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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Küster
    reichlich und entzog ihm ebensoviel, als man jenem
    bewilligte; man besserte nichts aus; er mußte
    schwitzen und frieren; schließlich entdeckte er auch,
    wie mächtig die Hintertreppeneinflüsse waren, bis
    hoch hinauf.
    Sein besonderes Unglück war, daß er einen splendi-
    den, gut situierten, die Dinge leichtnehmenden Vor-
    gänger gehabt hatte, der fünf gerade sein ließ und
    auf den nun beständig hingewiesen wurde. Dies tat
    vor allem der Küster, der – als ein Überbleibsel aus
    der »Schmidtschen goldenen Zeit« – von der Ge-
    meinde bevorzugt wurde, der eitel, hochmütig war,
    sich emanzipierte, über Land reiste, wenn er wollte,
    und Schule hielt, wenn er wollte, der sich imperti-
    nent gegen den Pastor stellte und sich so stellen
    durfte , weil die Bauern, denen er immer zu Diensten war, ihm den Rücken deckten. Die Tagebuchblätter
    geben ein »Dorfidyll«, das alles andere eher war als
    idyllisch.
    Eines gewissen sprachlichen Interesses dieser Chronik haben wir schon erwähnt; auch noch ein Wort
    über die Schreibweise. Sie ist kurz, kernig, von gro-
    ßer Klarheit und Durchsichtigkeit. Wo der Verfasser
    sich ausführlicher gibt, ist alles in einem brillanten
    Stil geschrieben, oft fortreißend. Man erkennt leicht
    die geistig nicht gewöhnlich und nach der Charakter-
    seite hin bedeutend angelegte Natur. Ein Mann über-
    all.

    1908
    Wir beginnen nun, einzelnes aus der Chronik auszu-
    ziehen und zu einem Ganzen zusammenzustellen.

    Bernhard Daniel Schmidt,
    Pastor zu Fahrland 1751 bis 1774
    Bernhard Daniel Schmidt war der Vater unsres
    »Schmidt von Werneuchen«. Tragen wir ihm schon
    um deswillen ein gewisses Interesse entgegen, so
    wächst dasselbe unter dem Eindruck jener Aufzeich-
    nungen, die wir von Pastor Moritz', seines Nachfol-
    gers, Hand in der Chronik finden. Pastor Moritz war
    ihm nicht hold, konnte ihm nicht hold sein, da er unter der »légèren Praxis« seines Amtsvorgängers
    zu leiden hatte; dennoch tritt einem in diesem letzte-
    ren eine unverkennbar liebenswürdige Persönlichkeit
    entgegen. Wir geben nun die einzelnen Sätze, wie
    sie sich zerstreut in der Chronik finden.
    »Bernhard Daniel Schmidt, bis dahin Feldprediger
    beim Cadettencorps, bekam die Pfarre durch Cabi-
    netsordre und trat sie 1751 an, am 6. Februar.«
    »Er vermählte sich am 13. Juli obengenannten Jah-
    res (1751) mit Sophie Samson, ältesten Tochter des
    Stallmeisters Samson zu Potsdam. Sie starb am
    7. Juli 1752.«

    1909
    »Anfang der sechziger Jahre verheiratete sich Predi-
    ger Schmidt zum zweiten Male. Er hatte Vermögen mit der Frau und liebte Windmacherei.«
    »Prediger Schmidt hat die Pfarre um mehrere ihrer
    Einnahmen gebracht. Er nahm alles leicht. Die Tonne
    Most erhalte ich noch immer nicht, trotzdem sie in
    der Matrikel steht. Er hat's einschlafen lassen, wie
    manches andre. Wenn ihm diese Einnahme nichts
    war, durfte er annehmen, daß sie seinem Nachfolger
    auch nichts sein würde? Was fürchtete er? Er stand
    ja bei allen Herren der Kammer und der Forst in
    ausnehmendem Crédit! Jene gaben ihm eine Woorte,
    diese gaben ihm die Planken dazu, und das alles,
    weil er ein so einnehmender Herr war, der ihre ganze
    Gesellschaft immer zu lachen machte. – Nun ist es
    zu spät. Bei meinem Anzuge wußte ich von diesen
    Dingen nichts. Die ›vornehme Frau‹ verschmähte es,
    mit mir darüber zu reden.«
    »Gleich bei seinem Amtsantritt sagte Pastor
    Schmidt: Von Ostern bis Johanni wird täglich, aber
    nur vormittags Schule gehalten; von Johanni bis Mi-
    chaeli nur zweimal in der Woche.«
    »Herr Schmidt stand gut zu seinem Küster. Als ihm
    dieser Anzeige machte, daß er am andern Tage ver-
    reisen wolle, antwortete jener: ›Warum sagt Er mir
    das? Hab ich Ihm denn schon gesagt, wohin ich
    morgen verreisen will?‹«
    »Prediger Schmidt hatte die Pforte machen lassen. Er
    pflegte durch dieselbe nach seiner Plantation oder

    1910
    Woorte zu gehn, in kurzem Schlafrock, à la main die Flinte .«
    »Pastor Schmidt liebte Wortspiele nicht nur in seinen
    Predigten, sondern auch bei sonstigen Vorfällen. Bei
    der Leichenrede von einem Weinmeister sprach er
    vom Weinberge, und beim Tode eines Leinewebers
    mußte aus ›Hiob‹ die Weberspule herhalten.«
    »Bei Pastor Schmidt war alles flott und kurz ange-
    bunden. Sein eigner Küster sagte: ›Und wenn ich an
    einem Tage an drei Orte kam, so fand ich meinen
    Pastor auch da. Er scheute sich nicht vor dem Teufel.
    Wenn er Beichte hielt, so sagte

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