
neue Sprossen neuer Treue und Untertänigkeit zei-
get, nicht Gnade vor Ew. Königlichen Majestät fin-
den? Warum soll er sich schon in seiner Blüte neigen
und nicht noch vorher Ew. Königlichen Majestät Gna-
de und Barmherzigkeit für unverfälschte Treue und
1302
Gehorsam erwirken? Ich habe gefehlet, mein König!
ich erkenne es mit treuem Herzen, also verzeihen
Sie es dem redlichen Gesteher und gewähren mir,
was auch Gott dem größten Sünder nicht versaget.
Manasse vermehrte ja, so gottlos er war, die Zahl
seiner Fürsten; Saul konnte nicht so sehr in Unge-
horsam verfallen und David nach Unrecht dürsten,
als aufrichtig hernach ihre Bekehrung war. So
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