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Wandlung

Wandlung

Titel: Wandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Baker
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klopften an Türen, führten Leute gewaltsam ab. Was jede Menge Ärger, Gegenwehr und Geschrei zur Folge hatte.
    Genauso war es auch, als das Ganze in einen offenen Krieg ausartete. Es kam zu Kämpfen in den Fluren, auf den Decks. Die Leute traten einer Bande aus Infizierten entgegen, absolut entschlossen, sie in Stücke zu hacken und zu verbrennen, nur um festzustellen, dass sich ihre eigenen Frauen und Kinder in der Menge befanden. Wie
hätten Sie sich verhalten? Hätten Sie, wenn es hart auf hart gekommen wäre, Ihre eigenen Kinder umgebracht? Haben Sie überhaupt Kinder?«
    »Ja«, sagte Rye. »Einen Sohn.«
    Sie gingen zum Hauptfoyer.
    »Hier hat alles angefangen«, sagte Walczak. »Dies ist der Ort, wo das Gemetzel richtig losgegangen ist. Alle hatten sich für ein großes Festessen eingefunden, um für einen Moment ihre Sorgen zu vergessen. Dann brachen ungefähr dreißig infizierte Passagiere aus der Krankenstation aus und kamen hierher. Überall war Blut, es kam zu einer Massenpanik. Es war das reine Chaos. Das war der Moment, in dem wir die Kontrolle verloren.«
    Rye sah sich um, umgestürzte Tische und Stühle, infizierte Kellnerinnen, die zwischen zerbrochenem Geschirr und Blumen herumstolperten.
    »Würden Sie mir einen Gefallen tun?«, fragte Walczak.
    »Sicher.«
    Er hob eine schwere Statuette vom Boden auf, die aus einer Wandnische gekippt war, eine tanzende Nymphe. »Töten Sie mich«, sagte er. »Ein einziger, sauberer Schlag.«
    Er setzte sich an einen Flügel und spielte »I Get a Kick Out of You«. Rye stand genau hinter ihm.
    »Sie spielen ziemlich gut«, sagte Rye.
    »Ja. Hab mir immer gewünscht, ich hätte eine Profikarriere eingeschlagen.«
    Rye erschlug ihn mitten in der dritten Strophe.
     
    Sie durchsuchte die Flure in unmittelbarer Umgebung des Maschinenraums, öffnete jede mit einem roten Flammenemblem gekennzeichnete Tür: Farbe, Schmieröle, Terpentinersatz.

    Dann fand sie die Treibstofftanks; von einem langen Laufgang aus blickte man auf Behälter mit Diesel und leichtem Schiffsmotorenöl herab. Sie versuchte, die Absperrhähne aufzudrehen, doch die ließen sich nicht bewegen.
    Sie stieg die Treppe zum Boden des Treibstofflagers hinab und hämmerte mit einem Schraubenschlüssel gegen die Rohrleitungen. Eine Nahtstelle an einer schmalen Kupfermuffe am Fuß des Tanks riss, und Treibstoff ergoss sich auf die Bodenplatten. Es war nur ein kleines Leck, aber wenn sie in ein paar Stunden zurückkehrte, würde der Fußboden mit Dieseltreibstoff überflutet sein.
     
    »Codein.« Der Geber gab zwei Karten, eine Königin und eine Fünf.
    Rye schob die Karten von sich weg und stieg aus.
    »Und was haben Sie nun verbrochen? Gefälschte Rezepte ausgestellt?«
    »Ja.«
    »Feine Sache. Muss toll sein, so als Arzt. Wie ein Kind im Süßwarenladen.«
    »Hat mich ein paar Jahre gekostet. Ich habe dafür einen hohen Preis bezahlt.«
    »Tja, na ja. Gehen Sie nicht so hart mit sich ins Gericht«, sagte der Geber. Er zog ein silbernes Zigarettenetui aus seiner Tasche, schob sich vorsichtig eine Zigarette zwischen seine deformierten Lippen und steckte sie mit einem Klicken seines Feuerzeugs an. »Es gibt da eine Zeile von Larkin: ›Was hätten sie alles vollbringen können, hätte man sie nur geliebt.‹ Jeder von uns hätte die Welt regieren können, wären wir nur rechtzeitig aufgestanden und hätten das Richtige getan. Stattdessen hinken wir umher und schleppen unsere persönlichen Beschädigungen
mit uns herum wie ein Tourist einen schweren Koffer durch eine Flughafenhalle. Geben Sie Ihren Genen die Schuld, Ihren Eltern, Ihrer Schule, das ist nur eine lange Kette von Ursache und Wirkung. Der Entwurf des Lebens stand lange fest, bevor Sie überhaupt geboren wurden.«
    »Was haben die Karten bloß an sich, dass sie alle Leute so salbungsvoll und großherzig werden lässt?«
    »Es ist wie bei einer Kommunion, man verteilt die Oblaten, man teilt das Schicksal zu. Darin liegt die Schönheit von Blackjack, in der Blindheit des Zufalls. Man wird daran erinnert, dass man das Heft nicht in der Hand hat. Man lehnt sich einfach zurück und verfolgt das Spiel der Zahlen.«
    »Sie können vielleicht so tun, als fürchteten Sie sich nicht vor dem Tod, ich für meinen Teil habe eine Heidenangst davor.«
    »Alles ist besser als das hier.«
    »Wo ist eigentlich der fünfte Mann abgeblieben?« Rye wies auf einen leeren Platz. »Sie waren doch zu fünft. Jetzt sind sie nur noch vier.«
    »Casper, ein Zahnarzt im

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