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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Von
    königlicher Huld in den Gartenschlössern bei Pots-
    dam bis an sein Ende gepflegt, starb er ebenda-
    selbst.«
    Auch noch in seiner letzten Krankheit war er durch
    Geheimrat Dr. Zimmermann ärztlich behandelt wor-
    den. An sogenannten »Erlebnissen« hat sein Leben
    wohl wenig aufzuweisen. Er gehörte ganz und gar
    einer gemütlichen Form gesellschaftlichen Daseins
    an; darin ging er auf, und man würde sagen müssen,
    auch unter, wenn sein Talent und seine Bedeutung
    ein so feierlich klingendes Wort überhaupt gestatte-
    te. Denn alles an ihm war Dilettantismus. Er erinnert
    in vielen Stücken an Wilhelm Hensel, der den besten
    Teil seines Lebens auch an vornehmen Umgang, an
    Einsammeln von Zelebritätsköpfen für seine Port-
    raitmappe und an Briefchen und Gedichtchen setzte.
    Nichtsdestoweniger war ein Unterschied, und einer

    1978
    unsrer gegenwärtigen Altmeister, der beide noch gekannt hat, brach, als ich auf die vorstehende Parallele hinwies, unter herzlichem Lachen in die Worte
    aus: »Um Gottes willen nicht! Mit Hensel war es
    nicht viel, aber gegen Rösel war er ein Gott.«
    Mit zwei Anekdoten will ich schließen. Schleierma-
    cher und Rösel, beide Breslauer, beide klein und
    verwachsen, trafen sich in einer Gesellschaft und
    erinnerten sich, auf derselben Schulbank gesessen
    zu haben. »Wir waren damals halbwachsen«, sagte
    Rösel. »Im Grunde genommen«, lachte Schleierma-
    cher, »sind wir's auch geblieben.«
    In der zweiten Anekdote spielt Rösel seinerseits die
    Hauptrolle. Er saß in Sanssouci mit bei Tisch, und
    Friedrich Wilhelm IV. stieß aus Versehen ein Glas
    Portwein um. »Was sagen Sie nun?« fragte der Kö-
    nig. »Gott, Majestät«, antwortete Rösel, »eben war
    es noch Portwein, und jetzt ist es bloß Tischwein.«

    1. In einem sehr viel späteren Briefe (27. Januar
    1841) heißt es: »Es war gestern, trotz der
    kalten Witterung, ein schwüler Tag für mich.
    Der Abschied aus dem alten, ehrwürdigen
    Hause Feilner hatte mich windelweich ge-
    macht. Ich hätte stundenlang wie ein Kind
    weinen können!«

    1979
    Marquardt

    Des Hofes Glanz und Schimmer
    Blinkt nur wie faules Holz,
    Die Kirche lebt vom Flimmer
    Und wird vor Demut stolz;
    Arm sind des Lebens Feste,
    Rings abgestandner Wein,
    Das Höchste und das Beste,
    Wie niedrig und wie klein.
    »Walter Raleigh«

    Eine Meile hinter Bornstedt liegt Marquardt, ein alt-
    wendisches Dorf, ebenso anziehend durch seine Lage
    wie seine Geschichte. Wir passieren Bornim, durch-
    schneiden den »Königsdamm« und münden unmerk-
    lich aus der Chaussee in die Dorfstraße ein, zu deren
    Linken ein prächtiger Park bis an die Wublitz und die
    breiten Flächen des Schlänitz-Sees sich ausdehnt.
    Die gegenwärtige Gestalt von Marquardt, ebenso wie
    sein Name, ist noch jung; in alten Zeiten hieß es
    Schorin. Im fünfzehnten Jahrhundert und weiter zu-
    rück war es im Besitz zweier Familien; die eine da-
    von nannte sich nach dem Dorfe selbst (Zabel von
    Schorin, 1375), die andere waren die Bammes. Der
    Besitz wechselte oft; die Brösickes, Hellenbrechts
    und Wartenbergs lösten einander ab, bis 1704 der
    Etatsminister und Schloßhauptmann Marquardt Lud-

    1980
    wig von Printzen das reizende Schorin vom Könige
    zum Geschenk und das Geschenk selber, dem Minis-
    ter zu Ehren, den Namen Marquardt erhielt.
    An von Printzen, der sieben hohe Staatsämter be-
    kleidete und ebenso viele Titel führte, läßt sich die
    Phrase vom »unsterblichen Namen« mustergültig
    studieren. Wer kennt ihn noch? Und doch war der
    Ruhm, den er seinerzeit genoß, ein so allgemeiner
    und wohlverdienter, daß selbst der medisante Herr
    von Pöllnitz nicht umhin konnte, in seinen Memoiren
    zu schreiben: »Um 1710 wurde von Printzen zum
    Oberhofmarschall ernannt. Seine Verdienste machten ihn dieser Stelle vollkommen würdig. Der Hof,
    bei welchem er schon sehr jung angestellt worden
    war, hatte weder seine Sitten noch sein Herz verdor-
    ben. Treue und Redlichkeit waren die Triebfedern
    aller seiner Handlungen, und man kann mit Wahrheit
    sagen, daß unter allen Ministern des Königs er derje-
    nige war, der den Meinders und Fuchs, welche
    Deutschland unter seine größten Männer rechnete,
    am meisten gleichkam. Seine Aufrichtigkeit hatte
    ihm jedermanns Liebe zugezogen. Selbst der Kron-
    prinz, der ein geborener Feind aller Minister war,
    konnte ihm seine Hochachtung nicht versagen, so
    daß er, als der Prinz zur Regierung kam, der einzige
    war, der seine Stelle

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