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Wanderungen II. Das Oderland.

Wanderungen II. Das Oderland.

Titel: Wanderungen II. Das Oderland. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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König
Bastion Königin
Bastion Kronprinzessin
Bastion Philipp
    Mittelbastionen.
    Bastion Kronprinz
Bastion Brandenburg
    Auf Bastion »Kronprinz« erhob sich und erhebt sich noch der sogenannte »Hohe Kavalier«, ein besonders fester Punkt, der eine vierfache Verteidigung gestattet. Auf Bastion »Brandenburg« oder in seiner unmittelbaren Nähe vollendete sich die Katte-Tragödie.
    An den Schmalseiten des länglichen Vierecks befanden sich die zwei Festungstore: das Lange-Damm- und das Kurze-Damm-Tor (jetzt Berliner und Zorndorfer Tor), die den auf den vorgenannten beiden Dämmen sich bewegenden Verkehr der Landschaft mit der Stadt einzig und allein vermittelten. Auf dem Langen-Damm-Tore stand ein Torhäuschen, in dessen einziger Stube Katte seine letzte Nacht vor der Hinrichtung zubrachte. Auf vorstehender Zeichnung ist das Häuschen mit einem [Image: Quadrat]bezeichnet.
    Innerhalb der Festungswerke lag die Stadt mit Marktplatz, Kirche, Schloß, letzteres hart an den Wall gelehnt, und zwar zwischen Bastion König und Bastion Brandenburg. Auf den Wällen selbst befand sich alles, was eine Festung an Magazinen, an Gieß- und Zeughäusern, an Pulver- und Getreidemühlen erforderte. Unter seiner Armatur waren auch einzelne aus der Küstriner Gießerei hervorgegangene berühmte Geschütze, die nach damaliger Sitte besondere Namen hatten. Das eine derselben hieß »Der wilde Mann«, ein anderes »Das Rebhuhn«. Dem »wilden Mann« war folgende Inschrift gegeben:
    Der Papst , das ist der »wilde Mann«,
Er hat all' Unglück richtet an,
Das Gott und Mensch nicht leiden kann.
    Und bei dem »Rebhuhn« heißt es:
    Das Rebhuhn mit seinem Schnabel pickt,
Daß mancher drob zu Tod erschrickt.
    So war Festung Küstrin. Sie galt für »unüberwindlich«. Daß sie sich nicht jederzeit als solche bewährte, lag an anderem als an dem Mangel oder der Unzureichendheit ihrer Befestigungen.
    Dies führt uns, mit Übergehung seiner nicht bedeutenden Erlebnisse während des Dreißigjährigen Krieges, auf seine zwei Belagerungen von 1758 und 1806.  
Das Bombardement vom 15. August 1758
    Die langsam heranziehenden russischen Kolonnen unter General Fermor waren am 14. August in unmittelbarer Nähe von Küstrin eingetroffen. In diesem kommandierte Oberst Schack von Wuthenow, ein braver Mann, aber von geringer militärischer Begabung. Er hatte nur vier Bataillone zu seiner Verfügung. So schwach diese lebendige Verteidigung war, so stark war die tote: zahlreiche Geschütze standen gut placiert auf den Wällen, und aller Tadel, der nachträglich, und nicht unverdient, den Obersten und Kommandanten getroffen hat, läuft darauf hinaus, daß er es versäumt habe, von dieser starken artilleristischen Ausrüstung einen richtigen und namentlich rechtzeitigen Gebrauch zu machen.
    Am 15. früh etablierten die Russen – und zwar unbehelligt durch irgendein diesseitiges Feuer, das, im rechten Moment, den Anmarsch mit Leichtigkeit hätte hindern können – ihre Batterien zur Seite der Kurzen-Damm-Vorstadt und begannen die Stadt aus allerhand kleinerem Geschütz, insonderheit aber aus zwei Schuwalowschen Haubitzen und vier »Einhörnern«, zu bombardieren. Aus den »Einhörnern« wurden sechsundneunzig Pfund schwere Kugeln geworfen. Gleich eine der ersten Granaten, die der Feind warf, zündete; um neun Uhr standen mehrere Straßen in Flammen, und am Nachmittag war alles bis auf die Garnisonkirche und das mit [Image: Quadrat]bezeichnete Torhäuschen in einen Aschenhaufen verwandelt. Besonders nachteilig für die Neumark wurde der Umstand, daß die Gefangenen, die sich in der Festung befanden, nicht nur umherliefen und plünderten, sondern auch alle Anordnungen zum Dämpfen des Feuers zu hintertreiben wußten. So ging ein großer Teil neumärkischen Landesvermögens, das man vor den heranrückenden Russen hierher geflüchtet hatte, verloren. Gegen die Festung wurde kein Schuß abgefeuert; nur auf Zerstörung der Stadt hatte man es abgesehen und fuhr mit dem Werfen von Brandraketen noch fort, als schon längst nichts mehr zu zerstören war.
    Der 16. verging ruhig. Am 17. erschien ein Parlamentär, um den Obersten von Schack zur Übergabe der Festung aufzufordern, widrigenfalls die ganze Garnison über die Klinge springen müsse.
    Von Schack, der von dem Heranziehen des Königs Kunde hatte, überhaupt mehr unfähig als mutlos war, wies das Ansinnen zurück.
    Am 21. erschien der König und begab sich von der linken Oderseite her, von der er anrückte, nach

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