Wanderungen durch die Mark Brandenburg
behielt.«
So Pöllnitz über von Printzen. Ein Glück, daß sieben
Hof- und Staatsämter ihn bei Lebzeiten schadlos hielten für die Undankbarkeit der Nachwelt. Er bezog
40 000 Taler jährlich. Unter seinen vielen Ämtern
war auch das eines »Direktors des Lehnswesens«,
1981
was die Anhäufung von Lehnsbriefen des gesamten
Havellandes im Marquardter Archive erklären mag.
Von Printzen starb 1725; schon sechs Jahre früher
(1719) war das anmutige Schorin, nunmehr Mar-
quardt, in die Hände der Familie von Wykerslot ü-
bergegangen, die, zu Anfang des Jahrhunderts, vom
Niederrhein, dem Jülichschen und Kleveschen her,
ins Land gekommen war. Vater und Sohn folgten
einander im Besitz, jagten und prozessierten ein hal-
bes Jahrhundert lang und erwarben sich das im
engsten Zusammenhang damit stehende fragwürdige
Verdienst, das Gutsarchiv mit den meisten Akten-
bündeln, diesmal nicht Lehnsbriefe, vermehrt zu ha-
ben. Es war eine calvinistische Familie, und das Inte-
ressanteste aus ihrer Besitzzeit bleibt wohl, daß, ob-
schon sie die Kirche aus eigenen Mitteln erbaut hat-
ten, ihnen, solange Friedrich Wilhelm I. regierte,
nicht gestattet wurde, das heilige Abendmahl in die-
ser ihrer Kirche aus der Hand eines reformierten
Geistlichen zu empfangen. Die Wykerslot mußten
sich, an ihrem eigenen Gotteshause vorbei, nach
Nattwerder begeben, einer benachbarten Schweizer-
kolonie, wo das Abendmahl nach calvinistischem Ri-
tus erteilt wurde.
1781 starb der jüngere von Wykerslot. War der Be-
sitz bis zu diesem Zeitpunkte kein konstanter gewe-
sen, so wurde er von jetzt ab, in der Unruhe sich
steigernd, ein beständig wechselnder, so daß wir in
dem kurzen Zeitraum von 1781 bis 1795, die Wy-
kerslots noch mit eingerechnet, das nunmehrige
Marquardt in Händen von vier verschiedenen Famili-
1982
en sehn. Die Nähe Potsdams – wie bei vielen ähnli-
chen Punkten – spielte dabei eine Rolle. Wer dem
Hofe nahestand oder, wenn außer Dienst, es schwer
fand, sich ganz aus der Sonne zurückzuziehen, wähl-
te mit Vorliebe die nahe gelegenen Ortschaften. Un-
ter diesen auch Marquardt. Hofleute erstanden es,
nahmen hier ihre Villeggiatur und verkauften es wie-
der. Die Besitzreihe war die folgende:
Oberstlieutenant von Münchow von 1781 bis 1789,
Hofmarschall von Dorville von 1789 bis 1793,
Kammerherr und Domherr Baron von Dörenberg von
1793 bis 1795,
General von Bischofswerder von 1795 bis 1803.
Über die Besitzzeiten der erstgenannten drei ist we-
nig zu sagen. Von Münchow errichtete seiner ver-
storbenen Frau ein Rokokodenkmal mit der Inschrift:
»Friede sei über ihrer würdigen Asche«; Dorville und
Dörenberg gingen spurlos vorüber. Erst mit General
von Bischofswerder begann eine neue Zeit. Mar-
quardt trat in die Reihe der historischen Plätze ein.
1983
Marquardt von 1795 bis 1803
General von Bischofswerder
Die Zeit der Heerlager war vorüber, der Baseler Frie-
de geschlossen; in demselben Jahre war es, 1795,
daß der General von Bischofswerder Marquardt käuf-
lich an sich brachte, nach einigen aus dem Vermögen
seiner zweiten Frau, nach andern aus Mitteln, die
ihm der König gewährt hatte. Das letztere ist das
Wahrscheinlichere. Gleichviel, er erstand es und gab
dem Herrenhause, dem Park, dem Dorfe selbst im
wesentlichen den Charakter, den sie samt und son-
ders bis diesen Augenblick zeigen. So wenig Jahre er
es besaß, so war dieser Besitz doch epochemachend.
Ehe wir darzustellen versuchen, was Marquardt da-
mals sah und erlebte, versuchen wir eine Schilde-
rung des einflußreichen und merkwürdigen Mannes
selbst.
Hans Rudolf von Bischofswerder wurde am
11. November 1740 zu Ostramünde im sächsisch-
thüringischen Amte Eckartsberga geboren.1) Die An-
gabe von Tag und Jahr ist zuverlässig, die Ortsanga-
be fraglich. Sein Vater war Adjutant bei dem Mar-
schall von Sachsen, warb für Frankreich das Re-
giment Chaumontet und starb als Oberst im Dienst
der Generalstaaten.
Hans Rudolf von Bischofswerder studierte von 1756
an zu Halle, nahm dann Kriegsdienste und trat 1760
in das preußische Regiment Carabiniers, dessen
1984
Kommandeur ihn zu seinem Adjutanten machte. In
dieser Eigenschaft wohnte er den letzten Kämpfen
des Siebenjährigen Krieges bei. Noch während der
Campagne stürzte er mit dem Pferde, erlitt einen
Rippenbruch, und zunächst wenigstens sich außer-
stande sehend, die militärische Laufbahn fortzuset-
zen,
Weitere Kostenlose Bücher